Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ist?«
    »Nein, die Karre springt gleich wieder an, hat sich nur zu heißgelaufen. — Natürlich ist es dumm vom Colonel, das Leben anderer Leute zu dirigieren. Larry kann ihn und seine Tochter noch ganz hübsch in die Klemme bringen.«
    Der ungewöhnliche Wortschwall Pauls zeigte mir, daß er sich ernstliche Sorgen machte. Im Grunde — das wußte ich genau — nur Tims wegen, doch keine zehn Pferde hätten ihn dazu gebracht, das zuzugeben. Plötzlich erinnerte ich mich einer Bemerkung Larrys bei anderer Gelegenheit.
    »Ich weiß gar nicht, warum sie es tut«, sagte ich sinnend, in der Hoffnung, von Paul näheren Aufschluß zu erhalten. »Ich glaube, sie macht das nur zum Spaß, oder hat sie bestimmte Gründe? Weißt du, als wir an dem Tanzabend nach Hause fuhren und sie so lachte und uns erklärte, sie hätte einen herrlichen Plan? Neulich fragte ich sie danach, doch sie antwortete bloß: >Verlaßt euch auf die kleine Hilary, dann klappt alles, und alle werden glücklich sein.< Aber vielleicht meinte sie das nur als Witz über unser Theaterstück.« Wir hatten es nämlich betitelt: >Und alle lebten glücklich und in Freuden.<
    »Das mag der Himmel wissen. Bei Larry kann man sich immer sehr täuschen.«
    »Sie ist ein lieber Mensch, aber manchmal kann sie einen ganz wild machen.«
    »Verrückt sogar, nicht wild. Es hat keinen Zweck, in die Lebensführung anderer Leute einzugreifen.«
    Zuweilen urteilt er über Larry ganz streng, obwohl er sie so gern hat. Eines Tages hatte sie zu ihm gesagt: »Du bist natürlich bange, daß deine vielgeliebte Susan durch ihre disziplinlose Freundin schlecht beeinflußt wird. Freust dich, daß wir uns gut vertragen, weil du immer Angst hast, sie könnte sich langweilen, aber auf keinen Fall möchtest du, daß sie der tollen Frau deines armen Freundes Sam im geringsten ähnlich wird.«
    Er hatte nur erwidert: »Manchmal hast du ein ganz helles Köpfchen.«
    Vielleicht hatte sie das auch in bezug auf Julian und Anne. Ich versuchte, Paul das anzudeuten.
    »Larry hatte es nämlich auf den Panjandrum abgesehen, sie denkt vielleicht, er will Anne zum Heiraten zwingen, ehe sie alt genug ist, sich selbst einen Mann zu suchen.«
    Nur ein Knurren war die Antwort. Paul unterhält sich ja nicht gern lange über Mitmenschen.
    »Manchmal habe ich schon gedacht, daß Julian sie gar nicht richtig liebt, weißt du, denn er behandelt sie mehr wie eine kleine Schwester.« Wieder nur ein Knurren, aber ich ließ nicht locker: »Was meinst du dazu?«
    »Da fragst du mich zuviel. Kann mich schlecht in die Gefühle anderer Leute hineinversetzen.«
    »Sei doch nicht so langweilig. Natürlich kannst du das, du willst bloß nicht darüber sprechen. Na, mir tut jedenfalls Julian ziemlich leid. Er befindet sich in einer peinlichen Lage, weil jeder ihn schon für den Schwiegersohn in spe hält, und da kann er eigentlich kaum anders. Vielleicht hat Larry die Absicht, ihn zu >retten    Nun mußten wir beide lachen, da wir uns Larry bei Rettungsaktionen schwer vorstellen konnten. Durch Pauls Gelächter ermutigt, fuhr ich fort, noch etwas zaghaft: »Vielleicht denkt sie, daß ein anderer, jemand wie Tim...«
    In diesem Moment erklärte Paul energisch, unser keuchender Wagen sei genug abgekühlt, um weiterzufahren. Er startete ihn mit so erschütterndem Motorengedonner, daß jede Diskussion über Tims mögliche Zuneigung zu Anne einfach ausgeschlossen war.
    So sind die Männer! >Gräßliche Geschöpfe< wie Larry zu sagen pflegt.
     
     

11
     
    »Das Theaterstück hat uns gerade noch gefehlt! Als ob wir im August nicht schon genug zu tun hätten!« Den Satz brachten Sam und Paul ihren Frauen, denen sie — ich wüßte allerdings nicht, inwiefern — die >Schuld< an der ganzen Sache beimaßen, oft zu Gehör.
    Da wir in dieser Zeit von einer Aufregung in die andere kamen, konnte ich ihnen im Herzen nur beistimmen. Mit dem Lammen hatten wir, da das Wetter unfreundlich war, alle Hände voll zu tun, denn es gab viele Geburten schnell hintereinander. Die Muttertiere waren nach dem langen Winter nicht in bester Form, und das Futter wurde knapp. In der Stadt hatte ich den August immer schon als Frühling empfunden, aber hier, dreihundert Meter über dem Meeresspiegel, war mit dem neuen Graswuchs nicht vor Mitte September zu rechnen, oder noch später.
    Aber jetzt, zum erstenmal, fand ich die Schafe interessant und gab Paul recht, daß die Behauptung, sie sähen alle gleich aus, barer Unsinn ist. Damit will ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher