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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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wie in einem Vergnügungspark. Ich habe in Saus und Braus gelebt, bin auf der Straße gelandet, habe mit Pennern und mit Managern gefeiert. Aber letztes Jahr, als ich fünfundzwanzig wurde, ist mir ein Licht aufgegangen. Plötzlich kotzten mich diese Möchtegern-Reichen an, die dich am Arsch anfassen, weil sie dir ein Bier ausgegeben haben und denken, es steht ihnen zu. Die falschen Freunde,die dich in der Disko umarmen und küssen, aber nie da sind, wenn du sie brauchst …«
    »Ich weiß, was du meinst«, murmelte Ladja.
    »Verdammt!«, brüllte Tomas. »Ich kotze mich selber an! Ich habe keine Papiere, keinen Job, keine Wohnung und habe mir meinen Schwanz lutschen lassen, um zu überleben! Was ist das für eine Scheiße, Sonia, kannst du mir das erklären?«, fragte er und haute so stark mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser wackelten.
    Ich hatte schon lange gewusst, dass Tomas auch mal anschaffen gegangen war, genauso wie Ladja, doch so offen hatten wir nie darüber geredet, und seine Ehrlichkeit verblüffte mich.
    Auch ich war am Grübeln. Es fiel mir schwer, alles auf die Reihe zu kriegen. Ich war den ganzen Vormittag in der Uni, kam mittags kurz nach Hause, aß schnell etwas, fuhr anderthalb Stunden durch die ganze Stadt und kam trotzdem oft zu spät zur Arbeit. Thorsten, der mich nicht so gerne mochte wie Andreas, machte deswegen ständig Stress. Dass ich gerade mit dem Studium angefangen hatte, interessierte ihn nicht. Er meinte nur, Unpünktlichkeit sei schädlich fürs Geschäft, da die Kunden teuer bezahlten, um Mädchen zu sehen, und wenn der Sendeplatz unbesetzt sei, würden sie nie wieder in den Chat kommen. Thorsten hatte sowieso eine schlechte Meinung von Frauen. Frauen seien überempfindliche und unzuverlässige Wesen, fand er, die höchstens gut fürs Bett seien.
    Eines Tages kam es wegen seiner Ansichten richtig zum Streit. Er brüllte mich an, ich zog meine Klamotten wieder an, schmiss die Tür zu und wollte schon nach Hause, als ich mich selbst ermahnte. Wenn du jetzt abhaust, sagte ich mir, bist du die Schwache. Und das wollte ich auf keinen Fall sein. Ich kehrte zurück, machte meine Schicht zu Ende, gingdann ins Büro und sagte mit kühler Stimme: »Übrigens, ich kündige.« Es war Zahltag und so nahm ich auch den Umschlag mit meinem Lohn für den vorigen Monat gleich mit.

3
NEUKÖLLN –
DAS ERSTE MAL FÜR GELD
    Das Geld, insgesamt fünfhundert Euro, war innerhalb von zehn Tagen weg. Miete bezahlt, Essen gekauft, einmal den ganzen Nachmittag im »Rainbow« gesessen, mir einen Pulli und ein Paar Turnschuhe gegönnt – dann waren wir wieder abgebrannt, hatten zu zweit noch dreißig Euro und keinen Job in Sicht.
    Ich saß verzweifelt in der zu kleinen Wohnung, mir schwirrte der Kopf. Ich sah nur mein leeres Portemonnaie und dachte an all die schönen Sachen, die ich wegen Mangel an Knete nicht machen konnte. Kein Urlaub mit Ladja, kein Kino, keine Disko und so weiter. Im Supermarkt kaufte ich nur die billigste Wurst und das billigste Brot und spähte nach Sonderangeboten. Beim Anblick einer Fleischtheke lief mir das Wasser im Mund zusammen, aber das meiste, was da lag, war unerschwinglich. Ich denke, in dieser Phase ist die letzte, ohnehin schwache Hemmung gefallen. Ich war bereit, für Geld fast alles zu machen.
    Die meisten Prostituierten und Stricher kommen aus purer Geldnot überhaupt erst auf den Gedanken, anschaffen zu gehen. Für viele ist das alles andere als eine leichte Entscheidung, aber eine finanzielle Misere fegt schnell jegliche Bedenken beiseite. Ständig zu ackern, nur um gerade mal das Nötigste kaufen zu können, war nicht das, was ich mirvom Leben vorstellte. »Du bist gerade mal zwanzig Jahre alt, und anstatt deine Jugend zu genießen, hast du jeden Tag Stress wegen der Scheißkohle. Alles, was Spaß macht, kannst du dir eh nicht leisten. Mit normalen Jobs kommst du hier nicht weiter«, sagte ich mir.
    Schon vor einiger Zeit hatte ich eine einschlägige Anzeige aus der Zeitung rausgeschnitten. Als Ladja weg war, holte ich sie aus der Schublade und las die verheißungsvollen Zeilen wieder: »Hübsche, nette Frau bis 35  J. für erotische Massagen gesucht. Unkompliziertes Team, Superverdienst. Nur Mut!«
    Sollte ich das wagen? Ich ließ mir Zeit mit dem Anrufen, drehte immer wieder das Stück Papier in meinen Händen, rauchte noch eine selbstgedrehte, übel schmeckende Zigarette. Irgendwie wusste ich, dass von diesem Anruf mein weiteres Schicksal abhing und

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