Fuck
Idiot. Leo presste die Lippen aufeinander, wobei ebenfalls Grübchen an seinen Wangen entstanden, und ließ ein kurzes Summen vernehmen, das so etwas wie:
'okay'
oder
'schon gut'
oder
'schade'
heißen konnte.
„Auf einer Tankstelle!“, rutschte aus mir heraus. Leo blickte mich stumm fragend an. „Mein 'Erstes Mal'“, erläuterte ich, „der Tankwart … kennst du den Mann aus der Cola-Werbung? Ich hab ihn gesehen und wusste sofort, was gleich passieren würde. Mit dem Tankwart, meine ich. Er sah genauso aus. Es ging so schnell, plötzlich fanden wir uns in einer Abstellkammer wieder und … Es dauerte keine Viertelstunde. Aber danach war alles anders.“
Warum zur Hölle erzählte ich ihm das? Er hatte ein romantisches Bild von mir, dass ich mich verliebt hatte und, um meinem Herzen zu folgen, meine schwangere Frau verlassen hatte. Warum hatte ich ihn nicht in diesem Glauben gelassen? Wie banal, wie peinlich war die Realität – wie jämmerlich.
„Jetzt verstehst du hoffentlich, warum ich ein Idiot bin“, murmelte ich.
„Ja, da hast du recht“, bestätigte er. Ich fuhr betroffen zu ihm herum. Es war eine Sache, sich selber als Idioten zu bezeichnen, eine ganz andere, von dem Menschen so bezeichnet zu werden, in den man verliebt war.
Leo schmunzelte.
„Wenn er wirklich so ausgesehen hat wie der Cola-Mann, dann bist du ein Idiot, wenn du es bei einem Mal belassen hast.“
„Leo!“ spielte ich entrüstet! Auf der einen Seite gab er sich naiv, auf der anderen preschte er vor. Mir lag wieder die Frage auf den Lippen was er damit gemeint hatte, dass ich von seinem ersten Mal wüsste.
Wie ferngesteuert streckte ich meine Hand aus und fuhr ihm durch die wilden Locken, beobachtete, wie sie wieder in ihre Form zurücksprangen, wenn ich vorsichtig an ihnen zog. Gedankenverloren gruben meine Finger tiefer in sein Haar, bis ich seine heiße Kopfhaut berührte.
Leo schloss seine Augen und holte tief Luft. Ich strich über seinen Nacken, bemerkte seine Gänsehaut, fühlte ihr nach, schob meine Hand dabei unter den Kragen seines Shirts, immer weiter über die samtige, warme Haut. Mein Schwanz drängte sich gegen den Hosenstall, ich atmete heftig, rutschte immer tiefer unter Leos Shirt, dessen Ausschnitt eng um seinen Hals spannte, knetete seine Schultern, seine Schulterblätter. Ich rückte an ihn heran, zog ihn zu mir, legte meine Stirn an seine und stupste ihn mit meiner Nase. Ich entfernte meine Hand von seinem Ausschnitt, um über seinen schlanken Rücken zu streicheln und vom anderen Ende unter sein Shirt zu gelangen.
Leo ließ sich gefallen, dass meine Finger seine nackte Haut liebkosten, stöhnte immer wieder auf. Er hatte den Mund leicht geöffnet, seine Lippen glänzten, seine Augenlider zuckten. Meine unersättliche Hand langte nicht dahin, wohin sie wollte, also nahm ich meine andere zur Hilfe. Mit gierigen Fingern nestelte ich durch den schmalen Streifen, der sich vom Bund seiner Hose bis zum Nabel erstreckte, glitt höher und höher, umkreiste mit dem Daumen seine Nippel.
Leo schauderte, packte mich am Oberschenkel, grub seine Finger in meine Muskeln und suchte meinen Mund. Immer fordernder schnappte er nach meinen Lippen, fackelte nicht lange und leckte mit seiner Zunge in meinen Mund hinein.
„Schmusen könnt`s daheim!“, riss uns plötzlich die energische Stimme der Kellnerin aus unserem Rausch. „Das wären dann sieben Euro fünfzig!“, fuhr sie mürrisch fort und knallte uns die Rechnung auf den Tisch. Mit zittrigen Fingern fischte ich das Geld aus meiner Tasche und wischte über meinen Mund, als hätte der Kuss eine sichtbare Spur hinterlassen. Zumindest spürte ich noch das Kribbeln.
Leo und ich erhoben uns fahrig, ohne ein weiteres Wort, um das Café zu verlassen. Als wir an der Theke vorbeikamen schüttelten der Stammkunde und die Kellnerin den Kopf und raunten irgendwelche Unhöflichkeiten, die wir nicht verstehen konnten – oder wollten.
– Na endlich! –
Schweigend liefen wir die Straße runter, scheinbar ohne Ziel – zumindest hatte ich keine Ahnung, wohin wir unterwegs waren. Leo sagte nichts, schien ganz in Gedanken gefangen und ich wagte nicht, ihn da herauszuholen. Immer wieder bog er in eine Seitengasse ein, wechselte unmotiviert die Straßenseite, verlief sich immer tiefer im Gassengewirr zwischen grauen, trostlosen Häusern. Hier kannte ich mich nicht aus, war mir nicht sicher ob Leo überhaupt wusste, wo wir waren, sagte aber immer noch nichts.
Plötzlich
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