Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
Veranstaltung. Ein Oligarch, ein Sponsor des Bolschoi, gibt heute Abend eine Privatparty. Dafür hat er sich zehn Ballerinen ausgesucht, die dorthin müssen, um ihn und seine Gäste zu unterhalten.«
»Wie meinst’n das? Unterhalten?«, hake ich nach.
»Keine Ahnung. Wir sollen dorthin und rumstehen. Weiß nicht, was uns erwartet«.
Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Ein Oligarch ist der Sponsor vom Bolschoi und sucht sich zehn Mädels für seine Privatparty aus? Das klingt nach Zwangsprostitution. Ja, natürlich übertreibe ich. Die meisten der Mädels gehen wahrscheinlich freiwillig mit dem Oligarchen oder seinen wohlhabenden Freunden ins Bett, aber meine Julia ist dabei. Was wird sie machen, wenn man von ihr erwartet, dass sie Sex mit dem Oligarchen hat? Schließlich ist der Mann im Moment der drittreichste Milliardär Russlands.
»Geh da nicht hin«, sage ich.
»Das geht nicht. Wir müssen. Aber mach dir keine Sorgen. Es wird nichts passieren, und egal was kommt, ich werde Nein sagen.«
Was sie sagt, klingt gut, aber es beruhigt mich nicht im Geringsten. Die ganze Nacht wälze ich mich im Bett hin und her und mache mir Sorgen.
Am nächsten Tag telefonieren wir wieder. Julia redet über allerhand belangloses Zeug, und ich muss sie erst auf den vorherigen Abend ansprechen. Erst dann erzählt sie mir zögernd von der Party. Die Mädchen kamen dort an und saßen mit dem Oligarchen und seinen Freunden an einem großen Tisch. Einer nach den anderen hat sich ein Mädel geangelt, und ein New Yorker Freund des Oligarchen hatte Interesse an Julia. Sie wies ihn jedoch in die Schranken und wollte nicht mitmachen.
»Und?«, frage ich.
»Nichts weiter. Ich saß dort noch eine Weile herum, und danach bin ich ins Hotel gefahren worden.«
»Und das soll ich glauben?«, frage ich wütend.
»Du wirst wohl keine andere Wahl haben«, antwortet sie.
Nein, ich muss ihr vertrauen. Ich kann ihr nichts unterstellen, auch wenn es mir schwerfällt, diese Geschichte zu glauben. Warum hat Julia nicht gleich darüber geredet, sondern erst, nachdem ich sie darauf angesprochen habe? Es ist etwas faul an dieser Sache. Ich weiß es, aber im Moment ist es besser zu schweigen. Julia ist noch ein paar Tage in London. Wir telefonieren nun nicht mehr so oft. Sie sagt, sie habe zu tun und sei müde. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit der Sache umgehen soll. Hatte sie nun etwas mit einem der Typen dort, oder nicht? Diese Frage beschäftigt mich die ganze Zeit, und ich kann gar nicht mehr richtig arbeiten, denn es fällt mir schwer, an etwas anderes zu denken.
Nach einer Woche kommt Julia nach Hause. Wir tun so, als wäre nichts gewesen. Doch nach einem Tag klingelt das Telefon. Julia nimmt es und geht in den anderen Raum, obwohl sie Russisch spricht und weiß, dass ich nichts verstehen kann.
»Wer war das?«, frage ich.
»Nichts. Es war das Theater. Die wollten was.«
Ich glaube ihr nicht, aber beschließe, es dabei zu belassen. Über die nächsten Tage klingelt das Telefon immer wieder, einmal sogar mitten in der Nacht.
»Das war jetzt aber nicht das Theater. Um halb drei in der Früh. Oder?«, frage ich erbost.
»Nein, war es nicht«, sagt Julia.
»Und? Wer war’s?«
»Das war Oleg. Er ist in der Ukraine, in einem Hotel. Betrunken.«
»Oleg, der Oligarch?«, frage ich.
»Ja, der Oligarch. Aber du musst mir glauben. Ich hatte nichts mit ihm. An dem Abend in London ist nichts passiert. Ich bin alleine nach Hause. Er hat sich am nächsten Tag meine Telefonnummer vom Theater geben lassen. Seitdem ruft er mich an und will mich treffen. Manchmal ruft er auch nur an, um mir zu sagen, wie süß er mich findet, und will reden. Meistens ist er betrunken, wenn er anruft.«
Ich bin sprachlos. Kopfschüttelnd setze ich mich auf die Kante des Betts. Das ist ein gewaltiges Problem. Wie bin ich denn in diese Situation geschliddert? Der drittreichste Mann Russlands will mein Mädchen. Er kann jede haben. Aber er will gerade meine. Was nun? Einpacken und aufgeben? Ich hab doch gegen diesen Typen ohnehin keine Chance.
»Und jetzt?«, frage ich Julia.
»Keine Ahnung. Ich halte ihn hin. Ich will den nicht, ich will nur dich. Egal, wie viel Geld der hat. Der wird schon irgendwann aufgeben.« Ich bin fassungslos und zugleich gerührt.
Die nächsten Wochen und Monate klingelt regelmäßig Julias Telefon, und sie spricht mal länger, mal kürzer mit Oleg. Manchmal kommt sie auch zu spät von der Arbeit, weil Oleg ihr aufgelauert
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