Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
Stadtpark fürs Wochenende. Senta fand, das war eine gute Möglichkeit, die Sache in etwas ruhigere Bahnen zu lenken. Für Überrumplungstaktiken war an diesem Ort wenig Platz. Dabei stand nicht mal die Sorge vor einem Übergriff Gabriels im Vordergrund, wie sie sich verschämt eingestehen musste.
***
Lothar hatte seine »Drohung« wahr gemacht und war gleich am Montag nach seinem überraschenden Besuch mit wichtigtuerischer Miene angerauscht. Gemeinsam fuhren sie nach Bremstadt, um im dortigen Autohaus, das auch das Unfallfahrzeug abgeschleppt hatte, die weitere Vorgehensweise zu klären. Bei dieser Gelegenheit blieb es Senta nicht erspart, ihren armen Wagen noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Die Brandfolgen waren ihm deutlich anzusehen und Senta überlief eine Gänsehaut vom Feinsten.
»Sieht ganz schön gruselig aus, das Autochen, was Frau Weißenfels?«
Der Mitarbeiter des Autohauses hatte wenig Sinn für Feinheiten. Beifalls heischend, als hätte er einen besonders guten Witz an die Frau gebracht, stand er da. Senta würdigte ihn keines Blickes. So ein unsensibles Arschloch war ihr schon lange nicht mehr begegnet. Dagegen war Lothar ja direkt zartfühlend und das wollte wirklich etwas heißen.
Die Modalitäten für die Versicherung wurden geklärt und Senta fuhr nur wenig später mit einem Leihwagen vom Hof. Wenigstens war sie wieder mobil. Das weitere würde sich sicher auch bald regeln. Den Neuwagen sollte sie in zwei Wochen abholen.
Leider stellte sich die Versicherung quer und Lothar, dieses Großmaul, hatte nichts Besseres zu tun, als ihr den dringenden Rat zu erteilen, klein beizugeben. Nun, es war ja auch nicht sein Geld, um das es hier ging. Senta, die ganz anderer Meinung war, fragte sich verärgert, warum sie ihn überhaupt gefragt hatte. Sie würde auf keinen Fall klein beigeben!
Bei einem Besuch in Ben Blums Laden kurz darauf, ließ sie sich über ihren Ärger mit der Versicherung aus und staunte nicht schlecht, als dieser ihr anbot, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Zuerst wollte sie sein großzügiges Angebot ablehnen, entschied sich dann aber doch, es anzunehmen. Was hatte sie schließlich zu verlieren? Seit der »Geschenkkorbaffäre« hatte sie zwei, dreimal mit ihm gesprochen. Sein Ansinnen, ihr zu helfen, hatte sie schon damals sehr gerührt. Er war so unkompliziert, charmant und zupackend, dass man ihn einfach gern haben musste. Senta schenkte ihm Vertrauen und das wollte bei der ihr eigenen Vorsicht im Bezug auf ihre Mitmenschen wirklich etwas heißen.
Ihre Erleichterung kannte keine Grenzen, als sie ein paar Tage später ein Schreiben in Händen hielt, dass der Schaden jetzt doch in voller Höhe übernommen würde.
Sie lud Ben Blum zu einem Abendessen bei sich zu Hause ein. Sie fand, das war das Mindeste, was sie ihm schuldig war. Allerdings sollte es fast vier Wochen dauern, bis sie ihre Offerte in die Tat umsetzen konnte.
Als es dann endlich so weit war, wurde Senta mit jeder Minute, die verging, nervöser. Aus leidvoller Erfahrung wusste sie, dass immer, wenn man sich besonders viel Mühe gab, etwas gewaltig in die Hose ging. Erschwerend kam noch hinzu, dass sie ihren Gast für einen Feinschmecker hielt.
Sie wälzte Kochbücher, besuchte Kochseiten im Netz und stellte die tollsten Menüs zusammen, um sich dann doch für ein Pastagericht zu entscheiden, das sie schon sehr oft für ihre Familie zubereitet hatte. Zum Dessert sollte es ihr berühmt-berüchtigtes Tiramisu geben. Selbst wenn sie sich mit diesem Dinner nicht in die Top 10 der Gourmetküche katapultierte, war wenigstens sichergestellt, dass sie sich nicht bis auf die Knochen blamieren würde. Lilly, die ihrer Mutter bei der Zubereitung über die Schulter sah, konnte deren Aufregung gar nicht verstehen.
»Ganz easy, Mum. Es ist doch lediglich Herr Blum, den du bekochen sollst, und nicht der Papst!«
Leider tröstete diese Tatsache ihre Mutter nur wenig, wie es aussah. Lilly hob resigniert die Schultern und trollte sich.
Als Senta dann mit Ben am Tisch saß, fiel der ganze Stress im Nu von ihr ab. Es war so angenehm mit diesem Mann. Er vermittelte ihr doch glatt das Gefühl, die Küchengöttin schlechthin zu sein. Senta strahlte. Sie liebte es, wenn ihr Essen für Begeisterung sorgte. Beherzt bat er um Nachschlag. Man sah auch ohne Brille, dass es ihm schmeckte. Es wurde ein überaus erfreulicher Abend. Senta war geradezu euphorisch gestimmt. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie glatt behaupten,
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