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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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Entschuldigungsschreiben an das Regime schreiben, weil wir »versehentlich« gegen die Bedingungen unserer Drehgenehmigung verstoßen haben.
    Ich bin nur ein halber Scheißkerl. Ich sagte Mamonov: »Wir werden tun, was wir können.« Zumindest habe ich seinen Namen absichtlich falsch geschrieben.
    Ich zolle seinem unwissentlichen Mut großen Respekt.

    Um 3 Uhr morgens wird die Luft in Terminal Town muffig und übelriechend. In Houston, in der Nähe der Exxon-Raffinerie, nennen sie diese Verklappung giftiger Gase in der Atmosphäre »Sky Dumping«. Giftstoffe, die eigentlich in Fässern versiegelt irgendwo vergraben werden sollten – eine teure Methode –, werden stattdessen in Öfen gepackt, abgefackelt und durch den Kamin gejagt. Schwer zu entdecken, noch schwerer nachzuweisen.
    BP versucht nicht, die armen Muslime auszuräuchern. Denn wie sagte der CEO von Shell USA einmal so schön zu mir: »Ölgesellschaften haben keine Ideologie.« BP hat keine religiösen Vorurteile. Das Unternehmen entsorgt seine Giftstoffe auch in Texas City durch den Schornstein und in seinen Raffinerien am Golf von Mexiko, wo überwiegend Protestanten wohnen; Exxon verfährt so in Houston und in Cancer Alley, Louisiana, wo jede Menge katholische Kreolen und Cajuns leben.
    Ich spazierte mit James und seiner Kamera in Terminal Town herum und tat so, als ob ich etwas dagegen unternehmen könnte. Tja, wenn Mr. Azlan, der Mann, dem ein Lungenflügel entfernt wurde, ein ölverschmierter Seehund oder ein Schmuckreiher oder ein Pelikan wäre, würden CNN und Anderson Cooper in Nullkommanix darüber berichten. Oder noch besser, wenn Azlan ein Wal wäre. Dann würde der Fernsehsender von National Geographic über Azlans Leid berichten.
    Aber Azlan ist nur ein muslimischer Schmock am Ende der BP-Ölpipeline. Und man kann sagen, dass er noch Glück hatte – er ist einer der wenigen, die einen Job bei BP bekamen. »Aber das hat mich meine Lunge gekostet! Und ich musste selbst dafür bezahlen, dass man sie mir herausschnitt! Und dann haben sie mich entlassen, weil ich nicht mehr so schwer arbeiten kann!« Was hast du denn erwartet, als ihr die sowjetische Besatzung gegen die von BP eingetauscht habt? Du hast doch noch einen Lungenflügel; was willst du denn noch?
    Und ganz ehrlich, was kann ich schon tun? Mr. Azlan ist kein niedliches Säugetier und auch nicht fotogen mit Rohöl verschmiert. Hier in Terminal Town dringen die Abfallprodukte aus der Ölproduktion in den Körper und fressen die Betroffenen bei lebendigem Leib von innen auf.
    So etwas will niemand sehen.

     
    Ich ging mit Mamonov zu seinem Garten hinterm Haus, wo er mich seinem einzigen Huhn vorstellte. Zumindest das Huhn lebt in großem Stil: Es hat einen riesigen Hühnerstall ganz für sich allein. Mamonov erzählte mir, dass er früher 20 Hennen hatte.
    Draußen im Garten stand ein Klavier, noch gestimmt, und leistete dem Huhn Gesellschaft. Ein Überbleibsel vom Großen Sprung Zurück. Elmars Familie ist aus beträchtlicher Höhe abgestürzt, und wie alle, die fallen, klammert sie sich verzweifelt an ein oder zwei Gegenstände ihres einstigen Lebens. Ein Obdachloser bewahrt die Fernbedienung seines Fernsehers auf, Flüchtlinge lassen lieber Lebensmittel zurück und nehmen stattdessen einen Kronleuchter und zerbrochene Kerzen mit, ein Schachbrett, zerbeulte silberne Kidduschbecher (meine Familie) oder im Fall der Mamonovs eben ein Klavier. Es passte nicht in den Hühnerstall, den sie jetzt ihr Haus nannten, doch das Instrument blieb bei ihnen, wurde in der aserbaidschanischen Wüstenluft konserviert, bis die Tochter darauf aserbaidschanische Musik aus einer anderen Zeit spielen konnte, die Konzerte von Schostakowitsch, die auch von Rostropowitsch oft gespielt wurden, der ursprünglich aus Baku stammt.
    Ich erinnerte mich, dass Rostropowitsch besonders Lady Macbeth von Mzensk mochte. Lady Baba gefallen andere Melodien besser. Ich weiß, dass viele sie für grausam halten, aber zumindest hat sie Elmar und seine kranke Frau nicht dazu gezwungen, zum großen Elton-John-Konzert zu gehen. (Baby Baba wandte Millionen dafür auf, den Valentino Liberace der achtziger Jahre nach Baku zu holen.)
    Mamonovs Tochter zeigte sich kurz; ein schüchternes Mädchen mit unauffälligem Kopftuch. Ich schätze sie auf 14, ein Jahr älter als meine Tochter (die den Klavierunterricht aufgegeben hat, sie verlor das Interesse, aber das Keyboard habe ich immer noch irgendwo herumstehen). Ich fragte die junge

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