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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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er uns das alles und gab uns die braune Tasche?
    »Das öffentliche Interesse«, sagte er. Aber die Öffentlichkeit hätte sich schon vor langer Zeit dafür interessiert. Er deutete außerdem an, dass er nichts dagegen hätte, dem kleinen Scheißer Terry Adams eins auszuwischen, dem damaligen Präsidenten von BP-Aserbaidschan und damit seinem ehemaligen Chef, der versprochen hatte, sich um Leslie zu kümmern, ihn dann aber fallenließ, als BP und der MI6 alles hatten, was sie brauchten.
    Ich glaube, dass ihn noch etwas anderes motivierte. Während er in
dem überladenen, barocken Raum immer wieder nach Luft rang, hatte ich das Gefühl, das Abrahams im Gespräch mit uns noch einmal eine letzte Chance sah, das zu bekommen, was er an seinen Tagen in Baku samt Panamahut am meisten vermisste: Er wollte noch einmal ein böser Bube sein. Denn das ist verdammt aufregend.
     
    Geschichten über Kerker, Bestechung und Natascha folgen sogleich. Aber zuerst muss die Geschichtsschreibung zu ihrem Recht kommen.
    Das Chasaren  – Reich
    Titusville in Pennsylvania ist verdammt stolz darauf, die erste Stadt der Welt zu sein, in der nach Erdöl gebohrt wurde. Das stimmt zwar nicht, aber in Amerika liebt man einfach diese Geschichte.
    Tatsächlich hatten die Chasaren, die wilde Reiterhorde, die einst ganz Zentralasien terrorisierte, bereits im 8. Jahrhundert ein hübsches kleines Ölexportgeschäft am Laufen. Sie verkauften Petroleum und lieferten es von Baku in die Königreiche Arabiens – eine dieser Ironien der Geschichte, die die Vergangenheit so interessant machen. (Die Chasaren errichteten übrigens das einzige jüdische Reich der Geschichte, doch das haben selbst die Juden schon lange vergessen, nur im jiddischen Wort chazerei , das »lächerliches Chaos« bedeutet, hat sich die Erinnerung gehalten.)
    Hier in Baku, einer Karawanserei an der Seidenstraße nach China, plätscherte das Öl einst wie von selbst aus dem Boden und sickerte ins Kaspische Meer. Man konnte es auffangen und davon leben wie vom Störfang.
    Marco Polo, der große Entdeckungsreisende des 13. Jahrhunderts, hatte auch Baku auf seiner Route, weil er die lodernden Flammen sehen wollte, die nachts die Stadt von riesigen, flammengekrönten Türmen aus beleuchteten. Die kaukasischen Muslime (der Davidsstern war im Land schon lange erloschen) leiteten Erdgas in brennende Säulen. Hier haben wir also die erste Kultur, die das Erdöl verehrte, aber definitiv nicht die letzte.

    Marco Polo berichtete vom Handel mit dieser außergewöhnlichen Substanz, dem Petroleum, entschied sich aber klugerweise, die Finger davon zu lassen, weil man das Öl aus Baku, wie er schrieb, anders als Olivenöl zwar verbrennen, aber nicht essen könne. Stattdessen brachte er lieber eine chinesische Erfindung nach Venedig: Die Nudel. Die Italiener haben seine Entscheidung nie bereut. Allerdings ließ Marcos Verzicht auf das Petroleum später Mussolini und dem italienischen Erdölkonzern ENI keine Ruhe und verleitete sie zu folgenschweren Fehlern.
    Am 22. Juli 1912 stellte der junge und erschreckend ehrgeizige Erste Lord der Admiralität, niemand Geringeres als Winston Churchill, dem britischen Parlament ein erstaunliches neues Waffensystem vor, das die britische Herrschaft über die Meere sichern sollte: flüssigen Kraftstoff. Anstelle von Wind oder der sperrigen, platzraubenden Kohle sollte in Zukunft Öl die Schiffsmotoren der Flotte antreiben und durch internationale Turbulenzen steuern.
    Das britische Königreich hatte angeblich jede Menge von diesem Flüssigtreibstoff. Der Daily Mirror bejubelte Erdölfunde in den Midlands, die andeuteten, dass die Britischen Inseln über ähnlich große Erdölvorkommen verfügten wie Pennsylvania, Baku oder der Nahe Osten, wo es in jener Zeit die einzigen bekannten großen Erdölvorkommen gab.
    Churchill wusste natürlich, dass man dem Mirror damals so wenig glauben konnte wie heute. Daher war dem jungen Oberbefehlshaber der britischen Marine auch klar, dass das Empire seinen eigenen weltweiten Ölnachschub benötigen würde. Dafür hatte er Persien und den Irak im Visier. Aber zuerst musste Churchill den Irak noch erfinden, was er 1919 auch tat, als er mit dem Lineal die Grenzen für einen neuen »Staat« zog, bestehend aus den drei mesopotamischen Ölfeldern des besiegten Osmanischen Reichs.
    In der Zwischenzeit stürzten sich Hinz und Kunz auf die »Seriöse Investitionsmöglichkeit«, die der Mirror nach Sir Winstons »Öl! Wir brauchen

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