Führe mich nicht in Versuchung
sie nicht so hoch schwingen lassen sollen, Damien. Was wäre wohl geschehen, wenn ich sie nicht gefangen hätte?«
»Es war dumm von mir, ich weiß«, gab Damien zu.
»Das ist noch freundlich ausgedrückt«, stieß Max hervor.
»Lass es gut sein, Max. Ich werde es nicht noch einmal tun.«
»Ach bitte, streitet euch nicht«, bat Jillian und stemmte sich von Maxens Brust ab, um von ihm zu ihrem Bruder hinüberzublicken. Maxens Gesicht war so weiß wie Damiens. Er war offensichtlich ebenso erschrocken wie ihr Bruder. In diesem Moment wurde Jillian klar, dass Max sich um sie sorgte, dass sie ihm nicht gleichgültig war.
Damien zog sie vorsichtig aus Maxens Griff und setzte sie auf den Boden. »Ich werde dir niemals wieder erlauben, so hoch zu fliegen.«
Jillian wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber warum? Du kannst mich ruhig kräftig schubsen, denn jetzt weiß ich ja, dass Max mich auffangen wird.«
Max verschränkte die Arme vor der Brust und trat einige Schritte zurück. Sie folgte ihm und stellte sich neben ihn. »Ich werde erst wieder den Himmel berühren, wenn er in der Nähe ist.«
»Hm ... nun ja ... wir werden sehen.« Damien beugte sich hinunter und hob etwas auf. »Du hast deinen Zahn schon wieder verloren.«
Jillian nahm den Zahn aus Damiens Hand und hielt ihn Max hin. Sie wollte ihm etwas geben, das ein Teil von ihr war. »Nimm ihn«, flüsterte sie. »Damit du dich an den Tag erinnerst, an dem du mich aufgefangen hast.«
Er starrte auf ihre ausgestreckte Hand hinunter und schüttelte den Kopf. »Dann ist deine Sammlung ja nicht vollständig. Behalte ihn nur, damit du dich daran erinnerst.«
»Ich werde es nie vergessen.« Bevor er sie daran hindern konnte, ließ sie den Zahn in seine Jackentasche fallen und ergriff seine Hand. Er runzelte die Stirn, als sie ihre kleinen Finger zwischen die seinen schmiegte. Sie lächelte zu ihm hinauf und ließ ihre andere Hand in die ihres Bruders gleiten. Der Gedanke gefiel ihr, dass sie alle miteinander verbunden waren ... wie eine Familie.
»Damien?« sagte sie mit leiser Stimme, aus Angst, Max zu verscheuchen, wenn sie zu laut redete. »Können wir nicht zusammen in der Laube Tee trinken?«
»Ich denke, das ließe sich machen. Was meinst du, Max?«
»Du musst doch sehr durstig sein, Max«, sagte Jillian schnell. »Und unsere Köchin hat Sahnetörtchen gemacht.« Plötzlich war es ihr unendlich wichtig, dass sie alle drei noch eine Weile zusammen blieben. »Ach, bitte, Max. Es ist mein Lieblingsplatz, und ich möchte ihn dir gerne zeigen.«
Seine Stirnrunzeln glätteten sich wie die Laken ihres Bettes, wenn sie geradegezogen wurden, und er nickte.
Sie trat einen Schritt vor. Sie wollte ihn in die Laube führen, bevor er es sich wieder anders überlegen konnte. Wenn er erst einmal dort war, würde er nicht wieder fort wollen, das wusste sie. Ihr ging es zumindest immer so.
Zwischen ihrem Bruder und ihrem neuen Freund schritt sie die kleine Treppe hinauf. Es schien ganz natürlich zu sein, diese beiden Menschen neben sich zu spüren. Irgendwie war es beinahe Hexerei. Ganz so, als hätte sich die Welt um sie herum vor ihren Augen verändert.
Sie lief direkt zur Klingel hinüber, um einen Diener zu rufen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Maxens Mundwinkel sich ein klein wenig nach oben zogen. Sie hatte ihn nur selten lächeln sehen, aber wenn sie so allein wäre wie er, würde sie sicherlich auch kaum lächeln.
Aber er musste ja nicht allein sein! Sie konnte ihren Bruder und ihre Weihnachtsfeste mit ihm teilen. Sie konnte dafür sorgen, dass er neben ihr und Damien ging hinter ihnen ... wenn er es zuließe. Sie wünschte nur, dass er nicht so schrecklich dickköpfig wäre.
Sie biss sich auf die Lippe und verdrängte diesen Wunsch mit aller Macht aus ihrem Kopf. Sie hatte nur noch einen übrig - ihren Geburtstagswunsch, den sie sich für etwas ganz besonderes aufgespart hatte.
Sie hob ihren Blick zum Himmel und formulierte ihre Bitte ganz bewußt. Vorsichtshalber flüsterte sie die Worte auch noch vor sich hin, um sicherzugehen, dass sie ankommen würden. Zufrieden lehnte sie sich dann in ihrem Sessel zwischen Max und Damien zurück.
»Und warum siehst du jetzt so besonders zufrieden aus?« fragte Damien seine Schwester.
Auch Max ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und blickte Jillian prüfend an. Sie machte wirklich einen überaus zufriedenen Eindruck. Aber warum auch nicht? dachte er. Sie hatte wieder einmal ihren Willen
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