Fruehlingsherzen
sich in Gefahr begeben wollte. „Und was ist mit Ihnen? Sie befinden sich auf der Flucht vor diesen Gangstern und wollen sich mit einer Katze belasten?“
Sie schaute ihm ernst in die Augen. „Ich hole mir Sex.“
Er fragte sich, ob es irgendetwas gab, was sie von ihrem Vorhaben abbringen konnte. Ein Kuss? Er hätte gern noch mehr getan, und vielleicht hätte sie darüber die verflixte Katze vergessen. Nein, das wahr unwahrscheinlich. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie sich durch nichts und niemand daran hindern lassen würde, alles zu versuchen, um das Tier zu retten. Er kannte sie zwar erst wenige Stunden, aber es war klar, dass sie zu den Menschen gehörte, die nicht von einem Entschluss abzubringen waren, sobald sie sich dazu durchgerungen hatten. „Na schön. Aber haben Sie sich auch schon überlegt, wie Sie die Katze aus der Wohnung holen wollen?“
Kyla nickte. „Ich bestelle eine Pizza.“
„Eine Pizza? Haben Sie etwa Hunger? In dieser Lage?“
„Nein, ich bestelle eine Pizza für die Gangster“, entgegnete sie. „Sex hat die Angewohnheit, ins Schlafzimmer zu rennen und sich hinter meinem Teddybär zu verstecken, wenn es klingelt. Sie bleibt dort immer eine Weile, bevor sie herauskommt, um nachzusehen, wer es ist. Also habe ich genug Zeit, durch das Schlafzimmerfenster einzusteigen, mir Sex zu schnappen und mit ihr zu verschwinden.“
„Durchs Fenster?“, stöhnte Pete. „Das wird ja immer schlimmer!“
„Sparen Sie sich Ihre Einwände! Habe ich uns nicht schon heute Abend aus einer brenzligen Situation befreit?“
„Ja, indem Sie mich da hineinzogen.“ Er steckte mittendrin, das war klar. Er konnte sie nicht aufhalten, und allein gehen lassen konnte er sie auch nicht. Vielleicht war es jetzt sein Körper, der seine Handlungen bestimmte, und nicht sein Verstand, aber er musste ihr einfach helfen. Närrisch wie er war, würde er erneut den Helden spielen.
Zu seiner Überraschung löste die ganze Aufregung einen Adrenalinstoß in ihm aus, der gar nicht unangenehm war, denn er fühlte sich lebendiger als seit Monaten, nein, seit Jahren. Genauer, seit er in seiner Heimatstadt den Wasserturm mit Farbspray verschönert hatte. „In welchem Stockwerk befindet sich Ihre Wohnung?“
„Im ersten Stock. Vor dem Schlafzimmerfenster steht ein Baum, auf den ich klettern könnte.“
„Unsinn. Das mache ich.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Pete, aber Sie sind zu groß für den Baum und auch für das Fenster. Außerdem kennt Sex Sie nicht.“ Ihr Lächeln vertrieb sein allerletztes Fünkchen Verstand. „Aber Sie könnten den Fluchtwagen fahren.“
Eine knappe Stunde später fuhren sie langsam an Kylas Wohnung vorbei.
„Die Vorhänge sind zugezogen“, meinte sie nachdenklich. „Ich lasse sie gewöhnlich offen, damit Sex durchs Fenster schauen kann. Das bedeutet, dass die Kerle in der Wohnung sind. Hoffentlich haben sie Sex nichts angetan!“
„Wir haben Ihren kleinen Liebling gleich befreit!“, sagte Pete beruhigend. „Wo ist die nächste Telefonzelle?“
„Vorn an der Ecke.“ Kyla hielt ihre Hände fest verschränkt. Sie waren vor Angst eiskalt und zitterten.
Pete warf ihr einen besorgten Blick zu. „Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?“
„Ganz sicher. Ich will Sex haben.“
Er lachte. „Oh, Kyla!“
Diesmal störte es sie nicht, wie er ihre Bemerkung aufnahm. Im Gegenteil, sein leises Lachen wirkte eher beruhigend. Witze waren gut in einer Situation wie dieser. Sehr gut sogar.
Sie wählte die Nummer der Pizzeria aus dem Gedächtnis heraus, wie schon so viele Abende zuvor, und Pete stellte den Motor ab und lenkte den Wagen in die schmale Gasse hinter den Häusern.
Kyla spähte in die Dunkelheit. „Machen Sie bloß keinen Krach!“
„Nein. Wie viele Minuten sind seit Ihrem Anruf vergangen?“
„Sechs. Sie brauchen zwölf zur Lieferung.“ Sie schwitzte vor Angst und schluckte.
„Sie essen wohl oft Pizza?“
Wieder schluckte Kyla. „Wie wäre ich sonst auf die Idee gekommen?“
„Hören Sie, falls einer der Kerle ins Schlafzimmer geht, klettern Sie sofort den Baum hinunter, ob Sie nun die Katze haben oder nicht! Ich warte hier unten im Wagen.“
„Pete, ich habe Sie nur gebeten zu fahren. Sie werden nicht das Kommando übernehmen.“
„Verdammt, Kyla …“
Sie löste ihren Sicherheitsgurt. „Sehen Sie das Loch im Zaun?“
„Ja.“
„Ich schlüpfe hindurch, und von hier aus können Sie die Straße im Auge behalten. Ich warte oben auf dem Baum, und
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