Fuck
einsam und leer. Als ich in der Kabine mein zerstörtes Spiegelbild entdeckte, ließ ich mich dazu hinreißen Fuck zu rufen, egal ob er hier Platz gehabt hätte, sich vollständig materialisieren zu können.
Aber wie er prophezeit hatte: Nach dem dritten Mal war Schluss.
Als der Lift im Erdgeschoss stehenblieb und sich die Türen öffneten, prallte ich mit einer Person zusammen, die dabei war das Gebäude so schnell zu betreten, wie ich es verlassen wollte.
Leo.
Er packte mich an den Schultern, schob mich rückwärts, bis ich gegen die Wand des Lifts stieß und stellte sich so vor mich hin, dass ich nicht auskommen konnte. Im nächsten Augenblick schon fing er meine Lippen, hielt meinen Kopf fest, schob mir fordernd seine Zunge in den Mund.
Ich brauchte im Moment nichts so sehr wie Nähe, eine Umarmung, einen Körper, Liebe. Ich schlang meine Arme fest um ihn und konnte mich nicht mehr zusammenrissen. Erst liefen nur stumm meine Tränen, während ich den stürmischen Kuss erwiderte, doch dann schwoll meine Nase zu und beim Versuch, luftzuholen, entkam mir ein Schluchzen. Sekunden später bebte mein ganzer Körper, klammerte ich mich an Leo, presste mein Gesicht an seinen Hals und rotzte ihm auf den Kragen.
Er wich erschrocken zurück, hatte wohl Angst, er wäre Schuld an meinem Gefühlsausbruch, doch ich hielt ihn fest. Zögernd umarmte er mich, streichelte zärtlich über meinen Kopf und schlang seine Arme schließlich fester um mich, drückte seine Nase in mein Haar, küsste und blies mir abwechselnd sanft über Stirn und Schläfe, bis ich mich beruhigte.
„Es ist gerade ein bisschen … viel … alles“, erklärte ich endlich, wischte über meine nassen Wangen und grinste schief.
„Ich wollte dich nicht so überfallen, tut mir leid“, entschuldigte sich Leo.
„Du sollst dich doch dafür nicht entschuldigen!“, schalt ich ihn. „Wobei, überwältigend bist du schon“, gab ich zu und zwinkerte.
Leos Gesichtsfarbe wurde leicht rosa und er lächelte auf eine so bezaubernde Art, dass meine Knie ganz weich wurden.
„Komm, wir wollen doch nicht ewig im Lift herumstehen“, sagte ich und bugsierte Leo aus der Kabine.
– Schmusen könnt's daheim –
„Das ist schon mehr nach meinem Geschmack“, sagte Leo und sprach mir damit aus der Seele. Wir hatten uns dazu entschlossen, den gemeinsamen Abend nachzuholen, der freitags vermasselt und samstags verpasst worden war. Wir hatten ein Café gefunden, das vermutlich kurz vor dem Konkurs stand, falls da jeden Tag so wenig los war, oder das – auch das gab es – eigentlich etwas anderes verkaufte, als Kaffee und Kuchen.
Uns war nur wichtig, dass wenig los war und man sich in eine stille Ecke verziehen konnte. Die Musik war unaufdringlich, die Beleuchtung sparsam und außer uns hing nur noch ein Stammgast oder Bekannter der Kellnerin hier ab. Sie schienen sich gut zu kennen und die Kellnerin machte keinen Hehl daraus, dass sie sich gestört fühlte, wenn wir etwas bestellten.
„Also, was willst du nun wissen?“, fragte ich Leo. Er saß in einem Winkel von neunzig Grad zu mir, und da der Tisch einen Durchmesser von kaum einem halben Meter hatte, war das sehr – nah, auch wenn er sich in der schmuddeligen Eckbank zurücklehnte. Unsere Knie berührten sich immer wieder – manchmal unabsichtlich, manchmal aber drückte ich meines mit Absicht gegen seines.
„Hast du dich verliebt?“
Die Frage traf mich unvorbereitet. Leos Blick wühlte in meinen Innereien herum, ich setzte mich auf meine zitternden Hände, in meinem Kopf rauschte es wild. Wollte er wirklich wissen, ob ich mich in ihn verliebt hatte? Einfach so?
„Als du deine Frau verlassen hast, war das, weil du dich in einen Mann verliebt hattest?“, präzisierte er seine Frage, nachdem ich ihn bloß versteinert angestarrt hatte.
Ich schnaufte erleichtert, kicherte nervös und meinte: „Ach so,
das
meinst du. Nein, nein ich hatte mich nicht verliebt. Ich habe ihn nie wiedergesehen – es war eine einmalige Sache. Wir hatten nur Sex.“
Leo musterte mich eingehend, machte mich ganz wirr damit. Wollte er wirklich, dass ich ihm alles haarklein erzählte?
„Was hast du denn gedacht, das ich meine?“, fragte er plötzlich und landete wieder einen Volltreffer.
Mein Herz hämmerte wild, aus der Puppenstube meines Brustkorbs schlüpften hunderte Schmetterlinge und flatterten hysterisch von innen gegen meine Haut.
„Nichts.“ Rasch schüttelte ich den Kopf. „Ich hab gar nichts gedacht.“
Ich
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