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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Weg, der Anorak hing schief auf seinen schmalen Schultern.
    Vielleicht wurden sie auf ihn aufmerksam, weil er dunkelhäutig war. Vielleicht spielte das aber auch gar keine Rolle. Ágúst erklärte beim Verhör, dass sie bestimmt das Gleiche getan hätten, wenn es sich nicht um ein Ausländerkind gehandelt hätte. Hallur zuckte nur mit den Achseln, er hatte keine Antwort auf diese Frage. Er konnte auch ihren Zustand nicht genau beschreiben, nur, dass sie supergut drauf gewesen wären, richtig high nach dem gelungenen Diebstahl und irgendwie zu allem bereit. Den Jungen, der vor ihnen herging, kannten sie nicht. Wussten nicht, dass er Elías hieß. Hallur ging zwar in dieselbe Schule, konnte sich aber nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. Es war nicht um irgendeine Abrechnung gegangen. Elías war ihnen nie zuvor begegnet. Er hatte ihnen nie etwas getan.
    Sie waren supergut drauf.
    Sie holten Elías auf dem Fußweg ein, da, wo er am schmalsten und das Gebüsch zu beiden Seiten am höchsten war. Es wurde schon dunkel und es war kalt, aber sie waren high und standen unter Strom. Sie fragten ihn nach seinem Namen und ob er Geld bei sich habe, und was er eigentlich in Island verloren habe.
    Elías behauptete, kein Geld bei sich zu haben. Er versuchte, sich loszureißen, aber Ágúst hielt ihn fest. Hallur holte das Messer aus der Tasche, um Elías Angst zu machen. Sie hatten ihm gar nichts tun wollen, sie taten nur so, als ob, es war gar nicht ernst gemeint. Hallur hielt Elías das Messer vor die Nase und drohte ihm damit.
    Als Elías das Messer sah, setzte er sich noch mehr zur Wehr und begann, um Hilfe zu rufen. Ágúst hielt ihm die Hand vor den Mund. Elías schlug wie wild um sich. Ágúst rief Hallur zu, dass er ihn jetzt loslassen werde, aber in dem Moment biss Elías ihn in die Hand, was fürchterlich wehtat. Er brüllte vor Schmerz laut auf.
    Hallur hielt Elías noch am Anorak gepackt, und bevor ihm klar war, was er da eigentlich tat, hatte er zugestochen. Elías hörte auf, sich zu wehren. Er schrie auch nicht mehr, sondern hielt sich den Bauch und brach zusammen.
    Hallur und Ágúst sahen sich an. Dann rannten sie los, den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Sie nahmen den Bus und fuhren zu Ágúst nach Hause. Sie standen unter Schock. Ágústs Vater war zu Hause, und sie zögerten keinen Augenblick, ihm zu erzählen, was vorgefallen war. Hallur hatte Blut an der Hand. Das Messer hatte er unterwegs weggeworfen. Sie sagten ihm, dass sie in der Nähe der Schule mit einem Messer auf einen kleinen Jungen eingestochen hätten, aber nicht absichtlich. Es sei ein Unfall gewesen. Sie hätten dem Jungen nichts tun wollen. Es sei einfach so passiert. Ágústs Vater hörte ihnen fassungslos zu.
    Dann kam Ágústs Mutter nach Hause und sah sofort, dass etwas Schlimmes vorgefallen war. Als sie erfuhr, was die Jungen getan hatten, wollte sie sofort die Polizei anrufen. Ihr Mann zögerte.
    »Hat euch jemand gesehen?«, fragte er die Jungen.
    Sie schüttelten die Köpfe.
    »Nein, niemand«, sagte Hallur.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Wo ist das Messer?«
    Hallur beschrieb ihm, wo er es weggeworfen hatte.
    »Ihr bleibt hier«, sagte Ágústs Vater. »Es wird nichts unternommen, bevor ich zurück bin.«
    »Was hast du vor?«, stöhnte seine Frau.
    Er nahm sie beiseite, damit die Jungen nichts hören konnten. »Überleg jetzt erst mal in Ruhe. Denk an die Zukunft der Jungen, solange ich fort bin. Ruf meine Schwester an. Sag ihr, sie soll kommen und ihren Mann mitbringen.«
    Dann fuhr er los, kehrte eine Dreiviertelstunde später mit dem Messer zurück und sagte, er habe den Jungen nicht gesehen. Sie atmeten auf. Vielleicht war die Verwundung ja nicht so schlimm gewesen.
    Hallurs Eltern trafen ein und waren außer sich, als sie erfuhren, was passiert war. Sie konnten es kaum glauben, sahen aber den Mienen der Jungen an, dass es stimmen musste, und spürten die Ohnmacht von Ágústs Eltern angesichts einer Sache, von der man sich nie hätte vorstellen können, dass sie je passieren könnte. Sie sahen ihren Sohn an und begriffen dann, dass es wahr sein musste. Das Entsetzliche und Unbegreifliche war passiert, und nichts würde jemals wieder so werden, wie es gewesen war. Niemals.
    »Wir haben das wirklich nicht gewollt«, sagte Hallur.
    »Es ist einfach so passiert«, sagte Ágúst.
    Etwas anderes hatten sie nicht zu sagen.
    »Es war also nicht Gústi, der zugestochen hat?«, fragte seine Mutter.
    »Sie haben

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