Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Präsidentschaft mit dem Gesicht nach unten im Golf von Mexiko. Der Präsident hielt im Oval Office eine große Rede zu BP. Und sie war die reinste Katastrophe.
Sogar seine Verbündeten waren sauer. Nicht einmal der rührselige Standardstuss, mit dem er seine Rede beendete, »Und Gott segne Amerika«, war ihnen recht. Der Fernsehmoderator Keith Olberman fragte: »Wir wollen, dass etwas geschieht, und er erzählt uns, dass wir nur beten können?«
Der Präsident versprach, er werde BP dazu bringen, mindestens 20 Milliarden Dollar an die Opfer des Blowout zu zahlen. Wenn BP sich weigerte, war Obama am Arsch — politisch tot.
Innerhalb einer Woche bekam der Präsident seine 20 Milliarden Dollar. Wirklich, Virginia, there is a Santa Claus.
Doch meine Aufgabe ist es, dem Weihnachtsmann im Kamin hinterherzuschnüffeln.
Der BP-Konzern wusste, dass er 20 Milliarden Dollar zahlen musste, oder zumindest tat er so – kein Problem für ein Unternehmen, das im Jahr eine Drittelbillion Dollar einsaugt. Dennoch beharrte der Konzern auf einer Bedingung: Mit den 20 Milliarden, so BP, müsse es erledigt sein. Basta. Mehr gibt’s nicht.
Der Verfassungsrechtler Obama weiß, dass das nicht einmal der Präsident versprechen kann. Das Weiße Haus kann den Gerichten nicht vorschreiben, Klagen von Verletzten, Vergifteten, Hinterbliebenen abzuweisen. Eine Deckelung der BP-Zahlungen wäre zudem politischer Selbstmord gewesen. Die Unterhändler und die Konzernanwälte schlossen sich im Weißen Haus ein und starrten einander zwei Tage lang böse an.
Dann bat der Präsident den BP-Chairman Carl-Henric Svanberg zu einem Vieraugengespräch ins Oval Office. Eine halbe Stunde später kamen sie schon wieder heraus. Obama hatte von Carl-Henric seine 20 Milliarden Dollar bekommen, ohne Deckelung.
Was war da drin geschehen? Gab der Präsident den Dirty Harry, zog er eine Zigarette aus der Tasche, die er vor Michelle versteckt hatte, und knurrte: »Nun frag dich mal, ob du ’n Glückskind bist, Carl?«
Die wahre Story steckt hinter einer weiteren Ankündigung der beiden. Wie gelang es Obama, insgeheim – und legal – doch einer Deckelung der BP-Haftung zuzustimmen? Dafür musste der Präsident eine Schlange in das Rudel von Anwälten werfen, die ihre Sammelklagen einreichten. Dieses Reptil musste die Prozessführer lähmen, ihnen drohen, sie schmieren und so beeinflussen, dass sie sich sogar mit weniger als 20 Milliarden Dollar für die BP-Opfer zufrieden gaben. Offensichtlich hatten sich die Herren im Oval Office auf die Schlange geeinigt.
Der Präsident verkündete: »Es wird keine Deckelung geben.« Und dann ließ er raffiniert die Schlange aus dem Korb: Alle Ansprüche sämtlicher Opfer – und das sind mehr als 100 000 – würden, so Obama, von einem einzigen Mann bearbeitet: Kenneth Feinberg. Oder: »Mr. Fairness«, wie das Wall Street Journal ihn nannte. Kein Ausschuss, keine Regeln, keine Experten, niemand außer Feinberg.
Die New York Times machte sich, als sie den Namen Feinberg hörte, fast in die Hosen vor Freude:
»Dieses ungewöhnliche Maß an Diskretion, auf das sich BP und Präsident Obama letzte Woche einigten, kann wohl nur einem Menschen mit der Erfahrung und dem Ansehen zuteilwerden, die Mr. Feinberg in den Jahren als Unterhändler in Prozessen um Massenschäden erworben hat.«
Ich kenne Ken. Er ist ein unglaublich fähiger Mann, der Babe Ruth der Vermittler. Babe Ruth war auf seinem Gebiet Spitzenklasse, aber das gilt auch für Dracula.
Aber ich wollte eine unabhängige Meinung hören. Deshalb rief ich einen anderen Babe Ruth an, Victor Yannacone. Yannacone hatte das Umweltrecht erfunden und ihm sogar diesen Namen gegeben. Er gründete den Environmental Defense Fund (aus dem er, auf Betreiben eines industriefreundlichen Spenders, gefeuert wurde). Und Yannacone führte die Großmutter aller Klagen mit öffentlichem Belang, nämlich den Prozess gegen Dow Chemical wegen der Vergiftung USAMERIKANISCHER Soldaten in Vietnam mit Agent Orange.
»Ich habe meinen Klienten, den Vietnam-Kriegsveteranen, gesagt«, so Yannacone, »dass Ken [Feinberg] ein schleimiger Sack Scheiße ist, der lügt wie gedruckt. Aber über die Jahre musste ich erkennen, dass das noch seine gute Seite ist.«
Ich muss sagen, dass Ken Feinberg mich nie angelogen hat. Ob ihn ein Fäkalgeruch umweht? Ja, das könnte sein.
Hier ist Yannacones Geschichte, die Geschichte der US-Veteranen. Der Anwalt hatte nach vielen Jahren, in denen es
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