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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aber nicht, wie du
sie überwinden kannst. Eigentlich eine große Enttäuschung. Aber das mit Mrs.
Millar muß ich klären. Ist nur gut, daß du dich mit ihr angefreundet hast, weil
sie dich nun zum Schreiben veranlassen wird. Bestimmt wird dein Ego, also dein
Ich, eine Ausweitung erfahren, wenn du es tust.«
    »Ich will gar kein
ausgeweitetes Ich und wünschte, Sam würde dein psychologisches Buch verbrennen.
Doch im Ernst: Ich wüßte nicht, wie du Mrs. Millar den Sachverhalt erklären
könntest, ohne sie zu kränken.«
    Aber sie tat es doch, und Mrs.
Millar lachte, womit sie beträchtlichen Humor und ein angenehm ausgeweitetes
Ego bewies. Sie begann nun allerdings mir in allem Ernst zuzureden, ich solle
doch versuchen, meine »Gedanken zu Papier zu bringen«.
    Und tatsächlich hatte ich,
obgleich ich es nicht einmal Paul erzählte, das Verlangen zu schreiben schon
eine Weile verspürt. Es gäbe ja so vieles zu erzählen: von den Tieren, von der
Klugheit der Schäferhunde, von meinem Pony, das ebensogut unter einem
Weidegatter hindurchkriechen wie hinüberspringen konnte. Und von den Menschen
ringsum: von Miss Adams, dem Panjandrum, vor allem von Larry. Ja, über Larry
nicht zu schreiben wurde mir geradezu schwer.
    Auf einmal kaufte ich mir, ganz
geheim, einen Posten Papier, und eines Tages, als ich allein im Hause war,
setzte ich mich hin und beschrieb eine Schafausmusterung im Hochland: wieviel
Lustiges dabei vorkam und wie anstrengend die Arbeit war. Seit einiger Zeit
hatte ich die Artikel und Skizzen in den Zeitungen studiert und mir ausgedacht,
wie ich die Arbeit einteilen wollte und wie lange sie sein durfte. Beschwerlich
war, daß ich keine Schreibmaschine besaß. Ich bezweifelte, daß Redakteure sich
mit handgeschriebenen Artikeln überhaupt befassen würden. Immerhin, probieren
konnte ich es ja. Ich legte einen frankierten Umschlag für die Antwort bei, auf
den ich sorgfältig und mit verstellter Handschrift meine Adresse schrieb, und
brachte endlich das dicke Kuvert, als ich sowieso unsere Post abholen mußte,
auf den Weg.
     
    Ich wartete nun nervös auf die
Rückkehr der Sendung und hatte es immer eilig, die Post durchzusehen, um zu
verhindern, daß Paul mich fragte, von wem ich den Brief mit der auffallenden
Handschrift hätte. Über vier Wochen lang ereignete sich nichts, und dann, als
ich einmal nachmittags gleichgültig die Zeitung aufblätterte, fand ich meinen
eigenen Artikel in der Sonntagsbeilage.
    Gewaltige Sache! Ich war allein
im Hause und wollte gleich impulsiv ans Telefon stürzen, um es Tantchen oder
Larry oder sogar Mrs. Millar zu berichten, doch nach einigem Überlegen ließ ich
das bleiben. Es war ein Geheimnis, das gewahrt werden konnte. Selbst Paul
wollte ich das nicht gleich sagen.
    Aber abends, als er die Zeitung
aufschlug, beobachtete ich ihn doch sehr gespannt. Ob er den Artikel nicht
bemerkte? Während er den Blick gleichgültig über die Unterhaltungsseite
schweifen ließ, hielt ich den Atem an. Er knurrte bloß und blätterte weiter. So
eine Enttäuschung! Nachdem er die ganze Zeitung durchgelesen hatte, auch die
Pferdesportberichte und Viehmarktpreise, blätterte er zögernd wieder auf die
bewußte Seite zurück.
    »Hier versucht so ein Idiot,
sachverständig über Schafzuchtfragen zu schreiben. Macht sich natürlich bloß
lächerlich«, bemerkte er mit schadenfrohem Grinsen, während er den ersten
Absatz mit geringschätziger Flüchtigkeit las.
    Niemals wurde der erste Versuch
eines werdenden Schriftstellers ungünstiger aufgenommen.
    Dann richtete Paul sich auf und
sagte, indem er seine Pfeife ausklopfte: »Gar nicht so übel! Wenigstens muß
dieser Kerl mal in den Sommerferien, in einer Woche auf dem Lande, über Schafweiden
geritten sein.«
    Ich war wütend. Dachte an die
langen Ritte bei Kälte und jedem Unwetter, an die Lämmer, die ich gerettet und
die abgeirrten Mutterschafe, die ich wiedergeholt hatte. >Eine Woche auf dem
Lande<, das war ja allerhand! Nein, Paul war doch furchtbar eingebildet auf
seinen Beruf als Farmer und Züchter!
    Nachdem er den Artikel halb
gelesen hatte, steckte er erst wieder die greuliche Pfeife an, was mich noch
wütender machte. Wie konnte er bei einem so fesselnden Artikel in der Mitte
unterbrechen! Ich bäumte mich gleichsam innerlich auf hinter meinem Buch! Als
er weiterlas, spähte ich mit drohendem Blick über den Rand. Noch nie im Leben
hatte ich so große Lust zum Streit gehabt wie jetzt.
    Plötzlich entwaffnete er mich,
indem er laut

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