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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sei
höchst bedauerlich, daß die beiden Damen — wir und Damen! — daß also die beiden
Damen, die eine führende Rolle im kulturellen Leben des Bezirkes spielen
könnten, nur daran dächten, dumme Späße auf Kosten anderer Leute zu machen. Was
meint er mit dem >kulturellen Leben    »Den >New Statesman< als
Toilettenpapier benutzen«, gab ich zu bedenken, »und aus Zuckersäcken nützliche
Sachen fürs Armenhaus anfertigen.«
    Tantchen lachte. »Ihr zwei habt
schlechten Einfluß aufeinander, ihr seid fast hoffnungslose Fälle. Aber glauben
Sie nicht, Mrs. Russell, was Larry über den Colonel sagt. Der ist ganz in
Ordnung, solange man ihn nicht ernst nimmt.«
    Ich beneidete Miss Adams um die
Fähigkeit, den Colonel so leichthin abzutun. Mir wäre das nicht möglich.
    »Übrigens erwarte ich heute
nachmittag noch Anne Gerard. Die Tasse für sie steht schon da. Sie will Ware
abholen, die Mrs. Evans bestellt hat.«
    »Mrs. Evans ist die
Haushälterin«, sagte Larry bissig. »Ihr Mann ist Butler beim Colonel. — >Selbstverständlich
haben wir Personal!<« imitierte sie.
    »Larry ist gehässig, Mrs.
Russell. Die Evans sind feine Menschen. Er war im Ersten Weltkrieg Bursche beim
Colonel und macht hier die Gartenarbeit und so weiter, und sie führt den
Haushalt. Das ist natürlich nur das Hauspersonal. Für die Farm sind ein
Inspektor und eine Anzahl Arbeiter da.«
    »Ganz feudal«, kommentierte
Larry. »Und hier kommt die Erbin persönlich.«
    Anne Gerard sah jetzt noch
weniger wie eine reiche Erbin aus als bei unserer ersten Begegnung, aber recht
hübsch. Mit Larry konnte sie sich natürlich nicht messen, doch sie war jung und
hatte goldenes Haar und aufrichtige blaue Augen. So natürliche und impulsive
Mädchen trifft man selten. Ich merkte, daß sie mit Tantchen schon ganz
vertraulich stand, und freute mich, daß sie sich, obwohl sie Larry bewundernd
ansah, an mich wandte und mir sagte: »Ich möchte ja so gern mal zu Ihnen
kommen. War ja schon neulich vor Ihrem Hause, wollte aber nicht gern stören,
solange Sie die viele Arbeit hatten.«
    »Die Hauptsache ist geschafft,
vorläufig. Sie dürfen jederzeit kommen.«
    »Ach, das wäre schön! Es ist
natürlich himmlisch, wieder zu Hause zu sein, aber mir fehlt so sehr der Umgang
mit jungen Menschen. Ich habe doch nur die Evans und Pappi.«
    Ich sah, wie Larry leicht
zusammenzuckte. Den Panjandrum mit >Pappi< bezeichnet zu hören war ihr
offenbar zuviel.
    Wir waren mit unserm Tee fast
fertig, als Anne plötzlich sagte: »Oh, ich vergaß. Sie zu fragen, Miss Adams...
Wir erwarten nämlich Julian Arden zu Besuch. Er ist mein Vetter, oder
eigentlich mehr ein Vetter von Pappi. Ich weiß, daß sie mir sein Telegramm am
Apparat vorgelesen haben, versäumte jedoch, es aufzuschreiben, und kann mich
einfach nicht mehr erinnern, an welchem Tage er ankommt. Morgen doch, nicht
wahr?«
    »Heute, mein Kind. In dem
Telegramm stand: >Komme mit Wagen Samstag gegen Abend.<«
    Anne lachte und stand rasch
auf. »Meine Güte, was wird Mrs. Evans sagen! Ich hatte ihr gesagt, er käme
morgen. Nun muß ich aber lossausen. Hoffentlich ist er nicht schon da. Julian
hat nämlich immer den besten Wagen, den es gibt, und fährt ein tolles Tempo. Es
wäre einfach schrecklich, wenn er eher im Hause ankäme als ich!«
    Ein fröhliches Winken mit der
Hand, ein knirschendes Schalten der Gänge, eine Staubwolke, und fort war sie.
Wir sahen ihr alle drei freundlich lächelnd nach, dann sagte Miss Adams mit
einem Seufzer: »Armer Colonel!«
    Sofort griff Larry kampfbereit
ein. »Wieso arm? Ist ja allerhand, bei dem Glück, das der Mann gehabt hat! Wie
kommt er nur zu so einer Tochter? Madame Panjandrum muß ja ein Weltwunder
gewesen sein.«
    »Ich glaube, das war sie auch«,
sagte Miss Adams. »Aber trotzdem — armer Colonel. Es ist ein Jammer, nur ein
Kind zu haben.«
    Und zu mir gewandt: »Sie wissen
wohl, daß er seinen einzigen Sohn im Kriege verloren hat?«
    Larry legte den Arm um sie und
drückte kurz ihre schlanke Taille. »Das sollte ein Vorwurf für mich sein. Die
Gute hier, findet an jedem etwas Nettes, angefangen vom alten Mick mit der
heimlichen Schnapsbrennerei bis zum Panjandrum mit seinem ekelhaft
patronisierenden Benehmen.«
    Als wir noch schwatzend an
Larrys Auto standen, hörten wir ein sanft wischendes Gleiten von Gummireifen:
Fast geräuschlos war ein auserlesen schöner Wagen neben uns gerollt und hielt.
Am Steuer saß ein ganz auserlesener junger Mann. Er war genau der Typ, von

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