Frühstück mit Kängurus
Vertrautheit mit den Fjorden und Buchten der australischen Ostk ü ste, die in den n ä chsten zweieinhalb Jahrhunderten wahrscheinlich nicht wieder von Fremden erblickt wurde.
Als also im April 1770 Lieutenant James Cook und seine Mannschaft an Bord der HMS Endeavour die S ü dostecke Australiens sichteten und der K ü ste eintausendundachthundert Meilen nach Norden bis Cape York folgten, war es weniger eine Entdeckung denn eine Best ä tigung.
Cooks Fahrt war zweifellos heroisch, ihr Hauptzweck aber profan. Man hatte ihn um die halbe Welt nach Tahiti geschickt, damit er dort den Lauf der Venus vor der Sonne her verma ß . Mittels der Ergebnisse dieser und anderer Messungen, die gleichzeitig woanders vorgenommen wurden, wollten die Astronomen die Entfernung der Erde von der Sonne berechnen. Die Messungen waren nicht besonders kompliziert, mussten aber ordentlich gemacht werden. Acht Jahre zuvor war ein Versuch fehlgeschlagen, und die n ä chste Gelegenheit bot sich erst wieder in einhundertundf ü nf Jahren. Zum Gl ü ck f ü r die Wissenschaft und f ü r Cook blieb der Himmel klar, und die Arbeiten verliefen glatt und komplikationslos.
Dann konnte Cook losschippern und den zweiten Teil seines Auftrags erledigen - die L ä nder der S ü dsee erforschen und alles, was wissenschaftlich interessant aussah, mit nach Hause bringen. Zu diesem Behufe hatte er einen klugen, reichen jungen Botaniker bei sich. Joseph Banks als eifrigen Sammler zu bezeichnen ist eine liebensw ü rdige Untertreibung. Im Laufe der dreij ä hrigen Fahrt der Endeavour sammelte er etwa drei ß igtausend Pflanzen, darunter mindestens eintausendvierhundert, die man in Europa noch nie gesehen hatte, und vergr öß erte somit auf einen Schlag die Zahl der dort bekannten Pflanzen um ein Viertel. Ja, er brachte so viele Proben mit nach Hause, dass die Schubladen des Naturgeschichtsmuseums in London zweihundertundzwanzig Jahre sp ä ter immer noch von denen ü berquellen, die ihrer Katalogisierung harren. Auf derselben Fahrt wurde auch Neuseeland zum ersten Mal umsegelt, womit sich best ä tigte, dass es nicht Teil des legend ä ren s ü dlichen Kontinents war, wie Tasman meinte, sondern aus zwei Inseln bestand. Cooks Reise war also in jeder Hinsicht erfolgreich, und wir k ö nnen annehmen, dass ringsum zufriedene Mienen herrschten, als die Endeavour sich endlich auf den Heimweg machte.
Die Gl ü cksstr ä hne hielt an. Am neunzehnten April 1770, drei Wochen nach Verlassen Neuseelands konnte Lieutenant Zachary Hicks beim Anblick dessen, was sich als der ä u ß erste S ü dostzipfel Australiens herausstellen sollte, » Land ahoi! « schreien. Cook nannte die Stelle Point Hicks (sie hei ß t jetzt Cape Everard) und steuerte das Schiff weiter gen Norden.
Das Land, das sie fanden, war nicht nur gr öß er als angenommen, sondern auch verhei ß ungsvoller, die Ostk ü ste ü ber ihre ganze L ä nge hinweg gr ü ner, besser bew ä ssert und mit zug ä nglicheren Landepl ä tzen und Anlegestellen ausgestattet als alles, was sonst aus Neu-Holland bekannt war. Sie bot, hielt Cook fest, » einen sehr lieblichen und g ü nstigen Anblick ... mit H ü geln, Bergketten, Ebenen und T ä lern, die mit Gras bewachsen, aber zum gr öß ten Teil ... mit Wald bedeckt waren « . Also das krasse Gegenteil der ö den, wilden W ü steneien, die andere angetroffen hatten.
Vier Monate fuhren Cook und seine Leute an der K ü ste entlang. Hielten in einer Bucht, die Cook Botany Bay nannte, entgingen knapp einer Katastrophe, als sie auf dem Great Barrier Reef aufliefen, und umrundeten nach notd ü rftigen Reparaturen schlie ß lich die n ö rdlichste Spitze des Kontinents, Cape York. Am Abend des einundzwanzigsten August ging Cook, als sei es ihm soeben noch eingefallen, an Land (die Stelle nannte er Possession Island), hisste eine Flagge und nahm die Ostk ü ste f ü r Gro ß britannien in Besitz.
Eine bemerkenswerte Leistung f ü r einen Mann, der als Tagel ö hnersohn im tiefen Yorkshire geboren worden, erst mit achtzehn Jahren zur See gefahren und dreizehn Jahre zuvor im fortgeschrittenen Alter von siebenundzwanzig in die Marine eingetreten war. Zwei noch l ä ngere Fahrten f ü hrten ihn abermals in den Pazifik; bei der ersten legte er siebzigtausend Meilen zur ü ck. Dann wurde er 1779 an einem Strand auf Hawaii von Eingeborenen ermordet (und wahrscheinlich auch gegessen). Cook war ein brillanter Seemann und penibler Beobachter, machte indes auf seiner ersten Reise
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