Fruehlingsherzen
viel Zeit sollten wir ihnen geben?“
„Nicht zu viel. Offensichtlich könnten sie sich gegenseitig zu schnell ablenken.“
Sie lachte kurz und stützte sich dann lässig auf die Lehne eines Stuhls. „Wir können zurückgehen. Ich habe, was ich brauchte.“
„Und was war das?“
„Einen klaren Kopf.“ Sie lächelte ihn entwaffnend an.
Bietet sie mir einen Waffenstillstand an? „Ich bin sicher, wirwerden etwas ausarbeiten.“ Bruce zwinkerte ihr freundschaftlich zu. „Und ich wette, wir arbeiten gut zusammen.“
„Ich wette dagegen.“
„Wie kannst du das sagen?“ Er stand langsam auf und sah ihr in die Augen, während er näher kam. „Erzähl mir nicht, dass du vergessen …“
„Newman!“, rief Kendra, und in ihren blauen Augen blitzte eine Warnung auf.
Die Botschaft war eindeutig. Über diese Nacht würde sie nicht reden. Der Hund kam durch den Flur getrottet und überraschte Bruce damit, dass er sich neben sein Bein setzte.
Kendra verdrehte die Augen.
„Er mag mich“, meinte Bruce.
„Er ist leicht zu beeindrucken. Lass uns zurückgehen.“
Diana wirkte glücklicher als sonst. Kendra bemerkte das Funkeln in ihren Augen, was normalerweise bedeutete, dass sie ihren Willen durchgesetzt hatte. Das hoffte Kendra sehr, denn Diana war immer für Fortschritt und Veränderung und damit auf ihrer Seite. Während Diana in der Küche hantierte und das Geschehen von dort aus verfolgte, saß Seamus auf dem Sofa. Er sah auf, als Kendra und Bruce ins Wohnzimmer kamen. Ganz anders als seiner Verlobten schien ihm die Wendung der Dinge überhaupt nicht zu behagen.
Während Kendra neben dem Tisch mit ihren Unterlagen stehen blieb, setzte sich Bruce seinem Vater gegenüber. „Also, Dad, was meinst du?“
Einen Moment lang sagte Seamus nichts, starrte zuerst auf Bruce und dann auf die Papiere auf dem Tisch. „Ich denke, dass ich in einer ziemlich dummen Zwickmühle sitze.“
Niemand erwiderte etwas darauf. Kendra war sicher, dass jeder hören konnte, wie laut ihr Herz klopfte, so still war es.
„Bruce, du musst begreifen, dass wir schon fast zwei Jahre an diesem Internet-Café und der Erweiterung arbeiten“, begann Seamus. „Ich kann mich wirklich für die Idee begeistern, ‚Monroe’s‘ ins nächste Jahrhundert zu führen.“
Als Bruce etwas sagen wollte, brachte sein Vater ihn mit einem Blick zum Schweigen.
Kendra wünschte, sie hätte sich ebenfalls gesetzt, denn ihre Beine fühlten sich ganz zittrig an, als sie darauf wartete, dass Seamus fortfuhr.
„Und Kendra, du musst wissen, dass mein Vater ‚Monroe’s‘ 1933, in dem Jahr, als ich geboren wurde, eröffnet hat. Er führte die Bar, bis er 1965, mehr als dreißig Jahre später, starb. Mit dreiunddreißig hab ich sie dann übernommen.“ Er sah Bruce an.
Während Kendra zuhörte, biss sie sich auf die Lippe. Ist das für Seamus etwa eine Art Wink des Himmels, dass sich die Geschichte wiederholt? fragte sie sich entnervt. Sie bemerkte, dass Bruce lächelte. Wahrscheinlich dachte er dasselbe, oder er war sich seiner so sicher, dass er es sich leisten konnte, so großspurig zu sein.
Doch dann beugte er sich nach vorn. „Dad, könnten wir nicht einen Kompromiss finden? Gibt es einen Weg, ‚Monroe’s‘ als Bar in der Familie zu behalten und einen anderen Ort für diesen anderen Kram aufzutreiben?“
„Das geht nicht“, entgegnete Kendra, bevor Seamus antworten konnte. „Diese Baupläne sind von einem Architekten – einem teuren übrigens – speziell für dieses Gebäude und die anderen Häuser entworfen worden.“
„Dann nimm doch eines der anderen Gebäude“, konterte Bruce.
„Das tun wir ja. Sobald wir die Bar herausgerissen haben und die ganze Wand gut fünfzehn Meter für die Kunstgalerie nach hinten versetzt haben.“
„Eine Kunstgalerie?“, fragte Bruce fassungslos. „Der Platz wäre perfekt für Billardtische und zwanzig TV-Bildschirme. Dann könnten die Gäste dort am Sonntag zwanzig verschiedene Footballspiele verfolgen und …“
„Sonntags? Das ist einer unserer besten Tage, an dem wir mit dem Internet so viel Umsatz …“
„Ihr beiden müsst das unter euch ausmachen“, sagte Seamus.
„Genau“, mischte sich Diana von der Küchentheke aus ein. „Ihr müsst zusammenarbeiten.“
„Was?“, fragten Kendra und Bruce wie aus einem Munde.
„Sie hat recht“, bestätigte Seamus. „Ich kann keine Entscheidung treffen, ohne jemandem wehzutun, der mir am Herzen liegt. Wir werden unsere Reise machen, und
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