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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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sollte ... Mit einem letzten hölzernen Ächzer bricht das Kisterl weg. Seine Füße können nichts mehr ertasten, zappeln im leeren Raum. Das Seil schnürt sich um den Hals zusammen. Er reißt den Mund auf. Kein Ton, nicht einmal ein Röcheln will ihm gelingen. Eine gigantische Schmerzwelle überrollt ihn. Als wollte ihm wer den Schädel abschneiden mittels lumpigem Brotmesser. Sie verschwindet, wie sie gekommen ist. Er spürt plötzlich nichts mehr. Als wär der Kopf endlich ab – und nur noch ein hölzerner Torso verblieben. Irgendwie erleichternd.
    Erstaunlich – der Sandner denkt nicht ans Sterben, auch wenn sich der Körper grad vergeblich abhackelt, das zu vermeiden. Es gibt diesen Gedanken nicht, kann ihn nicht geben. Als hätte er nichts damit zu tun. Das Sterben kannst du nicht ergreifen, nicht festhalten. Zu gewaltig. Aber Schubladen werden aufgerissen im Hirnkasterl.
    Â»Seltsam, die Wünsche nicht weiter zu wünschen. Seltsam, alles, was sich bezog, so lose im Raume flattern zu sehen«, hat der Rilke gedichtet.
    Er hat Zeit. Alle Zeit der Welt gehört ihm. Sie löst sich auf, kräuselt sich wie Rauch. Er ruht in sich. Kein Baum, kein Seil, kein Hambacher. Eine Melodie hat er im Kopf, die er grad auf der Gitarre spielt. Eine schöne, getragene Melodie. Die Sanne lächelt dazu. Ihre blauen Augen strahlen ihn an. Er lacht auf, ihm wird warm. Sein Hirn beginnt mitzusummen. Die Corina setzt sich zu ihm, die Aschera, immer mehr schlendern herbei. Alle sind nackert, bilden einen Kreis, umarmen und drücken sich. Aufregend. Er schwimmt im Bildermeer. Alles, was ihm je vor Augen gekommen ist. Zeitlupenhaft, schwebend. Als wär sein Hirn am Suchen. Aber es gibt nix Passendes zu finden. Nix, was den kommenden Tod erklären könnte. Die Einmaligkeit hat keine Lösung dabei. Nirgendwo muss er jetzt hin. Er kann rasten. Nichts drängt. Die Musik spielt weiter. Er spielt weiter. Ton um Ton. Dann ist es schwarz. Aus. Kein Gedanke mehr.
    D ann fahren wir mit dem Bus.« Leichthin hat sie das gesagt, die Leistner. Beinahe, als wär das für sie ein besonderes Erlebnis. Hast du auch nicht alle Tage. In Filmen haben die Helden für jede Situation ein grandioses Nummerl parat. Auf dem Weg zur Bushaltestelle hat die Wiesner keines. Abgedrückt ist ruckzuck. Das hat sie oft genug sehen müssen – meistens das leblose Resultat. Und selbst falls der Schuss sie verfehlt, sind die Gehsteige nicht entseelt. Im Gegenteil, Menschen allüberall. Potenzielle Opfer. Kinder, Alte, Frauen mit Einkaufstaschen, Großfamilien, das ganze Programm. Bis zur Trappentreustraße führt sie ihr Weg. Nur ein paar Schritte. Mit dem 133er werden sie noch eine Viertelstunde fahren müssen. Unbewegte Miene bei ihrer Begleiterin. Als wär es eine Routineübung. Sie hält sich immer leicht hinter ihr.
    Die Bushaltestelle ist bevölkert.
    Neben der Wiesner stellt sich ein Mannsbild auf, das sie unverholen mustert. Nicht unflott – aber eher die geölte Variante. Hoffentlich hält er sich und sein Mundwerk im Zaum. Das würde ihr noch fehlen, dass der Stenz sie anschnulzte. Starr schaut sie geradeaus, die Lippen zusammengepresst. Zeichenlesen ist nicht jedermanns Hobby, aber das sollte er kapieren. Gesünder für ihn. Sie könnte ihn am Kragen nehmen und der Frau entgegenschmeißen. Vielleicht eine Idee – wenngleich keine ausgereifte.
    Die Leistner fasst sie unter dem Arm. Wie eine gute Freundin. Zu lange gegrübelt hat sie.
    Der Mann wendet sich ab.
    Der Bus kommt. Die Türen öffnen sich. Ein gleichmütiger Fahrer hat den Blick geradeaus Richtung Frontscheibe gerichtet. Zusammengekniffene Augen, Kaugummi im Mund. Tour wie immer.
    Von ihrer mörderischen Begleitung wird sie in eine Zweierbank geschoben. Die bleibt im Gang stehen.
    Ein altes Weiberl setzt sich zu ihr. »Ich muss die Nächste scho wieder raus«, verkündet sie den Passagieren.
    Der Wiesner bleibt nichts, als belämmert zu nicken.
    Â»Früher hab ich no weiter hatschen können. Wasser hab ich in den Beinen. Es is a Kreuz.« Wieder bewegt die Polizistin den Kopf. Zum Thema Kreuz hätte sie auch einen konstruktiven Beitrag. Ihres steht mit Pistole nebst vollem Magazin im Gang. Eine einfache Rechnung. Acht Patronen ergeben schlimmstenfalls acht Leichen – oder eine bleigespickte Blonde.
    Wenn die Alte doch still

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