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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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ist es nicht. Ich habe oft von dir geträumt. Nur Stress, weißt du, zwischen Familie und Arbeit«, sagte er und es lag Zärtlichkeit in seiner Stimme.
    »Gehen wir zu Mario?«, fragte ich. Ich sehnte mich nach unserem Liebesnest. Er nickte.
    Auf dem Weg kauften wir noch eine Flasche Sekt. Erst jetzt, da ich Seite an Seite mit ihm die Straße entlanglief, merkte ich, wie sehr er mir gefehlt hatte – seine besondere Art, beim Lachen den Kopf nach hinten zu werfen, sein Gestikulieren mit der Zigarette, die Tatsache, dass wir uns wortlos verstanden.
    Milan fragte mich nach meinen Prüfungen und wie lange es noch bis zum Diplom sei.
    »Vielleicht zwei Jahre«, antwortete ich. Ich wusste es selber nicht genau.
    »Und dann bist du eine Doktorin?«, fragte er beeindruckt.
    »Das bin ich erst, wenn ich promovieren sollte«, erklärte ich ihm. Im Moment bin ich nur eine Nutte, die im Puff arbeitet, um ihr Studium zu bezahlen, ergänzte ich in Gedanken. Er küsste meine Stirn.
    Wir verbrachten die ganze Nacht auf der schmalen Schlafcouch von Mario. Ich liebte es, Milans Körper zu küssen und zu streicheln, zu sehen, wie er die Augen schloss und sich gehenließ. Am Ende waren wir so müde, dass wir einfachnebeneinander einschliefen, zum ersten Mal, seit wir uns kannten. Neben jemandem einzuschlafen, den man liebt, war schon was Besonderes. Obwohl ich in meinem Leben mit so vielen Männern im Bett gewesen war, ekelte mich der Gedanke zu Tode, mich neben einem x-beliebigen Kerl schlafen zu legen. An Ladja war ich gewöhnt: an seinen nächtlichen Husten, an seinen Atem auf meinem Gesicht, an seine zersausten Haare, wenn er morgens aufwachte. Aber ich hätte mir niemals vorstellen können, mit einem Fremden diese Intimität zu teilen. Milans Anwesenheit störte mich aber nicht im Geringsten, im Gegenteil, ich beobachtete gern, wie er dalag, und schlief ruhig in seiner Umarmung ein.
    Der Frühling brachte gewaltige Veränderungen in der »Oase«. Als Erstes verließ Celina, die unglücklich verliebte Ehefrau, ohne Vorwarnung den Laden. Sie kam einfach eines Tages nicht mehr und ging auch nicht ans Telefon. Wir spekulierten natürlich darüber, ob Harry was damit zu tun hatte, denn seitdem Celina weg war, ließ auch er sich nicht mehr bei uns blicken. Mandy erzählte uns eines Tages, Celina habe ihren Mann verlassen, die Kinder mitgenommen und sei mit Harry nach Rügen gezogen. Angeblich stammten die Angaben aus zuverlässigen Quellen, doch niemand wollte es so recht glauben.
    »Er wird ihr Geld geben, damit sie den Job nicht mehr machen muss, und sie wird weiter verheiratet bleiben und sich heimlich mit ihm treffen«, vermutete Jana. Es blieb aber bei den Spekulationen, da keine von uns je wieder etwas von Celina hörte.
    Eines Freitags, ich war für die Spätschicht eingetragen, erkannte ich den Laden nicht wieder. Die abgewetzte Sitzgarnitur im Aufenthaltszimmer war weg, ersetzt durch eine weiße Ledercouch. Statt des alten, abgelatschten Läufersgab es einen flauschigen, roten Velours-Teppich, Bilder von tropischen Oasen und Berglandschaften hingen im Flur. Drei Handwerker arbeiteten gerade in unserem ehemaligen Umkleideraum und verlegten dort Laminat. Lena, Anjas Vertretung, stand an der Tür und quatschte mit ihnen.
    »Hat jemand im Lotto gewonnen?«, fragte ich sie.
    »Anja und ihr Freund sind weg. Der Chef hat sie rausgeschmissen«, sagte sie kurz und knapp und ging zurück in den Aufenthaltsraum. Der neue Wirtschafter hieß Torsten und erweckte den Eindruck eines gutmütigen Jungen. Obwohl er fast zwei Meter groß war und über hundert Kilo wog, lächelte er mich an wie ein Baby.
    »Alles klar, Alte?«, fragte er und klopfte mir dabei so energisch auf die Schulter, dass ich fast umfiel.
    »Ich bin nicht deine ›Alte‹, ich heiße Stella«, protestierte ich.
    Zum Glück klingelte es in diesem Moment an der Tür: Es war ein Stammgast von mir, den ich lange nicht mehr gesehen hatte. Im Flur traf ich auf Isa, sie kam gerade aus dem Zimmer, hinter ihr ein kleiner Vietnamese mit strahlendem Gesicht. Die asiatischen Männer liebten Isa, weil sie groß und blond war und diesen strengen Blick hatte. Als sie mich sah, rollte sie mit den Augen, als ob gerade was Schreckliches passiert wäre.
    »War der Typ so scheiße?«, fragte ich sie später, als wir uns gemeinsam im Bad vor dem Spiegel schminkten.
    »Nein, es ging nicht um den kleinen Ching-Chong, der ist total nett. Ich meinte was anderes. Hast du den blonden Affen gesehen,

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