Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
vertraulichen Dokumente abzufotografieren, hätte ich am liebsten gefragt: »Also, Jack, haben Sie eine Idee, wer die Schweizer Behörden über Giffens 84 Millionen Dollar auf dem Konto informiert hat?«
Ich wusste die Antwort, warum also die Frage stellen? Stattdessen fragte ich Jack, warum er so eine Nervensäge war. Schließlich war er, wie ein Richter einmal bemerkt hatte, reich (oder noch reicher) geworden, weil BP die Bestechungsgelder gezahlt hatte.
»Ich finde, Bestechung ist das Schlimmste, was es in der freien Welt je gegeben hat.«
Ach kommen Sie, Jack, Sie haben das schlimmste Verbrechen überlebt, das es je gegeben hat, den Holocaust.
»Das Geld gehört dem Volk!« Er meint, eigentlich werden die Menschen in Kasachstan oder in Aserbaidschan oder in Louisiana durch Bestechung um ihr Geld betrogen. Mobil zahlte 50 Millionen Dollar an KO-1 und KO-2 und bekam Tengiz für einen Appel und ein Ei, nur 1,05 Milliarden Dollar für einen Anteil von 25 Prozent an 7 Milliarden Barrel Öl und Leichtöl. Rechnen wir einmal nach: Mobil zahlte im voraus nur 60 Cent pro Barrel (oder 0,3 Cent für 1 Liter). Volltanken bitte! Außerdem erhielt Mobil gratis ein Viertel der 39,6 Milliarden Kubikmeter Gas dazu, die ein paar Milliarden Dollar wert sind. Ein fairer Preis für die Menschen in Kasachstan wäre eine vielfache Summe dessen gewesen, was Mobil (heute ExxonMobil) bezahlte.
Verbrechen lohnt sich. Aber Jack hatte es satt. Grynberg weiß verdammt gut, was passiert, wenn die Typen mit den Waffen gemeinsame Sache mit den Typen mit dem Geld machen. Als Mobil 1995 Nasarbajews Schweizer Konten fütterte, betrug der Durchschnittsverdienst in Kasachstan 61 Dollar im Monat. Danach sanken die Löhne noch weiter, und mitten in einem Ölboom drohte Kasachstan ein massenhafter Hungertod.
Keine Frage, Jack war wahnsinnig altruistisch. Aber nicht vollkommen altruistisch.
Jetzt hatten die Kringel auf der Landkarte, die auf dem Bett ausgebreitet lag, plötzlich noch eine andere Bedeutung.
Er erklärte mir, wie BP vier Staaten auf einmal reinlegte. Also:
Im Juli 2002 verkaufte BP seine Anteile am Ölfeld Kaschagan für 612 Millionen Dollar an die französische Ölgesellschaft Total.
Zwei Tage später verkaufte Total BP die Hälfte seines Ölfelds Nildelta vor der ägyptischen Küste für lächerliche 10 Millionen Dollar.
Der faulige Schwefelduft, den die beiden Geschäfte hinterlassen, entsteht durch die Kombination. Direkt nachdem BP seine Kaschagan-Anteile
für 612 Millionen Dollar verkauft hatte, verkaufte British Gas Anteile derselben Größe für den dreifachen Betrag, für 1,8 Milliarden Dollar. Ist BP doof?
Und die 10 Millionen Dollar in Ägypten? Lord Browne hätte sich daran erinnern sollen, dass Grynberg, sein alter Partner bei dem gescheiterten Ägypten-Projekt 1973, immer noch über die seismologischen Informationen verfügte und wusste, dass das Ölfeld Milliarden wert war und nicht nur lächerliche 10 Millionen Dollar. Ist Total also auch doof?
BP und Total sind also beide doof — zwei Doofe, die eine brillante Gaunerei aushecken. Indem sie die offiziellen Preise bei ihrem Geschäft drückten, erklärte Grynberg,
— »betrog [BP] Kasachstan, weil nur 612 Millionen Dollar Steuern gezahlt wurden und keine 1,8 Milliarden Dollar.«
— »betrog Total Ägypten und die ägyptische Bevölkerung um Steuergelder, weil Total Besitz für 10 Millionen Dollar verkaufte, der eigentlich Milliarden wert war.«
Auch die britische und französische Staatskasse wurden um Steuergeld betrogen. Aber warum erzählt mir BP-Partner Grynberg das alles? Weil BP auch Jacks Familie betrog. Ihr Anteil (angegeben mit 15 Prozent) wurde für den falschen Preis von 612 Millionen Dollar berechnet und nicht für den eigentlichen Wert von 1,8 Milliarden Dollar. »SIE HABEN DIE FAMILIE GRYNBERG BETROGEN.«
Ich kritzelte auf den Rand meines Notizblocks schnell ein paar simple Rechenaufgaben. Von den 612 Millionen Dollar händigte BP Jack lausige 92 Millionen aus und brachte ihn damit um 184 Millionen Dollar! Ich persönlich kann mir nicht so recht vorstellen, was das für ein Gefühl ist, wenn man um 184 Millionen Dollar betrogen wird, vor allem wenn man gerade einen Scheck über 92 Millionen Dollar erhalten hat.
Die Grynbergs verklagten BP. Das war 2008, nachdem Jack dem Tauschgeschäft zwischen BP und Total auf die Schliche gekommen war. Grynberg braucht die zusätzlichen 184 Millionen Dollar nicht
(was nicht viele Menschen von sich
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