Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
gesagt habe.
Das war Pig Man Nummer 1. Wir trafen uns irgendwo in den USA. Wo, weiß ich nicht mehr.
Rick setzte ihn in einen verdunkelten Raum – kein Hotel, keine nachvollziehbaren Belege –, verkabelte ihn und stellte eine grelle Lampe hinter ihm auf, damit er nur noch ein redender Schatten mit nervösen Händen war.
»Wow«, sagte Pig Man. »Ich komme mir vor wie bei der CIA.« Rick erwiderte, ohne nachzudenken: »Der letzte Typ, den ich gefilmt habe, war von der CIA. In Afghanistan.«
Pig Man fragte: »Was ist aus ihm geworden?«
Wir wechselten das Thema und redeten über die Beleuchtung.
Pig Man wollte zum Andenken ein Handy-Foto von mir machen, das sich nicht mit dem Computer verschicken ließ. »Auf keinen Fall!«, erklärte Regisseur James. Wir hatten die höchste Sicherheitsstufe, obwohl der Konzern weiß, wer er ist und wer ich bin, und wir wissen, dass sie es wissen. Aber darüber wollten wir lieber nicht nachdenken.
Pig Man erzählte mir wieder von der magischen Maschine, dem Pipeline Inspection Gauge, das durch die Pipeline zuckelt und allerlei Pieptöne von sich gibt. Es ist mit einem GPS verbunden. Ein kompliziertes und teures Programm übersetzt die Schweinesprache in bunte
Schaubilder, in denen die Stellen mit gefährlicher Korrosion, starken Rissen und anderen Gefahren gekennzeichnet sind. Da es gesetzlich vorgeschrieben war, erwarb BP die Software und setzte sie ein.
Oder besser gesagt, vielleicht setzte BP sie ein. Denn wenn BP das PIG tatsächlich durch die Alaska-Pipeline geschickt hat, hätte es dann nicht die Korrosion, die im Jahr 2006 zur Explosion und zur Ölpest in der Prudhoe Bay führte, erkennen müssen? Ja, erwiderte Pig Man Nummer 1, auf jeden Fall. Das PIG hätte das im Voraus gesehen.
Aber nur, fügte er hinzu, wenn Fehler im Programm zuvor bereinigt worden wären.
Und wurden sie bereinigt?
»Mein Team hat sie korrigiert. Ich gehörte zum Team und habe die Fehler korrigiert.«
Sein Team macht dafür sogar Überstunden. Sie waren sehr stolz darauf, dass sie das Problem gelöst und die schwierige Programmierung vorgenommen hatten, mit der sie die Software an die vom Bundesgesetz geforderten Maßgaben anpassten. Ich weiß, die Amerikaner verabscheuen die Bürokraten mit ihren dicken Regelbüchern, aber wer auf einer Pipeline lebt (und viele Millionen Menschen tun das), kann nur sagen, je dicker desto besser .
Bis sein Team Abhilfe schuf, waren die Robo-Schweine von BP Gesetzesbrecher. Pig Man und seine Kollegen verwandelten sie in regelkonforme, gesetzestreue Borstentiere. Stolz präsentierten die Streber ihre Korrektur ihrem Vorgesetzten.
Und wurden gefeuert.
Allerdings nicht gleich. Zunächst versuchte ihnen der Vorgesetzte die Problematik zu erklären: »Er formulierte es so: ›Das wird einige Leute nicht besonders glücklich machen.‹«
Warum denn?
»Er sagte, wenn wir die verbesserte Software freigäben, würde es Umsatzeinbußen geben.«
Die Firma musste Umsatzeinbußen befürchten, falls ihre Kunden merkten, dass die Software funktionierte?
Genau.
Die Öl- und Gaskonzerne, darunter BP, wollten lieber gesetzeswidrig Fehler im Programm haben?
»Wenn wir die Software korrigierten, würden dem Kunden, der sie einsetzte, zusätzliche Kosten entstehen … Der Pipelinebetreiber müsste dann mehr Pipelineabschnitte reparieren als zuvor, sie müssten mehr neu verlegen, und das wäre teuer.«
Teuer ist eine Untertreibung. Zehn Kilometer Neuverlegung kosten locker 60 bis 120 Millionen Dollar.
»Die, denen wir die Software verkaufen«, erklärte die Firma Pig Mans Team, »die Pipelinebetreiber und BP, wenn die mehr Problemfälle hätten, wenn sie längere Abschnitte hätten, die nun als Risiko klassifiziert wären, dann würden sie die Software nicht mehr so gern kaufen. Da haben sie eben eine Unternehmensentscheidung getroffen.«
Die korrigierte Software sollte das Büro nie verlassen. Und die Urheber der Korrektur wurden trotz Jahresvertrag nach nur drei Monaten freigestellt.
Wurde Ihnen verboten, das öffentlich zu machen?
»Ja.«
War er bis dahin ein wenig nervös gewesen, wurde er nun richtig zappelig.
»Wir mussten eine Stillschweigevereinbarung unterschreiben.«
Man verlangte von ihnen, dass sie »jegliche Probleme dieser Art oder die Art der Software, an der wir arbeiteten« für sich behielten. Nichts durfte »an die Öffentlichkeit. Unter Androhung einer Klage«. Nett.
Aber vielleicht meinte es seine Firma ja gar nicht so, und die
Weitere Kostenlose Bücher