Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
dazu sagen? Er hatte ja recht, es war wirklich saukalt hier drinnen. Sie fröstelte. Na ja, es kam auf einen Versuch an. Vielleicht konnte sie das mit dem Wein noch canceln.
»Machen sie sich doch wegen mir keine Umstände. Ich will ja schließlich nicht bei ihnen übernachten.«
Doch der liebe Doktor ließ sich nicht aufhalten.
»Papperlapapp, das macht doch keine Umstände. Ich werfe das Ding grundsätzlich an, wenn ich heimkomme. Die Heizung ist halt nicht mehr die Jüngste, wenn ich die Heizkörper nicht bis zum Anschlag aufdrehe, kommt da wenig raus.«
Senta gab sich geschlagen. Ihr Nachbar hatte nicht zu viel versprochen. Nur kurze Zeit später saßen sie mit einem Glas Rotwein vor einem lustig flackernden Feuerchen. Sie unterhielten sich über Gott und die Welt und aus einem Glas wurden zwei, dann drei. Senta war plötzlich nicht mehr zu halten. Carsten Premmler hatte in seiner Spätschicht bestimmt keinen Alkohol zu sich genommen, während sie bereits auf etliche Gläser Wein zurückblicken konnte, die sie mit Ben beim Dinner genossen hatte.
Was war das Doktorchen doch für ein lustiges Kerlchen und süß noch dazu! Senta kicherte wie ein Schulmädchen.
»Ach Herr Premmpler, ups, ich meinte natürlich Herr Premmler, Tschuldigung! Wie wäre es denn, wenn wir uns endlich mal duzen würden. Schließlich haben wir doch schon so einiges miteinander erlebt.«
Irgendwie kam es ihr so vor, als hätte sie den gleichen Satz erst vor kurzem zu einer anderen Person gesagt hatte, aber zu wem? Es wollte ihr einfach nicht einfallen.
Senta beugte sich zu Premmler, der ihr gegenübersaß, und wäre beinahe aus ihrem Sessel gefallen, wenn dieser sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte. Jetzt hing sie halb auf seinem Schoß und betrachtete ihn von unten herauf.
»Holla, das kommt davon, wenn man seine Nachbarin nach Mitternacht zu einem Drink einlädt, Premmlerchen!«
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Warum grinste der Kerl von einem Ohr zum anderen. Was war schon dabei, wenn sie sich ein bisschen bei ihm abstützte? Ihr war eben schwindelig geworden, na und?
Premmler zog sie hoch und setzte sie behutsam auf ihren Sessel zurück.
»Das hätten wir schon lange tun sollen.« Er hielt inne und sah Senta in die Augen, die einen leicht irritierten Eindruck machte.
»Was hätten wir schon lange tun sollen, Doktorchen? Wollen sie mich etwa untersuchen?«
Man sah Carsten Premmler an, dass er an sich halten musste, um nicht laut loszulachen. Diese Frau hatte eine Art an sich, die ihn vom ersten Moment an bezaubert hatte. Sie machte keine halben Sachen. Wenn sie sauer war, dann war sie eben sauer, wenn sie trank, dann trank sie eben. Er hätte gerne gewusst, ob sie es auch mit der Liebe so hielt.
»Ich meinte das mit dem Duzen, das hätten wir schon lange tun sollen!«
»Ach so!« Senta klang irgendwie enttäuscht. Ein Schelm, wer sich Böses dabei dachte.
»Also machen wir doch Nägel mit Köpfen. Wie du bestimmt weißt, ist mein Vorname Carsten!«
Er hielt Senta die Hand hin. Senta betrachtete sie interessiert. Was wollte er jetzt schon wieder von ihr? Sollte sie aufstehen? Es war doch gerade so gemütlich hier!
»Und du bist Senta. Die herrlich komplizierte, unkomplizierte Senta, nicht wahr?«
Wie der einen ansah! Da wurde es einem ja ganz warm ums Herz. Was hatte er gesagt? Ach egal, wen interessierte das schon.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«
»Was, du willst mich los werden? Das ist aber nicht gerade die feine englische Art!« Sentas Stimme klang leicht verwaschen.
»Du kannst selbstverständlich auch hier bleiben. Ich dachte nur, dass deine Tochter sich ängstigt, wenn du länger wegbleibst.«
»Ach die! Die ist doch gar nicht da. Sie schläft bei Sandy! Ich bin ganz alleine in dem blöden Haus!«, entgegnete Senta mit weinerlicher Stimme.
Wo war überhaupt Tico, dieser Verräter, hatte der sie jetzt auch verlassen? Alle verließen sie, das war doch nicht in Ordnung. Ach, wenn sie nur nicht so müde wäre. Senta fielen die Augen zu.
Carsten Premmler beobachtete sie aufmerksam. Da war jemand ganz eindeutig einsam. Und das bestimmt nicht erst seit heute. Er kannte dieses Gefühl nur allzu gut.
»Weißt du was, Senta? Du schläfst heute Nacht einfach in meinem Bett und ich schlafe auf der Couch.«
Die Volleule bekam davon nichts mit. Sie schlummerte bereits friedlich.
Ganz vorsichtig, als wäre seine Fracht unendlich kostbar, hob er sie hoch, trug sie in sein Schlafzimmer, zog
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