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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Buchstaben, bis die Wahrheit vor ihr liegt. Die unfassbare Wahrheit.
    Â»Warum du?«, bringt sie noch hervor, dann nur noch unverständliches Gebrabbel.
    D ie Wiesner hat ins Klo gegriffen. Reingefallen ist sie. Passiert ihr nicht oft. Dabei weiß sie, dass die Leut, mögens noch so liebenswert daherkommen, alle ihre kruden Gewächse züchten. Normalerweise bringt so etwas nicht jedem unvorsichtigen Entdecker den Tod, oft ist es bloß eine schräge Eigenart, ein dreckiges Geheimnis.
    Die Kampfsportlerin hier ist eine exotische Nummer. Als hätte sie zwei Gesichter, die nix miteinander zu schaffen haben. Jekyll and Hyde, Tom und Jerry, Donald und Dagobert, whatever. Zum einen diese Aufmerksamkeit, diese Empathie – von der sie glaubt, dass sie wirklich existiert. So kann sie sich gar nicht verhauen haben. Und dann dieser grausame Mord, dieses völlige Loslösen von der Realität, was den Toni betrifft. Das passt zusammen wie die Himbeermarmelade zum Steckerlfisch. So was kann nur eine Psycho-Koryphäe hinunterwürgen. Die zaubert dir daraus sogar ein Feinschmeckermenü. Die könnte ihr gwies flockig erklären, warum das eine ohne das andere nicht funktioniert, beides harmoniert, sich stimuliert oder gleich kollabiert – geschenkt. Bloß, weil du weißt, woraus ein Beil fabriziert ist, liegt dein Kopf nicht sorgloser drunter. Im Gegenteil.
    Momentan ist es kreuzwurscht. Momentan geht es ums Handeln. Wie auch immer die Leistner ticken mag, ein Schräuberl fehlt. Und statt dem Schraubenzieher hätte die Wiesner lieber eine durchgeladene P7 in den Griffeln. Sie muss dem Weibsbild nicht das Hirn durchwühlen. Es geht ums Hier und Jetzt. Ums Morden geht’s und ums Überleben, hier in der gemütlichen Wohnstube mit van Goghs Sonnenblumendruck und der tunesischen Kamellederlampe.
    Sie lurt auf jede Bewegung der Schwarzhaarigen. Wie die Katz auf das Mäuslein. Irgendwann wird der Biss kommen. Hoffentlich. Neben ihr schluchzt und rotzt sich die Frau Hopf die Seele aus dem Leib. Dass überhaupt noch Flüssigkeit in ihr ist? Sie hat die Knie angezogen und die Hände auf den Magen gepresst. Ihr Albtraum schwallt daher wie ein aufgedrehter Fratz. Vielleicht ist sie das augenblicklich – wieder im Kinderzimmer angekommen. Ein kleines Madl – und vor sich hat es das Spielzeug ausgebreitet.
    Â»Stell dich nicht so an«, sagt die Leistner, »hör endlich auf zu flennen, dumme Kuh.«
    Zartgliedrige, unberingte Finger, rot lackierte Nägel, sieht nach professioneller Nagelpflege aus. Die Wiesner beobachtet, wie sie die Faust ballt. Die andere Hand umfasst die Waffe. Finger am Abzug. Aufmerksam wirkt sie – kein bisserl müde. Unter der Trainingsjacke das olivgrüne Tanktop – dressed to kill.
    Â»Was nun?«, fragt die Polizistin, um sie von der trenzenden Hopf abzulenken.
    Â»Ja, was willst du denn noch!«, schreit die, völlig außer Rand und Band.
    Â»Hat der Toni von mir gesprochen?«, fragt die Leistner munter.
    Kopfschütteln.
    Â»Ja, so war er. Er hat gewusst, wie weh er dir tun würde.«
    Â»Du hast ihn umgebracht!«, brüllt die Angesprochene ihr entgegen. Die Stimme überschlägt sich. Speichelfetzen fliegen.
    Die Wiesner legt ihr den Arm um die Schultern.
    Die Hopf schlottert am ganzen Leib.
    Â»Wenn der Toni von mir gesprochen hätte, wüsstest du, wie wir uns geliebt haben«, sagt die Leistner ungerührt.
    Gedankenfäden sortieren. Wie beim Teppichknüpfen. Erzählen will die Leistner. Also gut. Irgendwann wird der Jonny wohl auftauchen. Soll sie ihren Schmarrn loswerden.
    Aber die kommt nicht mehr dazu fortzufahren. Es läutet an der Tür. Dezentes Ding-dong.
    Â»Wer ist das?«, wird die Hopf gefragt.
    Die zuckt mit den Achseln, ihren Blick vom Kaninchen in Todesangst geborgt.
    Â»Bleibt da sitzen, alle beide, sonst erschieß ich den da draußen, egal, wer es ist.« Die Schwarzhaarige verschwindet im Flur.
    Sofort springt die Polizistin auf und sieht sich hektisch im Zimmer um. Babuschka oder lieber Holzkamel? Sie nimmt einen metallenen faustgroßen Ganesha vom Tisch.
    Â»Eine Waffe?«, fragt sie die Hopf, »irgendwas?«
    Die schüttelt den Kopf. »Nein, nein.« Heult weiter vor sich hin.
    Zu nix zu gebrauchen, das Trutscherl. Dann muss es der Elefantengott richten. Draußen hört sie die Leistner ein fröhliches »Grüß

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