Fruehlingsherzen
das Gefühl, dass ich mich da heraushalten sollte.“
Bruce ließ sich auf die Bank fallen. Er entschied, seinen Vater etwas zu fragen. Er hätte sich nie träumen lassen, Seamus einmal diese Frage zu stellen. „Ich soll heute Abend in ein Flugzeug nach Las Vegas steigen“, begann er. Der Gedanke, für unbestimmte Zeit keinen Abend mehr mit Kendra verbringen zu können, machte ihm ziemlich zu schaffen. Warum sollte sie auf ihn warten? Sie könnte denken, dass es vielleicht noch einmal zehn Jahre dauern könnte, bis er wieder auftauchte. Auch wenn ihm klar war, dass er in seinem Alter, mit seinem angeschlagenen Ellbogen und seiner Vergangenheit schon von Glück sprechen konnte, noch ein Jahr für die Snake Eyes spielen zu dürfen. Dann würde er wieder nach Hause kommen. Würde er dann ihr Leben zum dritten Mal ruinieren? „Was soll ich tun, Dad?“, fragte er schließlich.
Er wartete auf den Rat seines Vaters. Er wartete, und ihm wurde bewusst, dass er jemanden brauchte, der ihm sagte, dass es in Ordnung war, seinem Herzen und nicht seinem Kopf zu folgen. Los, Dad, sag etwas. Spiele, um zu gewinnen, zum Beispiel.Oder irgendeine andere einfache Baseballweisheit, die sich auf seine Situation übertragen ließe, und mit der er vor sich rechtfertigen könnte, sich entweder seine letzte Chance auf Ruhm und Erfolg auf dem Spielfeld entgehen zu lassen. Oder das Glück zu ignorieren, das ihm Kendra bieten würde.
Aber sein Vater fuhr sich durch seine dichten grauen Haare und lächelte. „Nur du kannst wissen, was in deinem Leben wichtig ist, mein Sohn. Nur du kannst dir diese Frage beantworten.“
Diese Antwort war so laut und deutlich wie der Pfiff eines Schiedsrichters.
„Wenn du mich nicht sofort hereinlässt, trete ich die Tür ein.“ Diese Drohung ging mit einem dreimaligen lauten Klopfen an Kendras Haustür einher.
Kendra seufzte tief. Sie wusste, dass es pure Zeitverschwendung war, Jack zu ignorieren. Sie versteckte das neue blaue Spiralheft unter einem Sofakissen, ging barfuß zur Haustür und machte sie auf. „Spar dir deinen dramatischen Auftritt, Jack.“ Sie sah ihn genervt an.
Jack lächelte und legte seiner Schwester den Arm um die Schultern. „Warum ignorierst du mich?“
„Warum schläfst du dich nicht aus? Du warst doch gestern Nacht sicherlich bis um zwei oder drei Uhr im ‚Monroe’s‘?“
„Die letzten E-Mails sind um zwei Uhr dreißig verschickt worden, und ich konnte heute Morgen nicht mehr schlafen. Bruce und sein Vater sind zur Rock High gegangen, um ein bisschen Baseball zu spielen, und Diana hat kurz darauf ebenfalls das Haus verlassen. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, muss sie wohl einen wichtigen Geschäftstermin haben. Dann war ich allein mit einem Hund, der keinen Kaffee kochen kann.“ Er warf einen Blick in Kendras kleine Küche. „Du wirst mich doch nicht in irgendein Internet-Café schicken wollen, damit ich meine Ration Koffein bekomme, oder?“
Sie lächelte und deutete mit dem Kopf Richtung Küche. „Komm, ich werde dir eine Tasse Kaffee machen. Um wie viel Uhr fährst du zum Flughafen?“
„Mein Flugzeug startet um dreizehn Uhr in Boston. Also muss ich mich schon bald auf den Weg machen. Bringst du mich zum Flughafen?“
„Wird Bruce das nicht tun?“
Jack betrachtete sie, als wüsste er, was in ihr vorging. „Es ist ein bisschen zu anstrengend für ihn, zweimal am Tag zum Logan Airport zu fahren.“
„Dann fliegt er also heute nach Las Vegas?“ Sie gratulierte sich dazu, dass ihre Stimme fest klang.
„Er hat noch einen Flug um achtzehn Uhr dreißig bekommen. Sein Agent will, dass er morgen früh in Las Vegas ist.“
„Oh.“ Kendra schaffte es, den gemahlenen Kaffee in die Filtertüte zu füllen, ohne etwas davon zu verschütten. „Natürlich bringe ich dich zum Flughafen.“ Wenn sie ein gutes Timing an den Tag legte, könnte sie es vermeiden, Bruce noch einmal zu sehen. Sie würde sich viel Zeit nehmen, bevor sie vom Flughafen zurück nach Rockingham fahren würde. Und wenn sie dann wieder zu Hause war, dann wäre Bruce bereits weg.
„Bruce ist in dich verliebt.“
Jacks Feststellung holte sie in die Wirklichkeit zurück. „Er ist lediglich in die Tatsache verliebt, dass ich in ihn verliebt bin“, gab sie zurück. Zumindest hatte sie das gerade so in ihr neues Tagebuch geschrieben. Eigentlich war sie schon viel zu alt dafür, einem Tagebuch ihren Kummer anzuvertrauen. Aber sie war auch viel zu traurig, um es nicht zu tun. „Er ist süchtig
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