Fruehlingsherzen
größten Teil.“ Die Tatsache, dass er deshalb jeden seiner Bekannten im Umkreis von achtzig Kilometern angerufen hatte, würde wohl ebenfalls nicht schaden.
Sie schüttelte den Kopf. „Bruce, ich sage es dir wirklich nichtgern, aber ‚Monroe’s‘ ist abends nicht gut besucht. Nach Sieben können ein paar Nachzügler auftauchen, und Jerry und Larry bleiben gewöhnlich, bis sie Hunger kriegen. Doch ansonsten ist dann hier kaum etwas los.“
„Und das akzeptierst du so einfach? Möchtest du nicht auch abends Geld verdienen? Ich dachte, du wärst eine Unternehmerin. Eine Kapitalistin.“
„Ich bin eine Realistin. Die Leute kommen tagsüber hierher ins Café, wenn sie Zugang zum Internet brauchen oder gerade eine Pause machen. Abends zu Hause haben sie ihre eigenen Computer.“
„Dann ändere das.“
„Ich arbeite daran.“ Kendra lehnte sich in ihrem modernen Bürostuhl zurück, durch den sie den alten quietschenden Stuhl seines Vaters ersetzt hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Warst du vorgestern so verärgert, dass du nichts von meiner Präsentation mitbekommen hast? Erinnerst du dich an all die Pläne? An das Theater? An die Galerie und den DVD-Verleih?“
Bruce hakte nach. „Verärgert? Worüber?“
„Darüber, dass dein Vater sich verliebt hat.“
„Ich missgönne meinem Vater sein Glück nicht. Das bildest du dir nur ein.“
Sie zog ungläubig die Augenbraue hoch.
„Tue ich nicht“, beharrte er. „Seine Lady scheint …“ Perfekt, attraktiv, erfolgreich und aufmerksam zu sein. Warum sollte er all das seinem Vater nicht wünschen? „… nett zu sein.“
„Das ist sie und noch viel mehr.“ Kendra begann flott auf ihrer Tastatur zu tippen. „Und jetzt führe deine Bar, Bruce. Ich habe zu arbeiten.“
„Ich kann keine Weingläser finden.“
Sie sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an und tippte dann aber weiter. „Ich habe keine Ahnung, wo noch welche sind. Vielleicht habe ich sie weggegeben.“
Wenn sie mir auf die harte Tour kommen will, kann sie das haben, dachte er. „Gut. Dann werde ich den Chardonnay in Kaffeebechern servieren.“
Kendra versuchte, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. „Dann tu das.“
„Und du hast auch nichts dagegen, wenn ich mir von deinem Vorrat an Obst einige Kirschen und Orangenscheiben für die Cocktails nehme, bis ich Zeit habe, selbst welches zu bestellen?“
Sie hielt kurz inne, bevor sie wieder in einem Höllentempo zu schreiben begann. „Ich führe genau Buch über alle Vorräte“, sagte sie über das Klappern der Tastatur hinweg. „Bitte ersetze morgen sofort alles, was du dir genommen hast.“
In diesem Tempo kann sie unmöglich einen verständlichen Text schreiben, dachte Bruce. „Gibst du mir die Namen deiner Lieferanten?“
„Ich bin sicher, dass du deine eigenen finden kannst.“
„Kann ich mir dein Adressbuch leihen?“
Nun hörte Kendra zu tippen auf. Wahrscheinlich dachte sie über eine schlagfertige Antwort nach. „Im Lagerraum liegen die Gelben Seiten.“ Sie stürzte sich wieder auf die Tasten. Ganz offensichtlich war das Gespräch für sie beendet.
Er wartete, und sie tippte noch schneller. „Kendra?“, fragte er schließlich. So leicht gab er sich nicht geschlagen.
„Hm?“ Sie sah nicht hoch.
„Das Fenster dort. Du weißt, dass es ein Zweiwegespiegel ist, mit dem man in die Bar sehen kann?“
„Ja“, meinte sie, während sie tippte. „Ich muss meine Gäste nicht im Auge behalten. Dafür habe ich mein Personal, und hier betrinkt sich niemand oder benimmt sich daneben. Zumindest nicht unter meiner Leitung.“
„Das stimmt, aber …“ Langsam ging Bruce um ihren Schreibtisch herum zu der weißen Jalousie. „Bist du nicht ein kleines bisschen neugierig, wie ich dort draußen zurechtkommen werde?“
„Nicht im Geringsten. Ich gehe davon aus, dass du die meiste Zeit über allein in der Bar herumstehen wirst. Das wird ziemlich langweilig.“
Er zog die Jalousie hoch und gab damit den Blick auf seine neuen Zapfhähne für das Fassbier frei. „Ich dachte, ein Mädchen,das so viele Stunden mit dem Ohr am Heizungsschacht verbracht hat, nur um die Jungs unten im Keller zu belauschen, sei von Natur aus voyeuristisch.“ Er hörte, wie Kendra leise nach Luft schnappte, und drehte sich um. Auf dem Bildschirm ihres Laptops entdeckte er wirre Buchstabenreihen.
Sie wurde rot und machte den Mund auf, um etwas zu sagen. Dann machte sie ihn aber ebenso energisch zu, wie sie ihren Laptop
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