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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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lachte: »Humor hat er tatsächlich auch und — alle Achtung — seine
Beschreibungen sind sehr treffend.«
    Lieber Paul! Ich wußte doch,
daß er stets guten Geschmack bewies. Meine dunkle Wut verflog. Als er zu Ende
gelesen hatte, gab er mir das Blatt.
    »Sieh dir das mal an. Der
Bursche schreibt wirklich nicht schlecht. Versteht was von der Schafzüchterei,
und man hat beinah den Eindruck, er will gerade unsere Gegend hier schildern.«
    Nicht laut, aber in äußerst
hochnäsigem Ton sagte ich: »Gewiß wollte ich das.«
    »Was?« Er saß kerzengerade und
starrte mich an. »Soll das heißen, daß du dies geschrieben hast? Und es ist veröffentlicht! Na, da
hört sich doch alles auf!«
    Unser weiteres Gespräch — es
befriedigte mich tief — hätte einen Redakteur königlich amüsiert. Freilich
endete es in wohlbekannter Manier.
    »Nachdem du nun mal angefangen
hast, mußt du weitermachen — und dann hast du auch nicht mehr soviel Zeit, mit
Larry dumme Streiche auszubrüten. Was willst du als nächstes schreiben?«
    Er dachte wohl, die Zeitungen,
die so über Raummangel klagten und ihren neuen Mitarbeitern weiß Gott keinen
Mut machten, würden jede Woche von mir einen Artikel bringen.
    Als ich ihm aber sagte, wir
wollten das ganz für uns behalten, vergaß ich, wie vertraut hier im Busch jeder
mit den Schritten aller anderen war.
    Zuerst meldete sich Tantchen.
Sie rief schon um sieben an. »Gratuliere! Ich habe ja immer gewußt, daß Sie das
können! Und nun ist’s Wirklichkeit geworden.«
    »Aber — aber woher wissen Sie
denn, daß der Artikel von mir ist?«
    »Mein liebes Kind, die ganze
Gegend wird doch Paul sofort darin erkennen und sich mächtig freuen.«
    Ich stotterte: »So, meinen Sie?
Und Ihnen hat die Arbeit gefallen? Aufrichtig!«
    »Selbstverständlich, denn sie
ist gut. Paul wird sich aber jetzt in acht nehmen müssen.«
    Das war ein ziemlicher Schlag.
Paul selbst hatte sich nicht erkannt, und ich konnte nur hoffen, daß außer Miss
Adams niemand die Tarnung durchschaute, die ich für vollendet gehalten hatte.
Vergebliche Hoffnung! Kaum hatten wir unsere Bücher wieder zur Hand genommen,
da schrillte abermals das Telefon. Paul, mit sehr selbstzufriedener Miene,
eilte gleich an den Apparat. Aha, es war wohl Tim. Das Gespräch schien anfangs
ganz lustig. Ich spitzte die Ohren, um möglichst viel aufzuschnappen.
    »Ja — prima, was? O nein, überrascht
hat mich das gar nicht«, sagte Paul. »Hauptsache war ja, daß ich sie erst mal
in Schwung brachte. Aber immerhin doch famos, daß gerade diese Zeitung es
angenommen hat, die hat doch für Anfänger nicht viel übrig!«
    Nanu, woher wollte er denn das
wissen? Konnte er gar nicht. Bloß Angeberei.
    »Ja, alles ganz echt in der
Schilderung, aber sie hat eben bei nur hier rasch gelernt. Für das Vieh hat sie
ja eine geschickte Hand.
    Mir hat er das noch nie gesagt.
Ich sehe noch heute vor mir, wie er mit dem Fuß die Tür zuschob — das Telefon
stand im Nebenzimmer—, damit ich bei dem Kompliment nicht aufhorchte.
    »Was meinst du, Tim? — Oh,
natürlich hat sie Zeit dafür, wenn sie nur ordentlich bei der Stange bleibt.«
    So echt Mann, wie Larry sagen
würde!
    »Welche Stelle? — Ach so, wie
der Bursche über seine Hunde redet. — Ach, Quatsch! Offen gesagt, Tim, mir war
schon der Gedanke gekommen, daß sie damit dich gemeint hat. — Wie? Nein, nein,
so benehme ich mich doch nicht! Das hast du alles falsch verstanden.«
    Irrte ich mich, oder klang
seine Stimme etwas beunruhigt, nicht mehr ganz so selbstgefällig?
    »Nein, das ist bestimmt nicht
so, sonst hätte sie’s mir gesagt. —Jawohl, Tim, klar, werde ihr sagen, daß der
Artikel dir gefällt, ja. Tschüs!«
    Als Paul wieder zum Kamin kam,
lachte er ein bißchen verlegen. »Der gute Tim hat sich in den Kopf gesetzt, du
hättest in dem Artikel mich beschrieben. Weißt du, als den Burschen, der so
protzig über die Erziehung seiner Hunde redet, die dann prompt beweisen, daß
sie doch nicht gehorchen. Ist ja ulkig geschildert, aber bei nur wäre das doch
das Letzte — mit meinen Hunden dickezutun! Hattest du da auf Tim angespielt?«
    Ich sagte unbestimmt: »Ach das
ist bloß erfunden. Viele Männer reden ja so, und viele Hunde sind auch so. Hat
Tim die Arbeit gefallen?«
    Die nun folgenden Komplimente
verschlang ich förmlich, doch als das Telefon zum drittenmal klingelte,
versuchte ich, zuerst hinzukommen. Aber ich hatte Paul noch nie so schnell von
seinem warmen Platz aufstehen sehen wie

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