Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
aufgenommen worden waren, hatte sie natürlich nicht im Regal. Mirvari öffnete eine Datei auf ihrem Computer. Da sieht man sie auf dem Boden, nachdem ihr die Polizisten die Seele aus dem Leib geprügelt haben. Danach kam sie ins Gefängnis. Dann wurde sie wieder zusammengeschlagen, kam noch zweimal ins Gefängnis. Bisher.
Verrückt.
Aber BP glaubt an die Liebe, nicht an den Krieg. BP bot Mirvari Geld. Sie lehnte ab. Sie sagte: »Zahlen Sie Ihren kranken Arbeitern das Geld, das Sie ihnen schulden.« BP lehnte ab.
Dafür haben sie ihr den Flur gestrichen. In Ökogrün, wie die Tankstellen. Das ist das Yin und Yang der Öldiktatur. Baba übernimmt die Prügel, BP übertüncht und vertuscht alles.
Und ich dachte: Scheiß auf die Klimaerwärmung. Das macht unseren Planeten kaputt: dem Petro-Polizeistaat Reverenzen machen und Geld in die eine Hand drücken, während die andere Hand eine nette Dame wie Mirvari niederknüppelt und ins Gefängnis steckt. Ölarbeiter werden dazu gezwungen, sich auf ein tägliches Tänzchen mit dem Tod einzulassen, weil sie sonst verhungern würden; Bürger werden in eine nummernlose Zelle geworfen, und der Rest der Bevölkerung muss
Freunden und Verwandten in die Augen schauen und sich fragen: Wirst du mich verraten?
Wissen Sie, dass ich das mit einer verdammten Atemmaske schreibe? Asthma. Muss ich den Himmel von BP und Exxon zurückkaufen, damit ich atmen kann, damit meine Kinder atmen können? Sind wir bereit zu ersticken, während die Militärpolizei dafür sorgt, dass wir brav Babas Hymne singen? Jahrhundertvertrag? Wer zum Teufel gab BP das Scheißrecht, unser Jahrhundert zu kaufen?
Ja, Badpenny hat recht. Ich sage zu oft Scheiße . Aber wenn ich mir diese Welt ansehe, fällt mir nichts anderes dazu ein.
Zurück im Hotel erwarteten uns bereits Larry, Moe und Curly, die drei Stooges, die das Ministerium für Sicherheit uns geschickt hatte – und die genau darauf achteten, dass wir auf keinen Fall vergaßen, dass wir von ihnen beobachtet wurden (»Unser Fanclub!«, meinte unser Dolmetscher). Das brachte mich auf die Frage, wie lange es wohl dauern würde, bis Babas Buben bei Mirvari vorbeikommen und mit ihr über unseren Besuch »plaudern« würden. Ich dachte an die alberne Bemerkung des grünen Präsidentschaftskandidaten, wenn man der Welt die Wahrheit über Korruption, Staatsstreiche und Öl verkünden wolle, würde man nur »den Interessen Israels dienen«.
Mir fiel der Satz wieder ein – und sein biblischer Ursprung, das erste Buch Mose 32, das sich bei uns Atheisten großer Beliebtheit erfreut. Kannte Professor Grün die entsprechende Bibelstelle?
Falls Sie nicht mehr wissen, worum es geht: Jakob hatte eine furchtbare Angst davor, dass sein brutaler Bruder Esau ihn totprügeln würde, ähnlich wie der kräftige Vertreter des MSN. Der grüne Professor hoffte auf die diplomatische Macht der Briten, die ihn vor seinen Landsleuten schützen sollte, ähnlich wie Jakob Gott anflehte: »Errette mich vor der Hand meines Bruders«. Gott schwieg wie üblich.
In der Bibel senkt sich Dunkelheit über das Land. Jakob wird von einem Dämon angefallen, einem dunklen Engel. Sie ringen die ganze Nacht. Und als es Tag wird, will Jakob, immer noch unbesiegt, den Angreifer nicht gehen lassen – bis sich der böse Geist, der dunkle Engel
der eigenen Ängste, Schuldgefühle und der Mittäterschaft, bereit erklärt, ihn zu segnen. Und der Segen des Engels lautete: Jakob werde nicht mehr Jakob heißen. Von nun an laute sein Name Israel; das bedeute »Der mit Gott gerungen hat«. Dann überquerte Jakob das Meer und zog ins Land Edom, um seinem Bruder ohne Furcht entgegenzutreten.
Mirvari sagte mir, obwohl sie keine einzige Runde gegen BP gewonnen hatte: »Ich fühle mich nicht als Verliererin. Wenn man nicht kämpft, dann ist man ein Verlierer.« Sie hat mit ihren eigenen Dämonen gerungen und sie besiegt. Sie hat Edom, das Land der Furchtlosigkeit, erreicht; sie ist für die Sicherheitskräfte unerreichbar. Mirvari hat ihre eigene innere Freiheit gefunden. Die können weder Babas Schläger aus ihr herausprügeln noch kann BP sie kaufen.
Und das wissen sie.
Am Strand von Baku
Lady Babas Familie gehört die Bentley-Niederlassung in Baku. Sie liegt in der Altstadt. Die ist sehr alt. Niemand weiß, wie alt genau, so alt ist die. Wie viele andere Kulturen können von sich behaupten, dass sie sich seit über acht Jahrhunderten im ständigen Niedergang befinden? Baku kann mit dem
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