Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
durch. Obwohl ich nicht wusste, wonach ich eigentlich suchte, wurde ich fündig: ein riesiges Gebäude, groß wie eine Flugzeughalle, auf dem PIG stand. Das war nicht Lord Brownes altes Büro, sondern wieder der Schauplatz eines Verbrechens. Die Pipeline von BP/Alyeska tropft und bröckelt. In fünf Jahren waren knapp 1 Million Liter Rohöl in der Tundra versickert. Die Pipeline von BP ist ein Exxon-Valdez-Unglück in Zeitlupe.
Aufgrund der Krebsraten in Ecuador wusste ich, was geschehen würde, wenn das so weiterging. Aber wir sind hier in Amerika und nicht in
Ecuador, da lassen wir so etwas doch nicht zu. Wie kommt es, dass es trotzdem geschieht?
Ich traute nur einem Menschen zu, dass er mir die Wahrheit sagen würde: Inspektor Dan Lawn.
Der Inspektor erklärte, zum Verständnis müsse ich mir umgehend die Pumpstation Nummer 9 an der Delta Junction ansehen, die laut meiner Karte ein paar Hundert Kilometer weiter irgendwo am Ende der Welt lag. Er erbot sich, uns im Jeep hinzufahren. Für ihn bedeutete das, dass er, wenn man die Fahrt aus Anchorage dazurechnete, 1500 Kilometer ohne Schlaf unterwegs war.
Ich müsste eigentlich sagen »pensionierter Inspektor Lawn«. Seit er nicht mehr dafür bezahlt wird, den Öltransport zu überwachen, ist er damit beschäftigt, den Öltransport zu überwachen. Im Bereich Pipelines und Erdöl ist er eine wandelnde Wikipedia, und ich genieße die warme Dusche seiner sprudelnden Fakten, Zahlen und Dokumente. Für mich waren die mehreren Hundert Kilometer im Jeep entlang der Pipeline ein wahrer Leckerbissen in Sachen Technik.
Wenige Monate zuvor, am 24. Mai 2007, war die Pumpstation Nummer 9 gerissen und hatte 400 000 Liter Rohöl freigesetzt. Früher war eine Ölpest mit 400 000 Litern eine Nachricht. Diesmal erfuhr man nichts, weil das Macondo-Loch im Golf von Mexiko diese Menge in vier Stunden ausspuckte. Addieren wir die 400 000 Liter zu den 800 000 bei Prudhoe. Das sind die Warnspritzer für die nächste BP-Katastrophe.
Warum gibt die Pipeline ihren Geist auf? Ich bat den Inspektor um die Fakten.
»Sie haben sie nicht inspiziert.« Das heißt, sie haben das Pipeline Inspection Gauge, PIG, nicht durch die Rohrleitung gelassen. Wenn sie den Inspektions-Roboter eingesetzt hätten, so hätte das Smart PIG mit seinen Messfühlern bei jedem Riss und jeder rostigen Stelle in der Röhre laut gequiekt.
Doch aus den Unterlagen geht hervor, dass 400 Meilen Pipeline acht Jahre lang kein PIG gesehen hatten. (Das entspricht 644 Kilometern.) Warum? Der Betrieb kostet über 1000 Dollar pro Meile. Bei 400 Meilen
macht das knapp 400 Millionen Dollar. BP muss zu dem Schluss gekommen sein, dass es billiger ist, eine Strafe zu zahlen.
Nach endlosen Schimpftiraden von Seiten des Staates ließ der Konzern ein paar Münzen als Strafgeld fallen und lachte sich eins, bis die Pumpstation Nummer 9 in Brand geriet und das Öl auslief. Da lachte er noch mehr. Der Inspektor nannte mir so viele erschreckende Fakten, dass sie ein weiteres Buch füllen würden, ließ uns in Fairbanks aussteigen und begann seine zweite schlaflose Nacht am Steuer. Badpenny, die sich Sorgen um ihn machte, blieb bis zum Morgengrauen wach und rief ihn jede Stunde über das Handy an, um ihn wachzuhalten. Wer einen Schutzengel braucht, könnte es vermutlich schlechter treffen.
Aber was mich wirklich auf die Palme brachte, war Folgendes: Einmal quiekte das schlaue Schwein tatsächlich. Und das Timing war glänzend.
Im Jahr 2006 ereignete sich an der Trans-Alaska-Pipeline ein Unfall, der gerade zur rechten Zeit kam. Man setzte die PIGs ein und stellte fest, dass die Pipelines, die bei Prudhoe zusammenliefen, korrodiert waren und bröckelten. Das BP-Konsortium, dem die Sicherheit über alles ging, legte die Pipeline still. Es war ein Notfall. Und es war August.
Wie kam es, dass man plötzlich eine starke Korrosion feststellte, die schon seit Jahren da war? Inspektor Lawn hatte sein Klagelied über die Korrosion bereits 17 Jahre zuvor zu Papier gebracht. Seine tausendste Warnung wurde fünf Monate vor der panischen Schließung veröffentlicht.
Außerdem hätte BP schon Jahre vorher von dem Problem wissen müssen, weil man das Privattelefon des Inspektors angezapft hatte. (BP wurde dabei erwischt und musste dem Inspektor eine satte Summe zahlen. Er gründete damit eine Stiftung für die Öltransportsicherheit. Der Mann ist ein wandelndes Passionsspiel im Parka.)
Siebzehn Jahre lang hatte der Konzern von der
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