Fruehlingsherzen
hatte, als sie auf einer Decke im Sand gelegen hatten. In dieser Nacht hatte Kendra auch Jeans angehabt. Er hatte noch ganz deutlich vor Augen, wie er den Reißverschluss aufgemacht, ihre weiche Haut berührt und ihr dann die Jeans ausgezogen hatte. Es überraschte ihn nicht, dass ihm jetzt wieder ganz heiß wurde. In all den Jahren, die vergangen waren, hatte sein Körper immer intensiv reagiert, wenn er an diese Nacht gedacht hatte. Irgendwie hatte sich diese Nacht am Strand für ihn nie wie ein flüchtiges Abenteuer angefühlt. Wahrscheinlich, weil er eigentlich der Versuchung nicht hätte nachgeben dürfen, mit der kleinen Schwester seines besten Freundes zu schlafen.
„Hör mal.“ Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, um dem Drang zu widerstehen, sie zu berühren. „Ich hatte keineAhnung, wie sehr sich alles hier verändert hat. Oder dass du und Dad geplant habt, etwas völlig anderes zu machen.“
„Das haben wir aber.“ Sie ging ins Haus und hielt ihm die Tür auf.
Bruce folgte ihr. Erwartete sie etwa von ihm, dass er die Bar ganz ihr überließ? An der Tür stand schließlich immer noch sein Familienname, verdammt. „Vielleicht können wir ja einen Kompromiss aushandeln“, schlug er vor. „Vielleicht könnten wir ja für die Leute, die sich nicht im Fernsehen die Baseballspiele ansehen wollen, in einer Ecke der Bar einige Computer aufstellen? Und du könntest für deine Galerie in der Nähe ein Gebäude finden.“
Kendras Miene verfinsterte sich noch mehr. Sie machte den Mund auf, sparte sich dann aber jegliche Bemerkung.
„Was wolltest du sagen?“
„Nichts.“
„Willst du nicht einmal einen Kompromiss in Erwägung ziehen?“
Sie holte tief Luft. „Ich habe schon zu viele Zugeständnisse gemacht, was dich angeht.“
„Was soll das denn bitte heißen?“
Sie hob abwehrend beide Hände. „Schon gut.“ Sie betrat den kleinen Flur. „Entschuldige mich eine Minute.“
Aber Bruce hielt sie geistesgegenwärtig am Ellbogen fest.
„Nichts“, fuhr Kendra ihn an und schüttelte seine Hand ab.
Also ließ er sie gehen. Welche Zugeständnisse hat sie meinetwegen gemacht? In dem kleinen Wohnzimmer setzte er sich auf das Sofa, starrte durch die Glastür hinaus auf den Nantucket Sound und erinnerte sich erneut an ihre gemeinsame Nacht, die er nie vergessen hatte. Nicht nur, weil er Jacks kleine Schwester nicht hätte verführen dürfen. Sondern auch, weil sie sich ihm so vorbehaltlos hingegeben und es ebenso sehr gewollt hatte wie er.
Er war nach Hause gekommen, nachdem seine Mutter an einem Aneurysma gestorben war. Obwohl er damals mit seinen vierundzwanzig Jahren schon erwachsen war, hatte ihm der Tod seiner Mom das Herz gebrochen. Soweit er sich erinnerte,wollte Kendra zu der Zeit in Harvard ihr Studium der Betriebswirtschaft beginnen. Bruce wusste noch, wie beeindruckt er von ihr war. Sie war klug, schlagfertig und eine hinreißende Frau geworden. Trotz seines Kummers hatte er mitbekommen, dass sie fast immer in der Bar war und seinem Vater und ihm in dieser schweren Zeit sehr viele Dinge abgenommen hatte.
Am letzten Abend vor seiner Abreise war er in die Bar gegangen und bis zum Schluss dort geblieben. Er hatte Kendra bei der Arbeit zugeschaut. Zu diesem Zeitpunkt hatte er aufgehört, sie als kleines Mädchen zu sehen. Sie war eine attraktive Frau geworden. Sie hatten miteinander geredet und geflirtet. Sie hatte ihn zum ersten Mal in dieser Woche zum Lachen gebracht. Nach ihrer Schicht hatten sie noch eine Fahrt zum Strand machen wollen. Er wusste noch, wie er sie im Auto seines Vaters an sich gezogen und das erste Mal geküsst hatte.
Bruce fuhr sich durch die Haare. Er hatte Gewissensbisse, dass er sie damals verführt hatte. Aber Kendra hatte es ja gewollt. Sie war süß, zärtlich und noch unschuldig gewesen. Wahrscheinlich meinte sie das, wenn sie von Zugeständnissen sprach. Er hatte sich wie ein Schuft verhalten, als er sie danach nicht angerufen hatte. Aber er hatte sie nicht vergessen gehabt, sondern es einfach nicht gekonnt. Kein Wunder also, dass sie ihn immer noch hasste. Besonders jetzt, da er „Monroe’s“ übernehmen wollte. Aber es war doch klar gewesen, dass er früher oder später zurückkommen würde. Sein Vater hatte das immer gewusst. War Kendra denn nicht bewusst, dass sie mit den neunundvierzig Prozent an „Monroe’s“ auch einen Teil seines Erbes erworben hatte?
Er hörte ihre Schritte und sah ihr entgegen. Sie wirkte ganz ruhig. „Was denkst du, wie
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