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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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der obligatorische Kauz mischt mit. Wo bloß die Kollegen bleiben? Oder schmausen die grad einen leckeren Schweinsbraten? Würde ihn nicht wundern.
    Gerade will er die Pirsch fortsetzen, da knackt es hinter ihm im Unterholz. Bevor er sich noch umdrehen kann, stößt ihm etwas Hartes in den Rücken. Verreck! Er hätte es wissen müssen. Der Grainer? Der Sandner fährt zusammen und steht still. Eine perfekte Fichte würde er abgeben, die könnte es nicht besser machen.
    Â»Du scho wieder, du Sau«, knurrt eine Stimme. »Tu die Pistole weg, sonst kracht’s.«
    D ie Grundlage jedes Zaubertricks ist die Ablenkung. Bei der Feier anlässlich der Pensionierung vom Oberstaatsanwalt Brauner hat ein Kriminaler vom Diebstahl das vorgeführt – schwarzer Frack und Zylinder inklusive. Nicht gerade der neue David Copperfield, aber durchaus beeindruckend. Damit du nicht auf den entscheidenden Dreh achtest, braucht es Klimbim. Das Unerwartete, das Spektakel, auf das du deine Augen werfen musst – ob du willst oder nicht. Derweil sollte sich die Täuschung im Verborgenen, im Dunkeln abspielen. So weit die Theorie.
    Tonis Mörderin hat der Wiesner die Pistole abgeknöpft und steht immer noch hinter ihr. Das Knacken des Spannhebels hat der Polizistin vermittelt, dass ihre Gegnerin Ahnung hat vom Metier.
    Aufstehen soll sie. Es geht los. Action.
    Sie hat nur diese zwei Sekunden. Keine Generalprobe. Es muss klappen. Sie stützt die Arme auf die Lehnen und stemmt sich hoch. Sie beugt sich nach vorn. Jetzt!
    Eine Teetasse plumpst vom Tisch. Eine ungeschickte Bewegung. Die Aufregung – Todesangst. Kaum gespielte Fahrigkeit. Die Augen der Frau müssen dem Geschehen gefolgt sein. Bitte! Eine Lache bildet sich auf dem Teppich.
    Â»Blöde Gans«, kommentiert sie das Geschehen. Sonst nix. Dass die Wiesner ihren Kaugummi aufs Bild von der Hopf gespuckt hat und es jetzt nicht mehr auf dem Tisch, sondern unter ihrem Sweatshirt verschwunden ist, hat die Trulla nicht mitbekommen. Klitschnass ist die Polizistin. Der Schweiß rinnt ihr übers Gesicht. Beim nächsten Anlass könnte sie das Kaninchen aus dem Hut ziehen. Trara! Wenn’s nicht grad ihre Begräbnisfeier wär.
    Â»Geh zu deiner Jacke. Zieh sie an.«
    Wenn das Bild sich selbstständig macht, hat sie verloren. Sie presst die Arme an den Körper. Die Jacke anzuziehen, ist der gefährlichste Part. Die Frau bleibt immer hinter ihr. Ein Vorteil. Sie kann auf ihre Hände nicht achten. Es gelingt.
    Sie muss durch den Flur, die Wohnungstür öffnen und weiter durchs Treppenhaus. Kein Mensch weit und breit. Ihr iPhone bleibt ausgeschaltet im Wohnzimmer zurück.
    Â»Weiter!«, wird ihr befohlen.
    Die knarrenden Holzstiegen hinunter, durch die Haustür auf die Straße.
    Die Frau ist jetzt neben ihr, die Hand mit der Schusswaffe in der Manteltasche.
    Ein Mann kommt ihnen auf dem Gehsteig entgegen. Dickleibig, Jackett, Aktentasche. Ein grauer Mops. Die plumpe Variante. Sie könnte ihn busseln. Gerade, wenn sie wen braucht, kommt er daher wie der Dschinn aus dem Lamperl. Kurzer Blickkontakt. Die Chance. Now or never. Die Wiesner täuscht eine Ausweichbewegung an, bietet ihm eine Lücke. Auf gleicher Höhe mit ihm gelingt es ihr, ihn anzurempeln. Fast ein Zusammenprall. Ihre Hand schiebt sich unter die Jacke. Eine Sekunde ist er zwischen ihr und der Entführerin. Eine Sekunde Unsichtbarkeit. Die Wiesner taumelt gegen die Hauswand, hastet aber sofort ein paar Schritte nach vorn. Das Unerwartete.
    Â»Tschuldigung«, hört sie den Mann reflexhaft stammeln, bevor er weitertrabt. Militanten Emanzen sollte er in Zukunft großflächiger ausweichen. Das Großstadtpflaster birgt ungeahnte Fallen.
    Ein harter Griff am Arm reißt die Zauberkünstlerin zurück.
    Â»Was soll das? Bist du blöd oder was? Wo ist dein Auto?«, wird sie angefaucht.
    Neben den Klingelkasten hinter ihnen hat die Wiesner das Bild der Marlies Hopf geklatscht. Hoffentlich hält der Kaugummi, bis der Jonny auftaucht. Und hoffentlich kann er etwas damit anfangen. Plakativer geht nicht. Es ist ein Schritt. Ein Zeichen. Eine verdammte Hoffnung. Telepathie scheidet ja aus.
    Die Leistner dreht sich nicht um, weil ihre Augen der wild gestikulierenden Hand ihrer Geisel folgen. Das Spektakel.
    Â»Da vorn ist mein Fahrrad«, verkündet die. Jede macht Fehler, du saudummes Miststück! Die Angst hat sich von

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