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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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indem wir heute was wirklich Schneidiges anstellen. Im Dorf
hat der Basketballklub einen Tanzabend. Da wollen wir hin.«
    Ich staunte noch mehr, denn
Larry hatte doch immer beteuert, keine zehn Pferde kriegten sie zu so einem
Abend.
    Anne war hochbegeistert: »Pappi
ist fort und kommt erst spät wieder, aber ich kann Mrs. Evans anrufen und sie
bitten, eine Notiz für ihn hinzulegen. Er wird nicht böse sein.«
    Larry warf mir einen
schalkhaften Blick zu, während ich entsetzt war über Annes prächtigen
Optimismus.
    »Aber ich kann doch nicht in
diesem Kleid zum Tanz gehen, nicht wahr?« fragte sie.
    Sie trug ein blaues,
wahrscheinlich von einem Londoner Schneider angefertigtes Wollkleid.
    »Aber natürlich«, sagte Larry,
»die Leute tragen da alles mögliche: dicke Jacken, Rock und Bluse oder sogar,
bedauerlicherweise, lange Abendkleider. Wir müssen nur eins tun, Susan:
schleunigst ein paar Kuchen fertigmachen. Wie macht sich euer alter Herd
jetzt?«
    »Fein. Paul hat ihn gestern
innen gereinigt, nun bullert er wie von Leibschmerzen erlöst. Wir backen gleich
genug Kuchen für uns drei, ja?«
    Da Anne uns fragend anblickte, erklärte ihr
Larry: »Haben Sie das Plakat nicht gelesen? >Herren 2½ Schilling, Damen eine Platte!<«
    »Eine Platte? Könnte nicht Mrs.
Russell uns einfach die Platten leihen?«
    Larry mußte genauer erklären,
was bei den Hinterwäldlern eine Platte bedeutete: »...und jeder setzt seinen
Stolz darein, so viele verschiedene Kuchen und Torten zu backen, wie er kann,
eine noch üppiger als die andere. Gelingen sie nicht einwandfrei, dann wird
einfach tüchtig Schlagsahne darüber geschmiert, und schon ist jeder zufrieden.
Aber keine Sorge deswegen; da wir ja nicht hochnäsig sind, werden wir nur so
viel backen, wie der Anstand erfordert. Es wird sowieso immer zuviel
aufgefahren, und jeder stopft sich bis obenhin voll.«
    Sofort begann eine lebhafte
Backerei. Larry gab die Anweisungen und hielt das Feuer in Gang, Anne rührte
den Teig nach Instruktion ein, und ich, als die ruhigste, wog und maß die
Zutaten. Größtenteils gerieten unsere Backwaren gut, und als die Männer
hereinkamen, empfing sie ein wahrer Berg von Kuchen aller Art, so daß ihnen
schon anstandshalber nichts weiter übrigblieb, als die Bäckerinnen abends
auszuführen.
    Mir war, als hätte Julian bei
der Erwähnung des dörflichen Tanzbodens die Brauen hochgezogen. Ich hörte ihn
leise zu Anne sagen. »Dein Vater«, doch sie erwiderte ganz fröhlich: »Ach, der
ist ja nicht zu Hause, und wenn ich’s ihm nachher erzähle, wird er nicht böse
sein. Einmal wollen wir uns doch ordentlich amüsieren, ich habe seit einem
halben Jahr nicht mehr getanzt.«
    Auch Sam hatte seine Zweifel.
Er kam herein, als ich mit Larry allein war, und sagte zu ihr: »Also hör mal
zu, mein Kind, du weißt doch ganz gut, daß dem Colonel der Kragen platzen wird,
wenn er das erfährt.«
    Larrys Augen strahlten
unschuldsvoll. »Aber weshalb denn? So ein harmloses kleines Vergnügen. Du weißt
genau, daß es bei dieser Feierei mehr als anständig zugeht.«
    »Mag sein. Aber bitte keinen
Unfug oder neckische Spiele. Oh, den Blick kenne ich schon, also laß solche
Pläne fallen, ja?«
    Ihre Entrüstung und ihr
heftiges Protestieren bewiesen mir, daß sie etwas im Schilde führte, zweifellos
dumme Streiche. Jedenfalls fuhren Sam und Larry schleunigst ab, um sich
umzuziehen, und sie waren schon zurück, ehe wir aufbrachen. Das Gespräch drehte
sich jetzt um die Wagenplätze.
    »Nein, Julian, ich setze mich
nicht ans Steuer. Fällt mir nicht ein. Abends hasse ich das sowieso, und vor
den Wegen hier habe ich Angst«, sagte Anne.
    Zu meiner Verwunderung mischte
Tim sich ein: »Wozu der Streit? Wir sind doch freie Menschen hierzulande.
>Jeder tut, was ihm gefällt< ist mein Wahlspruch.« Sein gutmütiges
Grinsen konnte zum Widerspruch herausfordern, doch Julian ließ sich nicht im
mindesten reizen.
    »Kommen Sie doch mit in meinen
alten Wagen, Miss Gerard«, fuhr Tim unerschrocken fort, »der läuft unter
Garantie nicht schnell, und Sie brauchen ihn nicht zu steuern.«
    Larry rettete die Situation:
»Ja, tun Sie das doch, dann können Sam und ich ganz plutokratisch in der
Limousine Ihres Vetters hinfahren und zurück mit Paul. Ich wollte schon immer
mal gern in einer Limousine sitzen.«
    Sie stimmten zu, und ich
merkte, daß Larry sich in Julian Arden >verknallt< hatte. Deshalb also
tat sie ein bißchen kindisch. Einer ihrer Kniffe. Auch Sam fiel das auf,

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