Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Badezimmer? Wohnten wir vollkommen
im Dreck?
    »Ja, ja — unangenehm, wenn der
Kühler undicht ist, noch dazu bei so trockenem Wetter«, fiel ich gleich wieder
ein. Als mir einfiel, daß es letzte Woche zwei volle Tage geregnet hatte und
gerade jetzt wieder ein schwerer Guß bevorstand, redete ich blindlings weiter:
»Und ich hatte mir ein Buch holen wollen, das ich Larry geliehen und noch nicht
zurückbekommen habe.«
    »Ach ja, die Menschen gehen oft
so gleichgültig mit Sachen um, die einem lieb sind. Vielleicht brauchten Sie es
gerade für Ihre schriftstellerische Arbeit?«
    »Ja, ja — dafür«, erwiderte ich
und türmte auch diese unnötige Lüge noch auf die andern.
    »Ich kann vollkommen verstehen,
wie unangenehm das für Sie ist«, sagte Mrs. Millar. Das klang alarmierend.
»Ihre schriftstellerische Tätigkeit interessiert mich sehr. Wenn Sie wieder
ganz gesund sind, wird sich hoffentlich...«
    In diesem Moment erstarrte ich
vor Entsetzen. Zufällig hatte ich kurz durchs Fenster geblickt und gesehen, daß
die Tür vom Holzschuppen aufsprang, und ruckartig ein Wesen herauskam. Es warf
einen Blick nach meinem Fenster, sank auf alle viere und kroch in sehr
merkwürdiger Gangart, wie eine Riesenspinne, blitzschnell quer über den Hof in
den Schutz des Holzstapels. Die >Spinne< trug das Mieder eines
dunkelblauen Abendkleids und ein dünnes rosa Höschen und wurde von zwei vor
Freude fast hysterischen Hunden begleitet.
    Das war zuviel! Ein glucksender
Schreckenston entfuhr meinem Munde, während Tränen echter Selbstbeherrschung
mir in die Augen traten. Wo befand sich Mr. Millar? Wenn er noch auf der
Veranda war, mußte ein gewisses Bild im Hof für ihn ja ein köstlicher
Leckerbissen gewesen sein! Mrs. Millar sagte freundlich: »Ich merke, daß Sie
noch immer erkältet sind, und darf Sie daher nicht mehr aufhalten. Wo mag denn
nur Percival stecken?«
    Ja, das war die Frage.
Hoffentlich nicht hinter dem Holzstapel, betete ich im stillen. Doch gerade
tauchte er in unser Blickfeld. Er trug einen alten Krug, den er am Wassertank
beim Kuhstall gefüllt hatte. Mit einem Schwall von Redensarten brachte ich sie
rasch auf den Weg, indem ich ihnen noch hinterlistig bis zum Tor folgte, um den
Krug zurückzuholen. Als ich »auf Wiedersehen«, sagte, überfiel mich plötzlich
die Scham. Mrs. Millar war wirklich nett, und ich hatte so viele Lügen erzählt!
    »Bitte besuchen Sie mich doch
recht bald«, sagte ich. »Wollen wir nicht gleich einen Tag festsetzen?« Das
taten wir, worauf ich das Gefühl haben durfte, ein wenig wiedergutgemacht zu
haben.
    Während ich zum Hause
zurückeilte, setzte der Regenguß ein, der gedroht hatte. Rachsüchtig dachte ich
an Larry,
ohne Dach hinter dem Holzhaufen, und mit Bedauern an den schönen blauen
Taft. Doch um den hätte ich mich nicht zu sorgen brauchen: Als die ersten
dicken Tropfen fielen, traten Larry und ich gleichzeitig ins Haus, sie durch
die Hintertür und ich vorn. Sie war noch genauso grotesk gekleidet. Hemmungslos
lachend sank sie aufs Sofa.
    Ein starkes Schuldgefühl
hinderte mich zuerst daran, in ihr Gelächter einzustimmen, dann aber konnte ich
nicht anders. Als wir uns wieder gefaßt hatten, stöhnte Larry: »Nein, mir so
einen üblen Streich zu spielen! Bloß um zu sehen, ob ich die Wahrheit gesagt
habe, sind sie gekommen!«
    »Nein, deswegen nicht. Sie
hatten kein Wasser mehr im Kühler, der furchtbar heiß geworden war.«
    »Na, dann bin ich ja froh, daß
sie einen Grund hatten. Aber das war knapp mit uns, was? Du hast sie dir ja fix
vom Halse geschafft. Meinst du, daß sie was gemerkt hat?«
    Kein Mensch sollte wissen, daß
ich Mrs. Millar für mich gewonnen hatte durch das furchtbare Geschwätz über
meine Schriftstellerei, am wenigsten Larry. So sagte ich würdevoll, aber nonchalant:
»Oh, sie hatte sehr viel Verständnis. Nächste Woche will sie mich besuchen.«
    Und dann kam mir wieder das
Bild auf dem Hof in Erinnerung, so daß mich noch ein wilder Lachanfall
schüttelte. »Aber wo hattest du denn nur gesteckt, und warum kamst du auf allen
vieren zum Vorschein?«
    »Im Geräteschuppen war ich. Und
da lief eine Ratte ‘rum. Ein Riesenbiest. Die glotzte mich an und leckte sich
die Barthaare. Du weißt ja, wie ich mich vor Ratten ekle.«
    Ich wußte es und fühlte mich
gerächt. »Aber weshalb gingst du nicht normal?« fragte ich, noch lachend.
    »Na, ich dachte doch, sie
könnten jeden Moment ans Fenster kommen und mich sehen.«
    Und ich wünschte für

Weitere Kostenlose Bücher