Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
hat und sie noch mit ihm reden musste. Einmal musste sie sogar einen Drink mit ihm nehmen und kam zwei Stunden zu spät nach Hause. Ich frage meine Familie, wie ich mit der Situation umgehen soll, aber die raten mir nur, einen kühlen Kopf zu bewahren und abzuwarten.
»Julia muss das regeln«, sagt meine Mutter und auch die meisten meiner Freunde. Bei Julias regelmäßigen Familienfesten kommt das Thema auch zur Sprache. Julias Familie macht sich Sorgen um mich. Die Mutter und der Stiefvater würden Julia wohl lieber bei dem Oligarchen sehen. Der Rest der Familie, speziell der Vater, sorgt sich um mich, denn ich fange an, ungehalten zu werden. Gerade wenn ich ein paar Wodka intus habe. Ich denke in diesen Tagen viel nach. Oleg ist auch nur ein Mann. O.K. , ein mächtiger Mann, aber er will etwas, das mir gehört, und ich finde es respektlos, dass er es sich so offen nehmen will. Am Ende beschließe ich, etwas dagegen zu tun. Es ist egal, ob ich zusammengeschlagen werde oder tot auf einer Müllhalde ende. Lieber in Würde sterben, als den Rest meines Lebens das Gefühl zu haben, ein Weichei und Verlierer zu sein. »Wie weit wird er gehen?«, frage ich mich. Worauf lasse ich mich ein? Egal. Ich muss da durch. Als Erstes schreibe ich die ganze Geschichte auf. Danach schicke ich sie an meine besten Freunde mit dem Hinweis, damit an die Presse zu gehen, wenn mir etwas zustößt oder ich verschwinde.
Dann, an einem Dienstagabend, ist Julia in der Dusche, und das Telefon klingelt wieder. Ich geh ran. Auf der anderen Seite säuselt jemand etwas auf Russisch, was sich in etwa wie »Na, meine Kleine?« anhört.
»Hier ist Chris, der Freund von Julia«, antworte ich auf Englisch. »Ruf hier bitte nicht mehr an. Ich dulde dies nicht.«
»Sorry, ich spreche kein Englisch«, kommt es gebrochen vom anderen Ende.
»Ah, so ist das«, antworte ich aggressiv. »Du bist einer der reichsten Männer Russlands, mit einer Villa in London, aber du sprichst kein Englisch, hm?«
Auf der anderen Seite klickt es. Oleg hat aufgelegt. Ich nehme die SIM -Karte aus Julias Telefon und spüle sie im Klo herunter. Als Julia aus der Dusche kommt, erzähle ich ihr alles. Sie ist wütend auf mich, denn sie macht sich Sorgen. Als ich ihr erzähle, dass ich ihre SIM -Karte ins Klo geworfen habe, wird sie noch wütender. »Meine ganzen Kontakte!«, schreit sie.
»Sorry. Es ging nicht anders. Morgen holen wir dir eine neue Nummer, und die gibst du niemandem im Theater«, befehle ich. Die nächsten Tage erwarte ich das Schlimmste. Ich traue mich kaum auf die Straße und warte nur darauf, dass mich jemand in ein Auto zieht oder ein Schlägertrupp erscheint und mich fertigmacht. Doch es passiert nichts. Überhaupt gar nichts. Ein paar Wochen später passt Oleg Julia nach der Vorstellung ab.
»So. Du hast also einen Freund«, sagt er. »Du wirst das noch bereuen, dass wir nicht Freunde geworden sind, und dass du mich so hängen lässt. Früher oder später brauchst du mich.«. Julia verabschiedet sich höflich und fährt nach Hause zu ihrem Mittelklasse-Deutschen.
Irgendwann ist es dann trotzdem vorbei zwischen Julia und mir. Das Drama zieht sich über Jahre, bis ich endlich die Kraft finde, mich zu trennen. Sie ist ein gutes Mädchen und eine tolle Frau. Nur passen wir beide nicht zueinander. Am Ende bin ich fast froh und erleichtert, dass es vorbei ist. Die Beziehung bestand nur aus Gut und Schlecht, es gab nichts dazwischen, und man wusste nie, wann der nächste Ärger anrückt. Jetzt habe ich mehr Zeit und kann Moskaus Partyleben genießen.
Es dauert Jahre, bis ich wieder von Oleg höre. In der Zwischenzeit ist er geschieden, sein Imperium zusammengebrochen, und er ist nur noch einer von vielen Milliardären im Land. Er sponsert auch das Bolschoi nicht mehr. Aber an Julia hat er immer noch Interesse. Obwohl wir schon Jahre nicht mehr zusammen sind, hat sie es noch nicht mit ihm probiert. Zumindest sagt sie das. Mir ist es mittlerweile egal.
Joyce
»Kann ich bis Montag bleiben?«, fragt Joyce, eine DJ ane aus Brasilien, die wir für eine Party nach Moskau einfliegen. »Hm, wir haben das Hotelzimmer für eine Nacht, aber du kannst bei mir im Gästezimmer schlafen, wenn du magst.«
»Klar, so machen wir es«, textet sie zurück.
Dann denke ich nach. Ein exotisches Mädchen bei uns in der Männer- WG ? Es gibt kein Wochenende ohne Alkohol, Drogen und Frauen. Meistens treffen wir uns irgendwann zwischen sechs Uhr früh und zwölf Uhr mittags mit
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