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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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immer noch, dachte ich.

Drittes Kapitel
     
    Am nächsten Morgen begleiteten uns Steve und Lisa über die einsame Schotterpiste zurück zu dem asphaltierten Highway bei Wilcannia, wo wir voneinander schieden. Sie fuhren nach links zurück nach Menindee, Trevor und ich nach rechts über eine schnurgerade, leere Straße nach Broken Hill, einhundertundsiebenundneunzig Kilometer weit weg, womit wir in etwa einen großen Kreis beschrieben.
    In Broken Hill hatten wir einen Nachmittag Zeit zum Sightseeing. Unter anderem fuhren wir nach Silverton hinaus, einstmals eine wilde Bergarbeiterstadt, nun buchstäblich verlassen bis auf eine große Kneipe, angeblich die meist fotografierte und gefilmte Kneipe Australiens. Nicht, weil sie so wahnsinnig besonders wäre, sondern weil man das Gefühl hat, sie stehe mitten im Nichts. Dabei liegt sie in bequemer Reichweite der vollklimatisierten Annehmlichkeiten von Broken Hill. Sie ist einhundertundzweiundvierzigmal als Drehort benutzt worden - in Marsch durch die Hölle, Mad Max 2 und in so gut wie jedem australischen Bierwerbespot, der je gedreht wurde. Offenbar lebt sie jetzt von den Filmcrews und gelegentlichen Touristen wie uns.
    Broken Hill hat auch harte Zeiten hinter sich. Selbst für australische Maßstäbe ist es elend weit entfernt vom Rest der Welt, zum Beispiel siebenhundertundfünfzig Meilen von Sydney, der Hauptstadt des Bundesstaates, wo alle Entscheidungen fallen, und seine Einwohner fühlen sich verständlicherweise manchmal etwas vernachlässigt. Bis in die Fünfzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinein lebten noch fünfunddreißigtausend Menschen in Broken Hill - jetzt mal gerade noch dreiundzwanzigtausend. Seine Geschichte beginnt 1885, als ein Arbeiter, der Weideland abritt und Zäune überprüfte, zufällig auf Silber-, Zink- und Bleiadern in rauen Mengen stieß. Fast über Nacht wurde Broken Hill zur Boomtown; die Broken Hill Proprietary Ltd. ist sogar heute noch Australiens mächtigster Industriekoloss.
    1893 hatte die Stadt sechzehn Minen, in der achttausendsiebenhundert Bergleute besch ä ftigt waren. Heute gibt es nur noch eine Mine mit siebenhundert Angestellten, der Hauptgrund f ü r die Abnahme der Einwohnerzahl. Doch in der einen Mine f ö rdert man mehr Erz als in den besten Zeiten in allen sechzehn Minen zusammen. Das liegt daran, dass fr ü her Tausende von M ä nnern in engen Sch ä chten herumkrochen, w ä hrend heute eine Hand voll Ingenieure Kammern in Kathedralengr öß e von bis zu neunzig Metern H ö he und der Grundfl ä che eines Fu ß ballfeldes freisprengen. Und wenn sich der Staub gelegt und alle Ohren aufgeh ö rt haben zu klingeln, r ü ckt ein Team mit riesigen Bulldozern an und schaufelt das ganze Erz auf. Es ist so wahnsinnig effizient, dass in sp ä testens zehn Jahren das Erz alle ist, und was dann aus Broken Hill wird, wei ß der liebe Gott allein.
    Aber noch ist es ein nettes kleines St ä dtchen, in dem gesch ä ftiges Treiben und Wohlstand herrschen, was einen an die Er ö ffnungsszenen von Hollywood-Filmen aus den Vierzigern erinnert, in denen Jimmy Stewart oder Deanna Durbin mitspielen. H ü bsche Geb ä ude in gem äß igt kitschigem viktorianischen Stil s ä umen seine Hauptstra ß e. Auf der Suche nach einer Erfrischung betraten Trevor und ich eines der vielen imposanten Hotels, die an jeder Stra ß enecke standen - und hier sollte ich anmerken, dass in Australien » Hotel « vieles bedeuten kann: ein Hotel, eine Kneipe, ein Hotel plus Kneipe. Dieses hie ß Mario's
    Palace Hotel, sah von au ß en sehr nobel aus, war einen halben Stra ß enblock lang, hatte ringsum laufende Balkone mit reichlich kunstvollen schmiedeeisernen Verzierungen, doch innen herrschte tr ü be Beleuchtung, und es roch modrig. Die Bar schien offen zu sein - in einer Ecke brabbelte ein Fernseher leise vor sich hin, die Schilder waren beleuchtet -, aber niemand bediente, und man h ö rte auch niemanden in der N ä he. Mehrere gro ß e R ä ume gingen von hier ab - ein Ballsaal, ein Speisesaal, vielleicht noch ein Ballsaal -, und sie sahen alle aus, als seien sie 1953 mit erheblichem Kostenaufwand renoviert und seitdem nicht mehr benutzt worden.
    Eine Tür führte in einen breiten Flur mit einem hochherrschaftlichen Treppenaufgang. Dessen Wände waren vom Boden bis zur weit entfernten Decke, gut drei Stockwerke über uns, durch Holzstreifen in Dutzende verschieden große Felder unterteilt, die mit Wandbildern ausgemalt waren. Manche waren über einen

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