Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
sie sei in Ben Blum verliebt! Sie schüttelte den Kopf über den Blödsinn, der sich da in ihr festsetzen wollte. Aber insgeheim haderte sie mit dem Schicksal, das es ihr verwehrte, einen solch tollen Mann für sich gewinnen zu können. Warum musste ausgerechnet er schwul sein?!
Ben sorgte durch seine bloße Anwesenheit dafür, dass sie wie auf Wolken schwebte. Das hatte zwar nichts mit diesem erotischen Touch zu tun, der von Anfang an bei Gabriel eine Rolle gespielt hatte, nein, es war ein noch intensiveres Gefühl, das nicht aufs körperliche begrenzt war.
Beim Abschied schließlich tat Ben etwas, das sie ganz und gar verwirrte. Er nahm sie in den Arm, zögerte kurz, küsste sie auf den Mund und sah ihr wieder einmal einen Deut zu lang in die Augen, bevor er sich seltsam verlegen zum Gehen wandte.
»Bis dann, meine Schöne!«, hörte sie ihn gerade noch flüstern, ehe die Dunkelheit ihn endgültig verschluckte.
Senta schluckte. Da sollte sie doch der Teufel holen. Ein ganzer Schwarm Schmetterlinge flatterte in ihrem Bauch! War sie jetzt ganz am Abdrehen, oder was? Wie konnte man nur so blöd sein, sich in einen Mann zu vergucken, der Männer liebte? Darüber konnte sie noch nicht einmal mit Ina reden. Die würde sie doch glatt für übergeschnappt halten.
Senta war wirklich und wahrhaftig von den Socken. Um sich abzulenken, rief sie nach Tico, der sich wohl in sein Körbchen verkrochen hatte, nachdem sich den ganzen Abend niemand so recht für ihn interessiert hatte. Schwanzwedelnd kam er an, blickte fragend zu seinem Frauchen auf, als wolle er sagen: Na, hast du dich auch wieder an mich erinnert?
»Komm, mein Guter, wir gehen noch ein bisschen nach draußen!«
Senta schlüpfte in die Stiefel, die neben der Tür standen, und warf eine Jacke über.
Ach, war die Luft herrlich frisch. Es war wärmer geworden. Ein stetes Tropfen war das hörbare Indiz dafür, dass der Schnee langsam schmolz. Senta seufzte glücklich. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis der Frühling wieder Einzug hielt. In ihrem Herzen sah es jetzt schon verdammt nach Frühling aus!
Frühlingsgefühle
I
n Gedanken versunken stand sie da und erschrak heftig, als sie die Scheinwerfer eines Autos erfassten. Carsten Premmler fuhr gerade in seine Einfahrt. So wie es aussah, kam er von der Arbeit im Krankenhaus.
»Ach hallo, wen haben wir denn da? Na, bist du wieder deinem Frauchen ausgebüxt?« Er sah sich suchend um. »Da ist ja dein Frauchen!« Er winkte Senta zu.
In den Wochen nach ihrem fragwürdigen Kennenlernen hatten sie oft bei solchen Gelegenheiten miteinander gesprochen. Tico hatte einen Narren an Premmler gefressen und war nicht zu halten, wenn er ihn sah. Diese Zuneigung schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn auch ihr Nachbar war dem kleinen Racker sichtlich zugetan.
»Hier hast du dein Leckerli!«
Senta verfolgte belustigt die Szene.
Carsten Premmler hatte sich doch tatsächlich einen Vorrat von Ticos getrockneter Entenbrust zugelegt. Anscheinend trug er den in einer seiner Taschen mit sich herum. Ob Ticos große Liebe vielleicht daher rührte? Gemeinsam beobachteten sie Tico, wie er genüsslich schmatzend, im Schein von Premmlers Außenbeleuchtung, die Entenbrust vertilgte.
»Trinken sie eine Tasse Kaffee mit mir?« Er sah Senta fragend an.
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist schon spät, ich glaube, das wäre keine gute Idee.«
Senta wollte nur noch ins Bett, damit sie über die Nachwirkungen von Bens Besuch nachdenken konnte. Lilly übernachtete bei ihrer Busenfreundin Sandy, da lenkte sie nichts und niemand ab.
»Na, wenn ihnen das zu stark ist, dann können wir auch ein Glas Wein trinken.«
Carsten Premmler sah Senta erwartungsvoll an.
Ach, was sollte der Geiz! Zuhause wartete heute einmal ausnahmsweise keiner auf sie. Ein Gläschen mit dem Nachbarn würde sie schon nicht umbringen. Vielleicht war es ganz gut, wenn sie etwas Abstand zu der Sache mit Ben gewann.
»Also gut. Aber wirklich nur ein Glas, ich bin todmüde.«
Sie gähnte demonstrativ und folgte Premmler, der die Haustür aufschloss, in dessen Küche. Tico sauste wie ein Wirbelwind vorweg. Er tat gerade so, als sei er hier zu Hause.
»Tut mir leid.« Carsten Premmler stand mitten in seiner Küche und rieb sich die Hände. »Es ist nicht eben wohlig warm hier.«
»Haben sie etwas dagegen, wenn ich den Kamin im Wohnzimmer schnell anheize? Dauert nur eine Sekunde. Es wäre bestimmt gemütlicher, als sich den Arsch abzufrieren.«
Was sollte Senta
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