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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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der im Aufenthaltsraum sitzt und einen auf Macker macht? Er kann nicht mal vernünftig Geld zählen! Ich habe ihm vorhin fünfzig Euro zum Wechseln gegeben und er hat fünf Minuten dafür gebraucht.«
    Der vereinzelte Unmut über die neue Leitung hielt allerdingsnur ein paar Tage an, dann hatten sich alle an Torsten gewöhnt. So übel war er ja auch nicht. Er brachte kiloweise Kuchen und Süßigkeiten für uns mit und war immer nett und freundlich. Was den Laden betraf, so übernahm nun Lena die Führung, obwohl sie offiziell immer noch bloß die Barfrau war. Nur bei manchen Sachen hatte Torsten einen Dickschädel, dann konnte nicht mal Lena ihn umstimmen. So wurden zum Beispiel die Preise um zehn Euro gesenkt, trotz des Widerstands der ganzen Truppe.
    Obwohl sich Torsten sehr für die »Oase« engagierte, stieg die Zahl der Gäste kaum. Dabei lief es im Sommer eigentlich immer besser als sonst, da war Hochsaison in der Baubranche und viele Handwerker kamen unter der Woche nach Berlin, um zu arbeiten, und fuhren am Wochenende wieder nach Hause. In unmittelbarer Nähe der »Oase« gab es jede Menge Wohnungen, die an solche Pendler vermietet wurden, in Plattenbauten, in denen sonst keiner wohnen wollte. Den Männern war es natürlich abends in ihrer Bude langweilig, Freunde in der Stadt hatten sie nicht, ihre Frauen waren auch nicht da, und so kamen sie oft und gerne in die »Oase«, da es sich herumgesprochen hatte, dass es bei uns gemütlich und preiswert war. Obwohl die Bauarbeiter nicht gerade die Crème de la Crème waren, freuten wir uns über sie, da wir an ihnen gut verdienten. Und oft waren sie freundlicher als manche Kunden, die im Anzug und mit Aktentasche reinkamen, für dreißig Euro alles Mögliche machen wollten und die Frau auch noch abfällig behandelten, so als ob sie was Besseres wären.
    Mit den griechischen Bauarbeitern, die eine Etage über uns wohnten und den ganzen Sommer in Berlin blieben, entwickelte sich mit der Zeit sogar eine Art Freundschaft. Am Anfang verzogen wir das Gesicht, wenn sie im Aufenthaltsraum saßen, weil sie meistens nur zwanzig MinutenMassage oder einen Quickie wollten und danach noch stundenlang rumhockten, so dass wir Frauen uns nicht unbefangen unterhalten konnten. Im Laufe der Wochen kamen die Männer vom Bau aber auf den Geschmack, teilweise gingen sie mehrere Male hintereinander auf Zimmer und brachten auch noch Essen, Sekt und kleine Geschenke mit, meistens bunten Plastikschmuck, der anschließend in der Mülltonne landete. Woher sie das Geld dafür nahmen, wusste niemand so richtig.
    Wählerisch waren die Griechen nicht. Zwar hatte jeder von ihnen seine Lieblingsfrau, aber wenn sie gerade nicht anwesend war, hatten sie auch kein Problem, sich mit einer Kollegin zu vergnügen. So poppte ich nach und nach mit Vassilis, Costas und all den anderen. Einer von ihnen, Angelos, verknallte sich sogar in mich. Er war gerade Anfang zwanzig und so dünn, dass man sich fragen musste, wie er Zementsäcke schleppen oder ähnliche Baustellenarbeiten bewerkstelligen konnte. Er trug immer zu große Trainingsjacken mit Kapuze, eine Baseballmütze und eine Rapper-Hose, die ihm ständig über den Hintern rutschte. Er sagte mir, dass ich ihn an seine Ex-Freundin erinnern würde, die er schrecklich vermisste. Je besser sein Deutsch wurde, desto mehr quatschten wir, und ich gab ihm jede Menge Tipps, wie ein Mann mit einer Frau im Bett und im Leben umgehen sollte, denn davon hatte er keine Ahnung. Ich brachte ihm bei, seinen Schwanz zu rasieren und dass man vor dem eigentlichen Akt ein bisschen Vorspiel macht, damit nicht alles in fünf Minuten vorbei ist. Nach einer Weile verehrte er mich so sehr, dass er jedes Mal knallrot wurde, wenn er mich sah, und mir immer Blumen oder eine Tafel Schokolade vom Supermarkt mitbrachte.
    Eines Tages kam Wolfgang, mein Stammgast, unangekündigt an einem Freitagnachmittag bei uns vorbei anstattwie üblich am Samstag um vierzehn Uhr. Er sah, wie Angelos und ich gemütlich auf der Couch im Aufenthaltsraum saßen und plauderten.
    »Wer ist dieser Piepel überhaupt?«, rief Wolfgang laut und schaute mich wütend an. »Kann der überhaupt schon ficken?«
    Die anwesenden Frauen verstummten abrupt und starrten mich an.
    »Das ist ein guter Gast von mir«, sagte ich ruhig und höflich. »Und jetzt denke ich, dass du gehen und erst zurückkommen solltest, wenn du akzeptiert hast, dass ich hier auf Arbeit bin und nicht nur dir gehöre.«
    Wolfgang trollte sich

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