Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Freiheit von der sowjetischen Herrschaft natürlich gebührend feiern und führten daher Krieg gegeneinander. Armenien wurde von Russland und den USA unterstützt und konnte so die Aserbaidschaner nach Baku zurücktreiben und die ethnische Säuberung in Bergkarabach im Südkaukasus fortsetzen.
Und nun ein bisschen Geschichte: Als Stalin die Grenzen der zentralasiatischen Republiken der Sowjetunion festlegte, schuf er eine muslimische Insel im christlichen Armenien, eben Bergkarabach, und wies sie als aserbaidschanisches Territorium aus, um die ethnischen Konflikte am Köcheln zu halten.
Früher einmal war British Petroleum ein Arm der britischen Kolonialmacht. Heute ist die britische Regierung der Arm des BP-Imperiums. In ihrer Rolle als Handlanger von BP legte die Regierung Ihrer Majestät
ein weiteres »Bonbon« drauf, um den Jahrhundertvertrag für BP zu untermauern: Waffenlieferungen für Aserbaidschan. Dieses Angebot erfolgte natürlich sotto voce , schließlich wollte man die Amerikaner und Russen nicht verärgern.
Da BP jedoch auch auf Ölgeschäfte mit Russland aus war, mussten beide Seiten zufrieden gestellt werden. Abrahams konnte helfen. Er genoss mittlerweile offiziellen Diplomatenstatus bei der aserbaidschanischen Regierung, was bedeutete, dass er über besondere Zugangsrechte für militärische Sperrzonen verfügte, um zu den Ölfeldern zu gelangen.
BP-Chef Terry Adams war ebenfalls bei der ungezwungenen Unterhaltung im Zimmer der Contessa zugegen. Er stellte klar, dass zu Abrahams Aufgaben bei BP auch die Informationsbeschaffung zählte. Wenn Leslie die Sperrzonen durchquerte, sollte er die Zahl der Raketen und Truppentransporter und andere militärisch interessante Informationen ermitteln. Seine Ergebnisse sollte er in der britischen Botschaft in Moskau abliefern.
Wie fühlte sich Abrahams als Spion, tatsächlich ja sogar als Doppelagent, als Bauer im großen Schachspiel, das die muslimischen und christlichen Beteiligten bereits so viele Tränen und so viel Blut gekostet hatte?
»Es war aufregend.«
Wer konnte diese unglaubliche Geschichte bestätigen? Er schlug vor, wir sollten mit Prinzessin Tamara Dragadze aus dem georgischen Königshaus Kontakt aufnehmen. BP hatte sie als »Türöffner« angeheuert. Die Prinzessin war bei Leslie, als Lord Browne ihm den Scheck übergab, sie wusste über alles Bescheid. Doch auf meine Anrufe und Nachrichten reagierte sie nicht – keine große Überraschung. Damit blieb unserem Team keine andere Wahl, als nach Baku zu fliegen (nicht billig) und Abrahams’ ehemalige Kollegin Fatima aufzuspüren, die wiederum Zulfie finden könnte, einen Typen, der ebenfalls am Bestechungsreigen von BP beteiligt war. Und dieser Zulfie, so hofften wir, würde uns zu Natascha führen.
Abrahams weiß, dass seine Informationen im britischen Parlament wie eine Streubombe einschlagen und auch in Aserbaidschan Schlagzeilen
machen werden. Aber eine Verhaftung muss er in Großbritannien nicht fürchten: Die Schecks, das Bargeld und die Liebesdienste organisierte er zu einer Zeit, als es in Großbritannien noch legal war, Bestechungsgelder zu zahlen. (Selbst heute können Briten noch Bestechungsgeld zahlen, aber nur, wenn die Schecks in Arabisch ausgestellt werden.)
Die Reaktion in Aserbaidschan wäre dagegen definitiv ein Problem. Abrahams arbeitet zwar schon lange nicht mehr für BP, hat aber immer noch eine Beraterfirma in Baku. Sein Plaudern aus dem Nähkästchen wird vermutlich unerfreuliche Konsequenzen haben, und zwar nicht nur für seine Firma.
Er räumte das Risiko ein. »Es wäre nicht sonderlich klug, wenn ich jemals nach Aserbaidschan zurückkehren würde.« Präsident Baby Baba bleibe ein »guter Freund«, erklärte er, wusste aber auch, dass das nicht unbedingt hilft. Leslie erzählte, wie Baby Babas Freunde bei der Zentralbank die falschen Fragen stellten und umgehend die Antwort erhielten – eine Kugel ins Gesicht. Nicht dass Abrahams irgendeine Verbindung zwischen den Kugeln und der Präsidentenfamilie andeuten würde.
Damit war also das Kapitel Aserbaidschan für ihn und seine neue aserbaidschanische Frau beendet, und, schonungslos gesagt, vielleicht auch bald Leslies Leben selbst. Seit seinem letzten schweren Schlaganfall hatte er Mühe, einen Satz ohne einen Hustenanfall zu beenden, der wie ein Todesröcheln klang. Er musste unser Gespräch sogar ein paar Mal unterbrechen, um sich zu übergeben.
Badpenny fragte ihn: »Und warum jetzt?« Warum erzählte
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