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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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was hier los war, aber ich würde auf jeden Fall nicht mitten hineinstolpern. Zumindest nicht, solange ich es noch verhindern konnte.
    Diesmal würde ich das Richtige tun. Klug handeln. Ich wollte einen kurzen Blick auf das werfen, was hier vor sich ging, auf denjenigen, der Morgan hergebracht hatte. Dann würde ich loslaufen und Professor Metis, Trainer Ajax oder sogar Nickamedes zu Hilfe holen.
    Ich bewegte mich zwischen den Regalen entlang und versuchte durch die Reihen muffiger Bücher einen Blick auf Morgan zu werfen. Das Geräusch ihrer Schritte klang hier viel lauter, weil es von der Decke zurückgeworfen wurde, und sie bewegte sich immer noch auf diese langsame, gemessene Art.
    Durch die Regalreihen erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Walküre. Ihr Gesicht war nach wie vor vollkommen leer, als wüsste sie nicht einmal, was sie gerade tat. Als hätte sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Als wäre sie … besessen.
    Als hätte jemand ihr Blut in die Schale der Tränen tropfen lassen.
    Diese Eingebung sprang aus den Tiefen meines Hirns und brach sich ihren Weg an die Oberfläche. Meine Gedanken schossen zurück zur letzten Nacht, als ich in meinem Zimmer Jasmines Buch gelesen hatte. Das, in dem all die Informationen über die Schale der Tränen standen. Ich konzentrierte mich, und der betreffende Absatz erschien vor meinem inneren Auge.
    Es gibt Gerüchte, die behaupten, Loki habe die Schale eingesetzt, um sich Leute gefügig zu machen. Laut diesen Quellen hatte der Gott – oder wer auch immer die Schale zu dieser Zeit besaß – vollkommene Kontrolle über jede Person, deren Blut in die Schale getropft war …
    Den Worten folgten andere Erinnerungen an all die Dinge, die ich in den letzten Tagen gesehen oder gehört hatte. Nickamedes, der über die Schale sprach und über die Tatsache, dass, wer auch immer sie gestohlen hatte, es eigentlich gar nicht hätte schaffen dürfen, die Bibliothek mit ihr zu verlassen. Das zerrissene Foto von Morgan und Samson, das ich in Jasmines Zimmer entdeckt hatte. Die Wut, die ich bei der Berührung des Bildes gefühlt hatte. All diese Bücher über Magie und Illusionen, die in Jasmines Regalen standen. Die steinerne Statue, die Morgan und Samson fast erschlagen hätte, als sie außerhalb der Bibliothek miteinander rummachten. Der Pirscher, der sich auflöste, nachdem Logan ihn getötet hatte.
    Und was ich immer und immer wieder sah – der wirklich wichtige Punkt –, war die Tatsache, dass ich nichts gefühlt hatte, als ich in dieser Nacht in der Bibliothek Jasmines Leiche gefunden hatte. Dass ich keinerlei Schwingungen oder Visionsblitze empfangen hatte. In der Nacht, von der ich geglaubt hatte, sie sei die letzte in Jasmines Leben gewesen. Ich hatte geglaubt, dass mit meiner Gypsygabe, meiner psychometrischen Magie, etwas nicht stimmte, aber vielleicht … vielleicht hatte ich einfach nichts fühlen können . Weil es nichts zu fühlen gab.
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr ergab es einen Sinn. Meine Gypsygabe ließ mich immer irgendetwas sehen, ob ich es nun wollte oder nicht. Aber nicht bei Jasmine. Das war das erste Mal gewesen, dass ich überhaupt nichts gefühlt hatte, dass nicht das Geringste aufgeblitzt war. Das allererste Mal. Und dann kamen all die Bilder, Erinnerungen und Gefühle in meinem Kopf plötzlich zusammen, fielen ineinander wie die Teile eines großen Puzzles. Ich hatte jetzt eine ziemlich gute Idee, wer Jasmine umgebracht und die Schale der Tränen gestohlen hatte. Und auch warum.
    O nein ! Wenn Morgan auf die Person zuhielt, von der ich glaubte, dass sie hier wartete, dann steckte die Walküre in großen Schwierigkeiten. Und ich ebenfalls …
    Ich war so damit beschäftigt, mir die Sache zusammenzureimen, dass ich nicht darauf achtete, wohin ich ging, und gegen einen der Ausstellungskästen rannte. Aber nicht einfach gegen irgendeinen Kasten, nein, ich rannte gegen Die Vitrine mit dem seltsamen Schwert darin. Das Schwert mit dem Heft, das aussah wie die Hälfte eines männlichen Gesichtes. Ich rannte mit solchem Schwung dagegen, dass das Schwert darin ein Stück verrutschte – und das Auge im Heft sich öffnete.
    Ich erstarrte und blinzelte mehrmals, weil ich dachte, nein, hoffte , dass ich es mir nur einbildete. Dass das Auge verschwinden würde, wie es schon mal passiert war, damit ich mir dann erklären konnte, dass ich es mir in einer üblen Situation einfach eingebildet hatte, weil ich ein wenig unter Stress stand. Okay,

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