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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ließ sich gar nicht so übel an. Besonders lieblich wirkte Anne, wenn sie sich mit erstaunten Kinderaugen nach dem einsamen Landleben sehnte und den verlassenen Ehemann zu trösten suchte.
    »Sie haben natürlich die Rollen den Mitspielern gleich auf den Leib geschrieben«, sagte Julian, als wir Anne ein Kompliment machten.
    »Ein schöner Tribut für die Leistung meiner werten Gattin«, sagte Sam lachend. »Na, Larry, wann wirst du dich denn nun entscheiden, mich sitzenzulassen?«
    Ihre Augen trafen sich mit einem lachenden Blick von so vollkommener Einigkeit, daß niemand zu befürchten brauchte, Sam müsse sich um Julian oder einen andern ernstlich Gedanken machen.
    Larry war kolossal in ihrer Rolle und hätte uns alle an die Wand spielen können, wenn sie gewollt oder wenigstens ihren Text genau gelernt hätte. Statt dessen schlug sie sich mit allerlei Witzchen durch, die ihr leicht wurden, weil sie schnell >schaltete<, die uns aber die Einsätze erschwerten. Paul, der meistens im Dialog mit ihr zu sprechen hatte, klagte bitter darüber, half sich jedoch erstaunlich geschickt mit Improvisationen und löste beinah ebensoviel Gelächter aus wie Larry.
    Wir andern machten unsere Sache schlecht und recht. Sam und ich spielten mit Hingabe das Elternpaar. Da mußte ich Larry ermahnen, brav zu sein und zu ihrem Gatten zurückzukehren, während Sam pfeiferauchend vor einem Feuer saß, das aus kalten Holzscheiten und rotem Papier bestand. Er hatte seine Rolle sofort sorgfältig gelernt und brachte niemand durch eigene Texte aus dem Konzept.
    Tims Rolle war ziemlich undankbar. Er trat als Mann von Welt auf, der früher Larry verehrt hatte und nun die Kluft zwischen ihr und Paul erweitern half. Und er spielte nicht einmal gut, sondern gab sich kalt und steif. Die Blicke, die er seiner Verehrten zuwarf, sprachen mehr von Abneigung als von Verlangen.
    »Ach, du meine Güte«, rief sie eines Abends ganz böse, »kannst du mich nicht etwas fester in die Arme nehmen? Vielleicht bin ich nicht hübsch, aber so häßlich schließlich auch wieder nicht.«
    »Quatsch!« rief Tim erbittert, »soll man etwa der Heldin jedesmal die Rippen brechen, wenn man sie anfaßt! Zum Donnerkeil, es sind doch Theaterumarmungen, also nimm das gefälligst nicht so genau!«
    »Aber du könntest wenigstens aussehen, als ob es dir Spaß macht, und nicht wie ein Fisch mit Lungenentzündung! Habe ich nicht recht, Julian? Kommen Sie mal her und machen Sie’s ihm vor, ja? Sie sind doch hier der Regisseur.«
    Das war eine so klare Provokation, daß Sam und Julian beide lachten, während Tim jetzt Larry einen Blick zuwarf, den man als fast feindlich hätte deuten können, wären wir nicht über ihre enge Freundschaft genau im Bilde gewesen. Er drehte ihr den Rücken und wandte sich Anne zu, die ein ziemlich ratloses Gesicht machte.
    Was mochte sie sich bei diesem Verhalten wohl denken? Keiner wußte es. So jung sie noch war, besaß sie schon große persönliche Würde. Nie sah ihr jemand die geringste Verärgerung an, auch schien sie die Aufmerksamkeiten, durch die Julian ständig Larry auszeichnete, gar nicht zu bemerken. Immer lächelte sie verbindlich, und abends setzte sie sich mit der ruhigen Freundlichkeit einer Schwester zu Julian in den Wagen.
    »Vor dem jungen Ding ziehe ich meinen Hut«, sagte Paul unvermittelt, als wir nach Hause fuhren.
    »Anne? Ja, in der steckt allerhand, viel mehr als ich zuerst vermutet hätte. Aber findest du nicht, daß Sam sich merkwürdig benimmt? Er müßte doch wenigstens ab und zu Larry einen Dämpfer geben.«
    Ein langes Schweigen folgte. Wir waren wieder auf gefährlichen Boden geraten, denn es drehte sich ja um Pauls beste Freunde. Doch auf einmal schien er sich entschlossen zu haben, mich sozusagen ins Allerheiligste einzulassen. Er sagte langsam: »Es ist doch so: Sam kennt Larry durch und durch und weiß, daß er ihr vertrauen kann. Aber es gibt ja auch Pferde, die mit lockerem Zügel geritten werden müssen, weil sie sofort durchgehen, wenn man die Kandare anzieht.«
    Ich antwortete nichts, da ich spürte, daß er keine Erwiderung wünschte und ja auch recht hatte. Dafür belohnte er mich, indem er plötzlich ganz ungerecht sagte: »Diese Theaterstücke sind ein Deubelszeug. Hättest du nicht lieber ein Buch schreiben können?«
    Ein wenig hitzig erwiderte ich, ein Buch hätte ja Miss Adams für das Konzert wenig genützt, er solle lieber seine Wut an ihr auslassen. Und beinah schroff setzte ich hinzu: »Woher

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