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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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kalter Entschlossenheit verjagen lassen. Für beide ist der Ring zu klein. Die Karten sind neu gemischt. Alles wird gut!
    D er Sandner stolpert vorwärts. Der Gewehrlauf stößt ihm immer wieder ins Kreuz. Am anderen Ende hat der Hambacher den Finger am Abzug. Unter dem schicksalsträchtigen Baum lässt er anhalten.
    Vor ihnen liegt der Grainer. Der schaut gar nicht gut aus. Im Zwielicht bemerkt der Polizist den dunklen Fleck, der sich unter ihm ausgebreitet hat. Blut. Offenbar hat er sich eine Kugel gefangen. Den Oberschenkel hat es erwischt. Er ist ohne Bewusstsein. Die Größe der Blutlache lässt vermuten, er wird bald leergelaufen sein.
    Â»Der mistige Sauhund wollt mich tatsächlich aufhängen«, keucht der Hambacher.
    Jetzt erst fällt der Blick vom Sandner auf das Seil, das vom Ast hängt. Die Schlinge zwei Meter über dem Boden. Darunter steht ein windiges Obstkisterl. Hätte er sich denken können, so wie der Grainer gestrickt ist.
    Â»Hambacher«, sagt der Sandner, »tuns halt endlich die Flinte weg. Jetzt is Schluss. In einer Minute sind meine Kollegen da.«
    Ein Versuch – kein besonders kreativer.
    Â»Da scheiß ich doch drauf«, meint der Angesprochene. Kein vielversprechender Diskussionsauftakt.
    Â»Wenn der Grainer verreckt, schaut’s ned besser für Sie aus.«
    Â»Warum musst du auch daherkommen. Des hast jetzt davon. Überall rumwühlen musst du.«
    Er weiß gar nicht, wie recht er hat. Seinen Knochen hat er ausgegraben, der Polizist.
    Â»Was habens vor?«
    Â»Ich muss nachdenken. Halt die Goschen.«
    Â»Mit der Anni war’s einfacher, des Umbringen, oder?«
    Â»Was weißt denn du, hä? Einen Scheißdreck!«
    Â»Alles, was ich wissen muss. Und meine Kollegen auch.«
    Wie aufs Stichwort ertönt die Polizeisirene. Allerdings für Sandners Geschmack zu weit weg. Zu leise. Irgendwo im Ort tummeln sich Gendarmen. Das kann sich hinziehen. Könnte auch sein, sie jagen bloß einen lausigen Entendieb.
    Der Sandner dreht sich langsam um und schaut dem Hambacher ins Gesicht. Zu dunkel ist es, um ihn genau auszumachen. Aber dass er jemanden vor sich hat, dem die Birndl durchgebrannt sind, das spürt er. Dem brauchst du keine Logik in den Futternapf schmeißen. Darauf hat der keinen Appetit.
    Im Moment frisst dem Hambacher der Hass auf den Sandner den letzten Rest Menschenverstand zam. Er sieht sich am Abgrund stehen und schaut hinunter. Wenn du aufschlägst, bleibt nix von dir übrig. Nix als eine gruselige Erinnerung. Vielleicht stellen sie ein Marterl an den Baum, bei dem sich die braven Leut bekreuzigen dürfen, zum Schutz vor dem Bösen. Rochus, hilf und bewahre uns.
    Wenn er nicht mehr wegkommt, reißt er dich halt mit. Weil’s eh schon wurscht ist. Die letzte Genugtuung.
    Â»Ich hab den Brief gelesen, von der Anni«, sagt der Sandner, weil etwas gesagt werden muss.
    Der Gewehrlauf schiebt sich unter sein Kinn. Eine uralte Büchse. Museumsstück. Rostiger Doppelläufer. Wirkungsvoll, allemal. Der holt jeden unvorsichtigen Keiler von den Beinen. Der Grainer könnte ein Lied davon singen, wenn er bei Bewusstsein wäre. Für den läuft die Uhr ab. Der Boandlkramer wird schon die Sense wetzen. Die rostet nie.
    Â»Des Haus hätt mir zugestanden«, bricht es aus dem Hambacher heraus, »mir und sonst keinem anderen!«
    Â»Des hat Ihre Tante anders gesehen.«
    Â»Des irre Weib hat sich von der Anni einwickeln lassen. Die war doch scho gaga. Schöngetan hat ihr das Flitscherl. Des hat mich fuchsteufelswild gemacht. Die erschleimt sich meinen Grund und Boden. Des war ned recht.«
    Â»Warum hams ned die Alte umbracht, wenn kein Testament da war?«
    Der Hambacher schüttelt den Kopf.
    Â»Genug geredet. Dreh dich um.«
    Die Sirene ist nicht mehr zu hören. Sandners Handschellen klicken. Er hat ja das ganze Brimborium am Gürtel gehabt – realistisch ausstaffiert. Hilfreich für Hambachers Pläne. Und die sehen für den Sandner eine tragende Rolle vor.
    Â»Jetzt steigst auf das Kisterl.«
    Verreckter Scheißdreck. Aufknüpfen will er ihn. Da hat er Erfahrung, Annis Henker.
    Der Sandner versucht, die Lähmung abzuschütteln. Noch bist du nicht tot.
    Â»Hambacher! Bist du deppert worden!«
    Â»Steig nauf, sonst schieß i di zam.«
    Keine Alternative. Wenn nix geschieht, wird der Sandner in einer Minute am Ast baumeln wie

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