Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Fairness und seinen 5-Prozent-Deal mussten wir wohl oder übel schlucken (es sprangen immerhin 200 Milliarden Dollar für die Verbraucher heraus). Dann kümmerte sich Ken vertraulich um meine Gebühr, wir gaben uns einen Kuss und vertrugen uns. Ich nahm zwei Wochen lang Antibiotika.
Chicago
Kennen Sie das perfekte Verbrechen?
Ein perfektes Verbrechen ist ein Verbrechen, das legal ist.
Das hat mir Onkel Maxxie erklärt.
Mein Großonkel, Maxxie Eisen, hatte mit Al Capone ein paar Meinungsverschiedenheiten darüber, wer bei der illegalen Zahlenlotterie oder den illegalen Kneipen und Casinos an der North Side von Chicago das Sagen hatte. Als Al Capones Organisation von der West Side ohne offizielle Einladung in Maxxies Viertel vordrang, warfen die Jungs von Onkel Max die Spielautomaten von Al Capone in den Teich im Lincoln Park. Der Konflikt wurde einvernehmlich geregelt. Maxxie durfte zwei 25-Cent-Münzen und beide Beine behalten.
Aber Onkel Max, der mir immer 5-Dollar-Noten schenkte (die er sich geborgt hatte), sagte zu mir: »Capone war ein Schmock.«
Capone, der mit illegalem Glücksspiel – die Italiener nannten es »Lotto« – das große Geld verdiente, landete hinter Gittern.
Guy Snowden ist viel schlauer als Capone. 1980 gründete Snowden die GTECH Corporation und machte aus dem Ghetto-Lotto die angesehene »staatliche Lotterie«. GTECH propagierte das vom Staat abgesegnete Glücksspiel mit Zahlen als Möglichkeit zur Finanzierung des Bildungsetats. Doch nach 30 Jahren Lotteriespiel ist Amerika immer
noch ungebildet, GTECH geht es dagegen hervorragend; das Unternehmen hat Exklusivverträge mit mehreren US-Bundesstaaten und der britischen Krone abgeschlossen und betreibt die Zahlenlotterie in lukrativer Monopolstellung. Capone machte Millionen und kam dann ins Gefängnis. Snowden hielt sich wunderbarerweise stets außerhalb der Gefängnismauern auf, während sein Unternehmen Milliarden scheffelte.
Snowdens großer Trick sind üppig bezahlte Lobbyisten, eine ganze Armee, von ehemaligen texanischen Politikern bis zu Derek »Dolly« Draper in London, die dafür sorgte, dass aus einem Verbrechen – Glücksspiel – ein legales Geschäft wurde. Er drängte Konkurrenten aus dem Geschäft – nicht wie Al Capone mit Hilfe von Schlägertrupps, sondern indem er geschickt auf Gesetze und Vorschriften einwirkte, bevor er gegen sie verstoßen konnte. 27
Nehmen wir ein anderes Beispiel. John Dillinger, der berühmte Bankräuber. Er brach in Banken ein und raubte das Geld. Dillinger kaufte sich teure Anzüge, endete aber in einer Seitenstraße von Chicago mit einer Kugel im Bauch.
Sandford »Sandy« Weill muss Dillinger für einen Schmock gehalten haben. Weill bemühte sich erst gar nicht um ein paar grüne Scheinchen im Banktresor. Er stahl gleich die ganze verdammte Bank. Samt Mauern, Anleihen, Parkplatz und Filialleitern.
Im April 1998 übernahm Weills Firma, Travelers Group, eine Ansammlung aus Investmentbanken und anderen Finanzdienstleistern, die Citibank. Weill griff sich etwa eine halbe Billion Dollar aus dem Vermögen der Citibank. Brillant — und gegen das Gesetz.
Während der dumme Dillinger schnelle Fluchtautos und Maschinenpistolen benutzte, um das Gesetz zu umgehen, ließ Weill einfach das Gesetz ändern.
Beim fraglichen Gesetz handelte es sich um den Glass-Steagall Act, der 1933 von Präsident Roosevelt unterzeichnet worden war. Das Gesetz verbot Banken, die Einlagegeschäfte betreiben (»Commercial
Banks«), die Fusion mit Investmentbanken, die sich um Wertpapiergeschäfte kümmern. Eine Bank durfte also nicht beide Geschäftstätigkeiten ausüben. Denn Investmentbanken sind trotz des vertrauenerweckenden Namens Casinos, die zwar hohe Gewinne, aber auch große Verluste beim Handel mit Aktien, Anleihen, Währungen, Derivaten, der Wetterlage oder was auch immer machen können.
Der Glass-Steagall Act basierte auf einem Deal, den Roosevelt während der Weltwirtschaftskrise mit den Banken ausgehandelt hatte: Der Staat garantierte für die Einlagen der Sparkunden, im Gegenzug durften die Banken die staatlich gesicherten Einlagen jedoch nicht für die Finanzierung ihrer Glücksspiele verwenden.
Natürlich wäre die Welt heute ein viel besserer Ort und Griechenland wäre nicht pleite, wenn Weill und seine Bankkumpane einfach eine Billion Dollar genommen und sie bei einem Saufwochenende in Las Vegas verzockt hätten.
Ich habe Weills Deal, der gegen das Gesetz verstieß (eigentlich müsste man
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