Frühstück mit Kängurus
Ruhepause in Botany Bay jedenfalls fuhr er ab und wurde nie wieder gesehen. Denn bald darauf versanken seine beiden Schiffe mit Mann und Maus in einem Sturm vor den Neuen Hebriden.
Auf der Suche nach einer zug ä nglicheren Stelle segelte Phillip unterdessen die K ü ste hinauf zu einem anderen Meeresarm, den Cook gesehen, aber nicht erforscht hatte. Als die Flotte die Sandsteinlandzungen passierte, die die Einfahrt bildeten, entdeckte man einen der tollsten H ä fen der Welt. Wo sich heute der Circular Quay befindet, warf man Anker und gr ü ndete eine Stadt. Es war der sechsundzwanzigste Januar 1788. Dieses Datum sollte hinfort als Australia Day lebendig bleiben.
Von den rund tausend Leuten, die an Land schwankten, waren ungef ä hr siebenhundert Gefangene, der Rest Marinesoldaten und -offiziere, die Familien der Offiziere und der Gouverneur und seine Beamten. Wie viele den jeweiligen Gruppen angeh ö rten, ist nicht genau bekannt, aber das spielt auch keine Rolle, jetzt waren sie ohnehin alle Gefangene.
Es war, freundlich ausgedr ü ckt, ein seltsamer Haufen. Mit dabei waren ein neunj ä hriger Junge und eine zweiundachtzigj ä hrige Frau - kaum Leute, mit denen man sich den Herausforderungen einer Kolonisierung stellt. In London war zwar die Rede davon gewesen, dass gewisse Fertigkeiten f ü r ein solch isoliertes Leben w ü nschenswert seien, doch keiner hatte dieser Erkenntnis gem äß gehandelt. Die Gruppe hatte niemanden, der sich in den Naturwissenschaften auskannte, keinen erfahrenen Landwirt, ja, nicht einmal jemanden, der auch nur einen blassen Schimmer davon gehabt h ä tte, wie man in feindlichen Gefilden Ackerbau betreibt. Unter N ü tzlichkeitsgesichtspunkten waren die Gefangenen eine j ä mmerliche Schar, unter den siebenhundert gerade mal ein kundiger Fischer und nicht mehr als f ü nf, die Grundkenntnisse im H ä userbauen besa ß en. Nach allem, was man h ö rte, war Phillip ein freundlicher Mann, ausgeglichen und durch und durch redlich, aber die Lage war hoffnungslos. Konfrontiert mit einem Land voller Pflanzen, die er nie gesehen hatte und die er nicht kannte, berichtete er verzweifelt: » Ich bin ohne einen Botaniker, ja sogar ohne einen gescheiten G ä rtner. «
Unverzagt machten sie alle das Beste daraus; sie hatten keine andere Wahl. Man entsandte Trupps ins Landesinnere, um zu erfahren, was es dort gab (im Gro ß en und Ganzen nichts); errichtete auf einem Grundst ü ck, das auf den Hafen hinausschaute und auf dem sich jetzt der Botanische Garten befindet, eine staatliche Farm und versuchte, freundliche Beziehungen zu den Eingeborenen zu kn ü pfen. Die » Indianer « , wie man sie anfangs nannte, waren verwirrend unberechenbar. Meistens freundlich, attackierten sie, wenn sich die Gelegenheit bot, trotzdem Siedler, die sich aus dem Camp herauswagten, um zu fischen oder zu jagen. Im ersten Jahr wurden siebzehn Kolonisten abgeschossen und Dutzende verwundet, darunter Gouverneur Phillip, der in Manly Cove auf einen Aborigine zuging, um mit ihm zu plaudern, und zu seiner Verbl ü ffung pl ö tzlich merkte, wie ihm ein Speer durch die Schulter drang und aus dem R ü cken wieder herauskam. (Er genas.)
Fast alles war gegen die Siedler. Sie hatten keine wasserdichte Kleidung gegen den Regen und keinen M ö rtel, um H ä user zu bauen; keine Pfl ü ge, um die Felder zu bestellen, und keine Zugtiere, die die (nicht vorhandenen) Pfl ü ge h ä tten ziehen k ö nnen. Ü berall schien der Boden mit einer » un ü berwindbaren Unfruchtbarkeit « geschlagen zu sein. Die Feldfr ü chte, die sich wirklich durch das Erdreich k ä mpften, wurden nicht selten im Schutze der Dunkelheit gestohlen - von den Str ä flingen ebenso wie von den Soldaten. Jahrelang mangelte es beiden Gruppen nicht nur an Lebensmitteln, sondern auch an fast allen anderen elementar notwendigen Dingen: Schuhen, Decken, Tabak, N ä geln, Papier, Tinte, Zeltplanen, Sattelzeug, kurzum, an allem, das hergestellt werden musste. Die Soldaten taten ihr Bestes, um herauszufinden, was es vor Ort f ü r Nahrungsquellen gab, aber die meisten hatten keine Ahnung, was sie suchten, wenn sie sich aufmachten, oder was es war, wenn sie etwas gefunden hatten. Der Historiker Glen McLaren zitiert aus dem Bericht eines Soldaten, der zum Hunter River geschickt worden war. » Die Erde ist schwarz « , schrieb der Mann hoffnungsfroh, » durchmischt mit einer Art Sand oder mergeliger Substanz. Fische gibt es zuhauf, und nach ihrem Springen zu urteilen, geh
Weitere Kostenlose Bücher