Fruehlingsherzen
Besorgnis machte es ihr nur noch schwerer, ihre Emotionen zu beherrschen, obwohl sie seinen starken Arm um ihre Schultern als sehr beruhigend empfand. „Wie ist eigentlich Ihr Familienname?“
„Beckett. Hatte ich Ihnen das noch nicht gesagt?“
„Sie wollten wohl nicht, dass ich weiß, wie Sie heißen.“
„Mag sein.“ Eine Weile fuhr er schweigend weiter und sagte dann: „Kyla, es muss doch jemanden geben, den Sie um Hilfe bitten können! Ich kann verstehen, dass Sie sich im Augenblick noch nicht an die Polizei wenden wollen, aber kennen Sie nicht jemanden in Chicago, der Ihnen helfen könnte?“
Kyla versteifte sich. Also wollte er sie doch loswerden! „Ich bin erst vor fünf Monaten hierhergezogen und kenne noch nicht viele Leute.“
„Und was ist mit Ihren Eltern? Sie müssten doch …“
„Nein. Nicht meine Eltern.“ Oh ja, er wollte sie ganz eindeutig loswerden! Und nach allem, was er schon für sie riskiert hatte, musste sie ihm die Möglichkeit einräumen. „Setzen Sie mich doch einfach irgendwo ab, Pete“, sagte sie. „Sie haben schon mehr getan, als ich erwarten durfte, und das werde ich Ihnen nie vergessen. Aber jetzt komme ich allein zurecht.“
Er schien verblüfft. „So war das nicht gemeint.“
„Es ist schon gut, wirklich. Mir ist klar, in welch schwierige Situation ich Sie gebracht habe. Also vereinfachen Sie Ihr Leben und lassen Sie mich an der nächsten Ecke raus. Sie haben genug eigene Sorgen – Ihr Schwager, Ihre Schwester …“
„Schluss jetzt“, unterbrach er sie.
„Aber …“
„Ich sagte, Schluss. Wir fahren zum Hotel zurück und nehmen die Katze mit. Meinen Sie, ich hätte dieses ganze Theater mitgemacht, um Sie irgendwo auf der Straße abzusetzen? Wielange würden Sie wohl überleben, ohne Geld, ohne Schutz und eine Katze im Arm?“
„Hey, Mister, ich brauche Ihr Mitleid nicht!“, entgegnete sie gereizt. „Wenn es nämlich nur Mitleid …“
„Es ist kein Mitleid!“
„Was dann?“
„Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß! Aber Sie kommen mit mir ins Hotel und bleiben dort, bis Sie es ohne Gefahr wieder verlassen können. Ist das klar?“
Sie starrte ihn nur verwundert an. War es möglich, dass sie nach all diesen Jahren doch noch einen Helden gefunden hatte?
In der Zwischenzeit hatten Vinnie und Dominic Kylas Wohnung durchsucht und dabei mehrere Fotos von ihr gefunden.
„Hey“, sagte Vinnie begeistert, „das ist doch die Frau, die in dem Büro mit dem Kerl auf der Couch lag! Ich glaube, wir müssen ihrem Chef mal einen Besuch abstatten!“
„Ist das nicht zu riskant?“, entgegnete Dominic besorgt.
„Ach, sieh mal einer an. Jetzt machst du dir Gedanken über Risiken? Wenn du nicht darauf bestanden hättest, aufs Klo zu gehen und dir die Bilder anzuschauen, wäre uns das hier erspart geblieben.“
Dominic betrachtete das Foto. „Du hast recht, Vinnie“, sagte er leise. Sein Cousin versuchte dauernd, ihm die Schuld an allem zuzuschieben, aber so intelligent war Vinnie auch wieder nicht. Was Dominic jedoch am meisten störte, war, dass Vinnie sich ihm gegenüber stets als Boss aufspielte. Zum ersten Mal in dreißig Jahren fiel ihm auf, dass er Vinnie eigentlich gar nicht so sehr mochte.
4. KAPITEL
U m Sex durch das Foyer zu schmuggeln, lieh Kyla sich noch einmal Petes Trenchcoat aus. „Es wird ihr nicht gefallen“, sagte sie, als sie die sich windende Katze unter den Mantel schob. „Lassen Sie sie bloß nicht entkommen!“
„Nein.“ Kyla legte die Arme um die Wölbung vor ihrem Bauch. „Ich halte sie schon fest.“
Sie gingen am Portier vorbei und gelangten problemlos zum Aufzug, obwohl Kyla einen Schmerzensschrei unterdrücken musste, weil Sex die Krallen in ihren Bauch schlug. Als der Lift hielt, seufzte sie vor Erleichterung.
Pete nahm ihren Arm und half ihr in die Kabine. „So weit, so gut“, murmelte er.
Kyla drehte sich um, als ein gut aussehender Mann in einem dunklen Anzug hinter ihnen einstieg. Das Schildchen auf seinem Revers wies ihn als stellvertretenden Direktor aus. Oh nein! dachte Kyla entsetzt.
Der Mann lächelte freundlich und versuchte, eine Unterhaltung zu beginnen. „Fühlen Sie sich wohl bei uns?“, erkundigte er sich.
Sex wählte ausgerechnet diesen Augenblick, um sich zu bewegen, und Kyla presste beide Hände auf ihren Bauch.
Pete legte den Arm um sie. „Soweit das möglich ist, wenn man den Zustand meiner Frau bedenkt. Alles in Ordnung, Liebling?“
„Ja.“ Kyla schloss die Augen, denn
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