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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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angelatscht und sagte, wir d ü rften eine Stunde in der Lokomotive mitfahren, damit er Fotos machen k ö nne. Na, das waren ja aufregende Neuigkeiten! So was bekam man nicht alle Tage geboten. Bevor wir also wieder losfuhren, kletterten wir mit den beiden neuen Lokomotivf ü hrern Noel Coad und Sean Willis, die den Zug bis nach Kalgoorlie fahren sollten, in die Lok.
    Sie waren freundlich und locker, Ende zwanzig, Anfang drei ß ig, ihre Kabine eng, aber gem ü tlich - sogar auf eine High Tech-Weise heimelig. Es gab ein schniekes Schaltpult mit massenhaft Hebeln und Schaltern, drei Kurzwellenradios und zwei Computerbildschirmen, aber auch eine Anzahl h ä uslicher Annehmlichkeiten: Wasserkessel, kleinen K ü hlschrank, Elektroplatte zum Kochen. Coad knipste ein paar Schalter an, bewegte einen Schaltkn ü ppel um Bruchteile von Zentimetern, und los ging's. Binnen weniger Minuten hatten wir unsere Reisegeschwindigkeit von einhundert Stundenkilometern erreicht.
    Vor lauter Angst, dass ich etwas anfasste, das uns in die Abendnachrichten bringen w ü rde, sa ß ich da, ohne mich zu r ü hren, und genoss die neue Perspektive, den Blick geradeaus. Und was ist das f ü r ein Geradeaus in der grenzenlosen Nullarbor Plain! Vor uns verlief der einspurige Schienenstrang, zwei parallele gl ä nzende Stahlb ä nder, schnurgerade und in der Sonne blendend, quer dazu die ewigen Betonschwellen. Irgendwo in der N ä he eines absurd weit entfernten Horizonts trafen sich die Stahlb ä nder in einem schimmernden Fluchtpunkt. In immer gleicher, monotoner Fahrt saugten wir Schwelle um Schwelle auf, aber so sehr wir auch vorw ä rts rasten, der Fluchtpunkt blieb an derselben Stelle. Man konnte ihn nicht anschauen - ich jedenfalls nicht -, ohne dass man Kopfschmerzen bekam.
    » Wie weit ist es bis zur n ä chsten Kurve? « , fragte ich.
    » Dreihundertundsechzig Kilometer « , antwortete Willis.
    » Werden Sie hier drau ß en nicht verr ü ckt? «
    » Nein « , erwiderten die beiden Lokf ü hrer einstimmig und im Brustton der Ü berzeugung.
    » Sehen Sie denn wenigstens schon mal was, das die Monotonie unterbricht - Tiere oder so? «
    » Ein paar 'rus « , sagte Coad. » Und manchmal ein Kamel. Ganz selten ein Motorrad. «
    » Ein Motorrad? «
    » Auf der da. « Er zeigte auf eine holprige Schotterpiste f ü r eventuelle Reparaturarbeiten, die neben den Schienen her verlief. » Ist aus irgendeinem Grund bei den Japanern sehr beliebt. Hat was mit der Aufnahme in einen Club oder so zu tun. «
    » Letzte Woche haben wir einen Typ auf einem Fahrrad gesehen « , erz ä hlte Willis.
    » Echt? «
    » Japaner. «
    » Fuhr einfach so daher? «
    » Total verr ü ckt, wenn Sie mich fragen, aber sonst hatte er keine Probleme. Er hat uns gewinkt. «
    » Ist es nicht furchtbar gef ä hrlich hier drau ß en? «
    » Nein - nicht, wenn Sie in der N ä he der Schienen bleiben. Auf dieser Strecke fahren in der Woche f ü nfzig bis sechzig Z ü ge, und wenn man Schwierigkeiten hat, l ä sst einen keiner hier drau ß en liegen. «
    An einer Stelle namens Deakin musste der Indian Pacific auf ein Nebengleis fahren, um einen G ü terzug durchzulassen, und Trevor und ich kehrten zu unserem Waggon zur ü ck. Wir sprangen von der Lok herunter und liefen forschen Schrittes am Zug entlang zu den Personenwagen. (Und glauben Sie mir, Sie w ü rden auch forschen Schrittes laufen, wenn Sie sich au ß erhalb eines Zuges mit laufendem Motor in der Mitte einer W ü ste bef ä nden.) An der T ü r des ersten Personenwagens erwartete uns David Goodwin, der Oberschaffner.
    Halb half er uns - ohne Bahnsteig ist der Abstand ganz sch ö n hoch -, halb fielen wir hinein. Als ich aufschaute, entdeckte ich zu meinem Entsetzen, dass wir in der verbotenen Personenwagenabteilung waren. In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht so angestarrt worden. Als wir hinter David durch die zwei Waggons gingen, verfolgten einhundertundvierzig Paar eingesunkener Augen m ü rrisch jeden unserer Schritte. Diese Leute hatten keinen Speisewagen, keinen Salon, keine gem ü tlichen Kojen, in die sie sich abends verkriechen konnten. Seit zwei Tagen, seit der Abfahrt aus Sydney, waren sie sitzend gefahren und hatten bis Perth immer noch vierundzwanzig Stunden vor sich. Wenn wir nicht in Begleitung des Oberschaffners gewesen w ä ren, h ä tten sie uns aufgefressen.
    Im ersten Licht des Tages kamen wir in Perth an und stiegen, froh, wieder festen Boden unter den F üß en zu haben, aus dem Zug. Wir waren ü

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