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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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hat sie gewartet.
    Er kann es nicht dem Grainer überlassen. Ob er gleich den Baum finden wird, steht auf einem anderen Blatt.
    D er Hundertzehner springt zuverlässig an. Weil er ein Profi ist, klingelt er in Murnau an.
    Â»Wie kann ich Ihnen helfen«, piepst ein dünnes Stimmchen.
    Ja, wie könnte sie das?
    Der Sandner stellt sich brav als Hauptkommissar aus München vor und bittet sie subito, einen Wagen zum Hof vom Grainer zu schicken. Weil es um einen Mord ginge. Da hätte sie gern mehr Einzelheiten gewusst. Verständlich. Wenn er damit erst einmal anfinge, würden sie sich beide im Wörternetz verheddern. Vor allem – wo anfangen? Ganz Amtsautorität, besteht er auf die Beamten und schneidet dem Dialog mit einem zünftigen »Kruzifix noch amal« den Hals durch.
    Beim Grainer auf dem Küchentisch hat er Annis Brief liegen gelassen und dazugeschrieben, dass ihr Vater und der Hambacher jetzt bei dem bewussten Baum wären – mutmaßlich konfrontativ. Ein bisserl Hoffnung brauchst du. Wenn er Glück hat, erscheint sein initiiertes Murnauer Gespann mit Blaulicht und Trallala. Die sollten sich auskennen. Ansonsten kann er nur beten, dass Logik drinsteckt im Packerl. Dass die Wiesner nicht rangeht, nimmt er nicht weiter tragisch. Die hat sich ihren Feierabend verdient und darf die Füße hochlegen.
    W ild prescht er durch die Pampa. Er holt alles raus aus dem Kombi. »Wäldle«. Hier ist er richtig. Den Waldweg zum Weiher schießt er entlang, ohne Rücksicht auf Stoßdämpfer oder Getier. Der Wagen ächzt und knarzt wie eine Schaluppe auf hoher See. Wieder fährt er bis zur Biegung mit den beiden prägnanten Bäumen. Von dort aus geht’s zu Fuß weiter. Lieber wäre er mit dem Auto bis zum Weiher hin, aber dieser Pfad ist die sichere Variante. Da kann er sich nicht verirren. Der Sandner marschiert zügig durch den Wald.
    Plötzlich zerfetzt ein lauter Knall die Stille. Ein Schuss! Nicht weit weg. Es könnte beim Weiher gewesen sein. Zwischen den eng stehenden Fichten hetzt der Ermittler jetzt hindurch. Das darf nicht wahr sein! Ist er zu spät gekommen? Kurz vor dem Bach verlangsamt er die Schritte. Die gequälte Lunge dankt es ihm.
    Im Wald ist jemand mit einer Waffe unterwegs. Für Jäger wär das Büchsenlicht kaum noch ausreichend, also ist Wachsamkeit angebracht.
    Die einsetzende Dunkelheit macht ihm zu schaffen. Ein paar Hundert Meter vielleicht noch.
    Warum hat er keine Taschenlampe einstecken?
    Die Heckler&Koch zieht er aus dem Halfter. Kein gutes Gefühl. Falls ihm eine Wurzel blöd daherkommt, könnte er sich selbst eine Kugel ins Knie jagen. Das kennt er aus Erzählungen. In der Hektik Abzug und Spanngriff gedrückt – bumm, ab dafür. Alles schon dagewesen. Und du kannst noch von Glück reden, wenn es dein Knie ist. Ein Kollege aus Rosenheim gäbe aktuell einen erstklassigen Sopran ab, will der Bischoff Kare vor drei Wochen gehört haben. Der hat jetzt den Schaden und den Tratsch dazu. Wegen einem lumpigen Motorrollerdieb. Da hat der Aufwand mit dem Nutzen keinerlei Schnittmenge, wenn du dich wegen einer Vespa mit der P7 kastrierst. Nicht einmal, wenn du Italiener wärst – demnach äußerste Vorsicht.
    Da vorn beim Baum bewegt sich etwas. Da flackt eine Gestalt. Ist das der Hambacher? Wo ist der Schütze hin verschwunden? Nix zu sehen. Käuzchen müsste man sein.
    Der Liegende stöhnt auf.
    Der Sandner verlässt den Weg und sucht Deckung hinter einer Fichte. Vorsichtig späht er ins Rund. Viel zu duster, um sich zu orientieren. Für jeden Ortskundigen eine gmahte Wiesn. Anschleichen funktioniert nicht. Unter seinen Schritten knackt es beständig, als würde ein Feuer fröhlich prasseln. Unüberhörbar. Schauts her, da trampelt der Großstädter durchs Unterholz. Im Umkreis von fünfhundert Metern hat er gwies jedwedes Viech in die Flucht geschlagen. Der Fußweg wäre sinniger gewesen. Er ist schließlich Giesinger Hauptkommissar und kein ausgefuchster Vogeljäger auf Borneo. Dafür käme er unversehrt über vierspurige Straßen.
    Noch ein zaghafter Schritt. Das liegende Häuflein Mensch rührt sich nicht mehr. Einen Moment lang verharrt der Sandner mit angehaltenem Atem – seine Ohren sollen’s richten. Im Wald ist es vollkommen stad, als hätte wer den Lautstärkeregler auf null gedreht. Nicht einmal

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