Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Studenten, die sich weigerten, an Bord zu gehen und sich an der Besetzung zu beteiligen, durchfallen ließ. »Denen habe ich einen Tritt in ihren rassistischen Hintern gegeben«, erklärte Etok. Die Universität feuerte ihn. Die Besetzung von Alcatraz endete 1970, als Richard Nixon etwa um die Zeit des Einmarschs in Kambodscha die Invasion der Insel anordnete. Doch Etoks Gruppe trug den Sieg davon, denn sie zog einen Schlussstrich unter die Politik der Termination and Relocation , der Praxis, Reservate aufzulösen und die Ureinwohner zwangsumzusiedeln. Auch Kaktovik war dieser Praxis zum Opfer gefallen.
Der geschasste Professor kehrte in den Norden zurück, um im Sommer mit auf Walfang zu gehen, und wappnete sich für die nächsten Invasoren: die Briten, die an der Prudhoe Bay Öl rochen. Noch im gleichen Jahr begann British Petroleum, sich das Öl, das unter den Ureinwohnern schlummerte, und die Pipeline-Route, die das Öl durch das Land der Eskimos nach Valdez bringen sollte, unter den Nagel zu reißen.
Auf dieses Billionen Dollar schwere internationale Schachspiel bereitete sich Etok vor. Er nahm die Pipeline als Geisel, und sein Onkel legte mehrere Gerichtsverfahren als Bärenfalle aus. Sie engagierten die, wie er es nannte, besten »jüdischen Anwälte«, die Amerika zu bieten hatte, unter anderen Präsident Johnsons persönlichen Rechtsbeistand. Etok sicherte sich die Unterstützung mächtiger Senatoren und brachte mit der Gründung der Arctic Slope Regional Corporation sein eigenes Unternehmens-Schlachtschiff in Stellung. Zudem beherzigte er den Ratschlag der politischen Philosophin Hannah Arendt: Es gibt keine Macht ohne Staatsmacht. Daher schuf er eine neue politische Einheit, North Slope Borough County, den größten Verwaltungsbezirk der USA (viel größer als ganz England). Das war noch keine nationale Eigenständigkeit, doch es war eine Regierung, die von den »Amerikanern« unter dem comity clause der US-Verfassung anerkannt wurde, mit eigener Flagge und Gesetzgebung. 6
Etok schmerzt es noch immer, im Jahr 1971 ein so mageres Ergebnis für die Eskimos herausgeschlagen zu haben: eine Urkunde über 17 Millionen Hektar Land, mehrere Milliarden Dollar in Exklusivverträgen, Lizenzgebühren für das Öl und eine Vervielfachung der Eskimomacht. Eine Enttäuschung, gewiss, doch Etok hat sicher eine gewisse Befriedigung verspürt, als die Inupiat aus Kaktovik der US-Airforce mitteilten, sie möge gefälligst von ihrem Grund und Boden verschwinden.
Heute deutet nichts mehr auf die Besetzung durch das US-Militär hin. Bis auf die Landebahn musste die Airforce dort, wo das alte Dorf gestanden hatte, alle Spuren ihrer Anwesenheit beseitigen. Den Flughafen nutzt Häuptling Akootchook, um den Honda-Außenborder für das Walfangboot oder schnelles Internet zu beschaffen, einen Urlaub auf Hawaii zu machen und für andere hübsche Sachen mehr.
Ein moderner Schnickschnack ist in der Arktischen Republik aber doch verboten. Die Walfangwaffen des 20. Jahrhunderts lehnt Etok ab. Sprengstoffe und Raketen, wie sie diese Schweine verwenden, die kommerziellen Walfänger aus Japan, »machen zu viel Fleisch kaputt«,
wie er mir erklärte. »Man muss zu viel Gift herausschneiden.« Deshalb verwenden Etok und die Dorfbewohner überall im Slope nach wie vor Harpunen, die von der Schulter abgeschossen werden und einen kleinen Sprengsatz an der Spitze haben. Herman Melville und Queequeg würden sich in einem von Etoks Walfangbooten zu Hause fühlen.
Beaufortsee, Nordpolarmeer
Rick und der nunmehr gezähmte James verließen die Schlafbaracke des Weißen Mannes und gingen mit Etok, Geheimdienstchef Harry Lord und mir zu Häuptling Akootchooks Haus am Strand der Beaufortsee, die ein großes Anhängsel des Nordpolarmeers ist. Der Häuptling ist ein arktischer Damien Hirst. Als wir zu dem kleinen Bungalow auf Stelzen kamen, stellten wir fest, dass er den Keller voll hatte mit sechs halb gefrorenen Karibus und Elchen, die er mit der Motorsäge in Hälften zerteilt hatte. »Wenn man die Haut dran lässt, bleibt es beim Kochen viel frischer.« Ich glaubte ihm aufs Wort.
Nach Norden blickte ich in die absolute Leere. Akootchooks Haus war das letzte vor dem Ende der Welt, meiner Welt jedenfalls. Sein nächster Nachbar im Norden lebte in Norwegen und hütete Rentiere. Etok hatte mit den Norwegern in seinem »Hinterhof« Kontakt aufgenommen und eine Vereinigung der indigenen Polarvölker gegründet. Als der Gouverneur von Sibirien
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