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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einen
Moment, sie hätten!
    »Möchte wissen«, sagte ich
sinnend, »ob er dich vielleicht gesehen hat?«
    Da erschrak sogar Larry. »Du
heiliger Bimbam, war er denn nicht mit im Badezimmer?«
    »Nein, auf der Veranda, aber er
verschwand plötzlich.«
    »Oh, dann ist’s ja gut. Wenn er
mich nämlich gesehen hätte, wäre er nicht verschwunden, sondern im Galopp
angekommen. Na, das ist überstanden, jetzt wollen wir an meinem kostbaren Kleid
w eiterarbeiten.«
    »Nur, wenn du versprichst, das
heutige Intermezzo geheimzuhalten. Ich kann Paul, wenn das ‘rauskommt, einfach
nicht in die Augen sehen.«
    Aber es sickerte durch. Wie,
habe ich nie erfahren. Ich weiß nur, daß ich es keinem erzählt habe, obgleich
die Versuchung, Paul den >Spinnenakt< zu beschreiben, fast
unwiderstehlich war. Doch innerhalb einer Woche wußte schon jemand mit wahrem
Hochgenuß zu melden, daß Mrs. Millar gesagt habe, ich sei eine entzückende
kleine Frau, nur so schüchtern; ich brauchte einen Ansporn, da ich, zu sehr
erfüllt von meinem Schreiben und literarischen Plänen, im praktischen Leben
etwas unbeholfen sei.
    Also war die ganze Geschichte
herausgekommen, und Larry sagte fröhlich: »Was wirst du denn machen, wenn Mrs.
Millar mal etwas von deinen veröffentlichten Arbeiten sehen will? Du bist jetzt
einfach gezwungen, dich hinzusetzen und etwas zu schreiben.«
    Paul jedoch bemerkte nur
düster: »Larry wird dich eines Tages noch in eine böse Klemme bringen. Ihr
beide seid ja wie Dynamit. Aber es ist wohl zwecklos, dir das zu sagen.«
    Und dann — weil in der
Menschenbrust ewig neue Hoffnung aufquillt — ließ er sich ausführlich und mit
Nachdruck gerade über dieses Thema aus.
     
     

17
     
    Wie gewöhnlich hatte Miss Adams
mit ihrem Urteil auch über Mrs. Millar vollkommen recht. Ich mochte sie und
hatte an dem Nachmittag, als sie mich besuchte, viel Freude, insbesondere da
Paul ihren Mann auf die Koppel mitnahm, um ihm einjährige Schafe zu zeigen.
Mrs. Millar war tatsächlich schüchtern und ein bißchen preziös, aber gutmütig.
Ich fühlte mich ihr zu tiefem Dank verpflichtet, wie es gehen kann, wenn man
sich schlecht benommen hat, ohne ertappt zu werden.
    Ihr Mann dagegen blieb mir
unsympathisch. Larry hatte über Männer ein recht sicheres Urteil. Als ich das
einmal vor Sam erwähnte, sagte er trocken, jeder Spezialist hätte ja sein
eigenes Thema. Mr. Millar gehörte zu dem unangenehmen, im Grunde kümmerlichen
Typ von Männern, die in mittleren Jahren immer den gierig forschenden Blick
haben.
    »Er tätschelt«, sagte Larry.
»Ein richtiger Wolf im Schafspelz. Ich glaube, der hat den erotischen Komplex
nur gekriegt, weil seine Frau so hochnäsig ist. Vielleicht hat ihn auch seine
Mutter vernachlässigt.«
    Sie stak tief in dem für sehr
kindliche Gemüter geschriebenen Buch über Psychologie und machte fortwährend
dunkle Bemerkungen über alle möglichen Komplexe und Hemmungen.
    Auch Mrs. Millar war vielleicht
zu bedauern, freilich in ganz anderer Hinsicht. Sie hatte erst Ende der Dreißig
geheiratet und war kinderlos geblieben. Für das Leben im einsamen Buschland
taugte sie durchaus nicht und war zu alt, um sich noch daran zu gewöhnen. An
Tieren hatte sie keine Freude, die Landwirtschaft war ihr gleichgültig, ihr
Mann machte sie nervös — was ich verstehen kann —, und sie hatte Sehnsucht nach
>geistiger Kameradschaft< wie sie es nannte. In Ermangelung eines
Besseren schien sie — irrtümlich — zu glauben, diese bei mir gefunden zu haben.
    Von meinem Gesichtspunkte aus
füllte sie eine Lücke, was mir in diesem neuen, aufregenden Leben öfters zum
Bewußtsein kam. Sosehr ich hier alles liebte, vermißte ich doch die Gespräche
über Bücher, die Zeitschriften und andere Lektüre, die ich in der Stadt als so
selbstverständlich hingenommen hatte. Und jetzt, da wir nicht übermäßig zu tun
und Haus und Garten einigermaßen in Ordnung hatten, wurden mir die Bücher
knapp.
    In Te Rimu gab es drei
sogenannte Dreipenny-Leihbibliotheken, deren jede angeblich ungefähr
zweitausend Bücher besaß, die jedoch bis auf wenige immer ausgeliehen waren. Es
blieb ein ungeklärtes Geheimnis, weshalb da von einer Dreipenny-Gebühr
gesprochen wurde, denn jedes in diesem Jahrhundert erschienene Buch kostete
mindestens sechs, die neueren wenigstens neun Pence Leihgebühr. Ich befand mich
in dauerndem Kreislauf zwischen den dreien, nahm ab und zu ein paar ganz
lesbare Reißer und gelegentlich eine ältere Biographie mit nach

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