Frozen Time (German Edition)

Lächeln wieder an die Zuhörer wendet.
    »
Projekt Frozen Time
ist unser Schlüssel zur Ewigkeit«, erklärt sie überschwänglich. Wieder bricht der Applaus los, und eine heiße Welle der Wut überrollt mich. Jetzt ist Schluss! Der Gedanke füllt meinen Kopf aus. Ich muss diesem Wahnsinn ein Ende bereiten! Ich schiebe mich aus meiner Deckung hervor und nähere mich dem nächststehenden Datenterminal. Die jungen Medis, die es eigentlich bewachen sollten, drehen mir ihre Rücken zu und beobachten gebannt die Präsidentin auf der Bühne, ihre Hände klatschen mit allen anderen im euphorischen Takt.
    Mit einer raschen Bewegung löse ich das SmartSet vom Chip an meinem Kopf und docke es an der Übertragungseinheit des Terminals an. Innerhalb von Sekundenbruchteilen werden die Daten übertragen; kaum leuchtet die Bestätigung auf dem Monitor des Terminals auf, tippe ich schon auf
Start
. Ich schnappe mir das SmartSet und hechte zurück hinter die Säule, als die ersten Aufnahmen auf dem riesigen Screen direkt hinter Samantha Figger erscheinen und Milos Stimme aus den Lautsprechern über die gesamte Halle dröhnt.
    »Dies ist die Wahrheit über
Projekt Frozen Time
!«
    Milos tiefe Stimme bringt den Beifall zum Verstummen. Für einen winzigen Augenblick muss ich lächeln. Milo ist bei mir, wie er es mir versprochen hat. Und ich weiß, dass es für immerso sein wird, wenn ich hier jemals heil rauskomme. Ich habe mich entschieden, sende ich stumme Worte in Gedanken zu ihm: Für dich!
    In der Halle hat sich wieder Ruhe ausgebreitet, alle Anwesenden folgen interessiert der Übertragung auf dem Screen an der Bühne – sie müssen ja annehmen, dass es sich um eine offizielle Vorführung handelt. Auch die Medienleute halten ihre Kameras auf die Übertragung, jeder Bürger in den VEN bekommt die Bilder in diesem Augenblick live zu sehen. Nur die Präsidentin ist herumgefahren und zum Bühnenrand geeilt, wo sie mit Timeus Meyer einige aufgeregte Worte wechselt.
    »Diese geheime Intensivstation mit angeschlossener Operationseinheit befindet sich im Keller des ForschungsCenters«, erklärt Milos Stimme, während übergroß die Aufnahmen zu sehen sind, die er dort unten gemacht hat: der lange Flur, die Intensivbetten mit den bleichen Patienten, die Monitore mit den Patientenavataren   … Der Ausschnitt wird stark vergrößert, zu sehen sind die ungewöhnlichen Medikamente, die diesen Patienten verabreicht werden. Jedem Medi in der Halle muss klar sein, was das bedeutet. Und tatsächlich macht sich bereits eine gewisse Unruhe breit.
    »Den Juniors, die in diesen Betten liegen, fehlte nichts. Sie waren nicht krank. Sie waren gesund. Sie glaubten, sie dürften an einem wichtigen Projekt mitarbeiten, aber sie wurden belogen«, ertönt Milos Stimme erneut. Dann ist Kimmys schmerzverzerrtes und angsterfülltes Gesicht zu sehen, ihre leisen Worte gehen mir durch und durch.
    »Die Medis gaben uns Medikamente. Aber die halfen nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sie es nur schlimmer machten. Ichwurde immer schwächer und mir ging es immer schlechter. Ich war mir fast sicher, dass es die Medikamente waren, die mich krank machten.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, höre ich Robins Stimme aus dem Off – und dann meine eigene Stimme, die darauf direkt zu antworten scheint: »All das geschieht, um die Entnahme aller Organe vorzubereiten.«
    Ein Raunen geht durch die Zuschauermenge, und auch vor der Fassade des Gebäudes scheint Unruhe ausgebrochen zu sein. Durch das Glas kann ich entsetzte Gesichter erkennen, die sich gegen die Scheiben pressen. Von der Bühne aus bahnen sich die Officer einen Weg durch die Stuhlreihen, um zu den Datenterminals zu gelangen und die Übertragung zu stoppen. Ich beobachte sie aus meinem Versteck heraus; sie wissen nicht, welches der etwa fünfzig Geräte ich benutzt habe, und mit ein bisschen Glück wird es noch lange genug dauern, bis sie es gefunden haben.
    »Die Präsidentin lügt, wenn sie behauptet, dass die geschädigten Organe der
Frozen
durch eine Stammzelltherapie regeneriert würden. In Wahrheit erhalten die Erweckten die Organe eines unfreiwilligen Spenders«, erklärt Milo weiter über die Lautsprecher. Dazu sind die Aufnahmen zu sehen, die Milo von der geheimen Operation gemacht hat: Medis, die an einer O P-Einheit arbeiten, daneben ein
Frozen
in einer Kryobox. Auch der Patientenavatar im Hintergrund ist gut zu erkennen.
    »Den eigentlich gesunden Juniors werden ihre Organe entnommen, um sie