Frühstück um sechs
könne sie ruhig uns überlassen, und vom Erfolg sei sie überzeugt.
Wir begannen unverzüglich, unsere Rollen zu lernen und zu proben. Da wir nur noch einen Monat hatten, beschlossen wir, uns dreimal wöchentlich zu treffen. Die Männer seufzten vernehmlich und meinten, so ein Pech ausgerechnet in der Lammzeit könnten auch nur sie haben, und es wäre doch toll mit den Frauen, daß sie immer so gern ihre Gesichter bemalten, um sich vor einer Rotte kichernder Dummköpfe in Pose zu setzen. Aber das knurrten sie nur uns vor, nicht Miss Adams.
In Wirklichkeit richteten wir keinerlei Schaden an. Kein Mensch kann seine Landarbeit nachts machen, und da wir keinen elektrischen Strom hatten, war es auch zwecklos, morgens noch früher aufzustehen. Der einzige Ausfall lag im Verzicht auf unsere gemütlichen Abende am Kamin, denn wir mußten ja hinaus, weil wir abwechselnd in den vier befreundeten Häusern probten.
Zuerst fand das bei mir statt, dann bei Larry, und schließlich in Tims spartanischem Junggesellenheim, wo wir auf Küchenstühlen saßen und es vermieden, auf den mit Linoleum bedeckten Fußboden und den nackten Tisch zu starren. So bewegten wir uns gleichsam die Straße hinab, wollten aber in den >Marmorsälen< des Colonel erst erscheinen, wenn wir unsere Rollen gut beherrschten und die Sache nicht hoffnungslos schlecht wirkte.
Der Panjandrum hatte, unter den zwingenden Argumenten seiner Tochter und der Posthalterin, gegen Annes Erscheinen auf der Bühne nicht mehr opponiert, aber im Herzen mißfiel ihm das doch. Gewiß, es nahmen ja auch Brendas Tochter teil, die er jetzt wohlwollend ansah, und Mrs. Lees Sohn, der kein schlechter Kerl war, nur leider nicht die richtige Frau gewählt hatte. Ich glaube, daß Anne ihm unter vier Augen hart zugesetzt hatte, denn er war, als wir schließlich unter seinem Dach unsere Proben machten, ganz liebenswürdig, vermochte aber sein Bedauern, daß Julian keine Rolle übernommen hatte, nicht zu verhehlen.
»Ein Regisseur, der alles im Auge behält, ist wirklich wichtig, Sir«, sagte Julian energisch, und dem Colonel sah ich an, daß er leise Zweifel hatte, ob dieser Regisseur alles im Auge behalten würde. Nur sehr widerwillig vertraute er uns seinen kostbarsten Besitz an.
Im Grunde konnte ich ihm das nicht verdenken. Private Theaterspielerei kann ein wenig >demoralisieren<, besonders wenn alle Teilnehmer einander gut kennen und die Sache als Vergnügen ansehen. Selbstverständlich hatte ich bemerkt, daß Tim schon vor diesem Ereignis Anne oft mit zärtlichen Blicken betrachtet hatte und daß sie sich jedesmal, wenn Julian zu überlegen oder ungeduldig mit ihr sprach, an Tim wandte. Schon am ersten Abend war mir das aufgefallen, als der Streit um die Wagenplätze ziemlich unfreundlich wurde, und bei jeder Probe unseres Stücks ward das deutlicher.
Aber wieso hatte Larry es nötig, sich in den Streit einzumischen? Freilich mußte man bei ihr stets auf Überraschungen gefaßt sein, doch ihre energischen Bemühungen, Julian zu >trösten<, kamen ganz unerwartet. Ihr leichtes Flirten war gewiß harmlos, denn sie verstand sich, wie Paul mir versicherte, mit Sam viel zu gut, als daß Julian in ihrem Leben auch nur die kleinste bedenkliche Rolle spielen konnte. Immerhin brachte sie es durch ihr Verhalten dahin, daß Tim und Anne mehr zusammen sein konnten als sonst. Dem Colonel hätten sich bestimmt, wenn auch ihm das aufgefallen wäre, die Haare gesträubt, und die Klatschbasen hätten wieder ganz prächtigen Stoff gehabt. Zum Glück trat das nicht ein.
Mir aber fiel weiter auf, daß sowohl Paul wie Tim ein wenig gereizt mit Larry umgingen. Bisher waren sie mit ihr so eng befreundet gewesen, daß sie ihre launischen Sprünge tolerant hinnahmen. Eines Abends, als wir nach der ersten Probe beim Colonel in unserem kleinen Wagen die Steigung hinaufkeuchten, brach Paul ein langes Schweigen mit dem Satz: »Larry muß mal der Kopf gewaschen werden!«
»Vielleicht, aber dazu hat nur Sam das Recht, und den scheint ihr Benehmen nicht zu stören«, erwiderte ich schläfrig und fragte mich im stillen, ob der Wagen wohl seinen Geist schon aufgeben würde, bevor wir oben an kamen.
»Ach, Sam. Ja, der kennt seine Larry gewiß, aber die Sache wird ein bißchen peinlich für Anne. Wirft ihre schönen Pläne über den Haufen.«
»Darüber scheint sie aber gar nicht böse zu sein. Und die schönen Pläne hat ja eigentlich mehr ihr Vater... Meinst du, daß uns das Benzin ausgegangen
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