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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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ersten Abwassersystem der Welt prahlen. Das mittlerweile allerdings dringend reparaturbedürftig ist.
    Doch die untergegangenen Reiche haben Monumente hinterlassen, bei denen einem die Augen aus dem Kopf quellen. Da gibt es den Jungfrauenturm, einen fast 30 Meter hohen Turm aus massivem Stein, der über tausend Jahre alt ist; eine alte Karawanserei, in der heute Läden für Schuhe von Ermenegildo Zegna und Prada-Accessoires untergebracht sind; in Katakomben mit Bogendecken findet man schicke Restaurants und eine Gucci-Boutique, mittelalterliches Kopfsteinpflaster führt zur Bentley-Niederlassung und den Verkaufsräumen für Jaguar, Maserati und Rolls Royce. Eine Kreuzung aus Camelot und Rodeo Drive. Nur 15 Minuten von einem Viertel entfernt, in dem man sich vorkommt wie in Kalkutta am Kaspischen Meer.

    Das Bruttoinlandsprodukt Aserbaidschans liegt bei über 10 000 Dollar pro Kopf. Elmar Mamonov aus Terminal Town sollte eigentlich auf großem Fuß leben. Doch der durchschnittliche Lohn für diejenigen, die überhaupt etwas verdienen, beträgt um die 1000 Dollar pro Jahr. Die Differenz geht an BP und die alteingesessenen Familien aus der Altstadt, die das Geld gut anlegen. Lady Babas Tochter Leyla gab 300 000 Pfund (etwa eine halbe Million Dollar) für Champagner von Cristal Roederer aus, den sie bei einer Einladung einem Dutzend Freunde kredenzte. Was die Frage aufwirft: Wie schafft es das glückliche eine Prozent, das ganze Geld in einen niedrigen Jaguar zu stopfen? Antwort? Sie stecken alles in den Bentley.
    Im Versuch, so zu tun, als ob es eine Wirtschaft jenseits der Knechtschaft bei BP gäbe, machte Baba Baku zum Touristenziel. Das heißt, Baba ließ Casinos bauen.
    Zu Werbezwecken posierte Lady Baba in ihrem Strand-Outfit – einem weißen Abendkleid – und spielte dann für die Kameras die Rettungsschwimmerin; ein seltener, barfüßiger Moment.
    Ich machte bei Sonnenuntergang einen Spaziergang am Strand. Im Reiseteil der New York Times war der Strand sehr gelobt worden. Warum auch nicht? Ich hatte meinen Neoprenanzug eingepackt, vielleicht konnte ich ja surfen. Doch der Strand war zugemüllt mit Wodka-und Rakiflaschen. Und am Horizont dräuten riesige, ölige Bohrinseln, so groß wie der Eiffelturm, die ihren unsäglichen Ölfilm abgaben.
    ( Die waren im Artikel in der New York Times natürlich nicht zu sehen. Ich hätte es wissen müssen. Nicht einmal beim Thema Sand schreiben sie die Wahrheit.)
    Ich gönnte mir eine Piña Colada an einer strohgedeckten Bar, umgeben von pastellfarbenen Liegestühlen für die Sonnenanbeter, befächert von der sanften Brise übelriechender Karzinogene. Margaritaville in der Hölle.
    Kein Gast weit und breit. Auch kein Kellner, kein Barkeeper, kein gar nichts. Aber das liegt nur daran, dass die Casinos urplötzlich dichtmachen mussten – zack! – einfach so – mit einem Fingerschnippen! – weil Baba es so angeordnet hatte. Dem Präsidenten war urplötzlich
wieder eingefallen, dass sein Land eine Islamische Republik ist, die solche Laster nicht billigt. Man munkelt aber auch, dass Baby Baba 2 Millionen Dollar beim Würfelspiel verjubelt hat.
    Auf dem Heydar – Alijew – Boulevard
    Im Geheimdienstdossier stand:
    »…Lady Mehriban scheint unfähig … die volle Palette an Gesichtsregungen zu zeigen.«
    Der Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes nimmt an, dies sei die Folge »erheblicher Schönheitsoperationen«.
    Möglich. Welche Regungen fehlen ihr denn? Empathie? Selbsterkenntnis? Darüber schweigt sich der Bericht aus.
    Kadija dagegen hat eine überaus lebhafte Mimik. Allein anhand ihrer vernünftigen Schuhe, flacher schwarzer Slipper, konnte man sofort erkennen, dass Kadija die letzte Lady Aserbaidschans war. Und stolz darauf.
    Wir hatten Kadija angeheuert, um uns durch Baku zu führen, was sie auch tat, mit einem fröhlichen Winken und Lächeln für unsere Beschatter von der Polizei. Sie übersetzte für uns, als wir von einem »Freiwilligen« in einer schwarzen Limousine angehalten wurden. (Auf ihre Frage hin erklärte er offen, er werde dafür bezahlt, uns im Auge zu behalten. Uns und alle anderen.)
    Kadija bewegte sich mit einer fast komischen Dreistigkeit. Als ob sie, wenn sie dieser Farce von einer Regierung ins Gesicht lachen würde, ungestraft davonkäme. Sie macht eine Sendung bei Radio Liberty, die sie, nachdem die Regierung die Funkfrequenz anderweitig belegt hat, einfach in den leeren Äther hinaussendet. Und sie weiß, »was passiert ist«,

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