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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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bekommen. Er versuchte, sich darüber zu ärgern, scheiterte aber jämmerlich. Statt dessen-fühlte er sich seltsam, beinahe zufrieden.
    »Ich habe mir gerade etwas zum Geburtstag gewünscht«, sagte Jillian, und ihre Wangen liefen rot an.
    »Was hast du dir denn gewünscht?« erkundigte sich Damien.
    »Dass Max zu unserer Familie gehört«, erwiderte sie mit ernstem Gesichtsausdruck.
    Damien lächelte und zog sie liebevoll zu sich herüber. »Ich glaube, in gewisser Weise tut er das bereits, Jillie.«
    Max hatte das Gefühl, als sei ihm die Seele aus der Brust hervorgebrochen und habe sich auf den Boden ergossen, wo sie jeder sehen konnte. Als er Damien und Jillian beobachtete, wie sie in ihrer Umarmung in eine eigene Welt versunken zu sein schienen, wandte er den Blick ab und ließ ihn auf einem Blatt ruhen, das sich einen Weg durch das Holzgeflecht gebahnt hatte. »Dein Wunsch ist verschwendet.«
    »Nein, das ist er nicht«, erwiderte Jillian freundlich. »Du hast dein eigenes Zimmer hier und isst andauernd bei uns -«
    »Du benimmst dich lächerlich«, sagte er mit angespannter Stimme, stand auf und schritt auf den Bogen des Eingangs zu. Er musste fort von hier, weg von ihrer Fantasie, die jeder Logik spottete.
    »Vorsicht, Max, geh nicht zu weit«, warnte ihn Damien.
    »Ich gehe zu weit? dachte Max, als er zu Damien und Jillian hinüberblickte. Er war nicht derjenige, der Zähne verschenkte und davon brabbelte, den Himmel zu berühren.
    »Schon gut, Damien«, beruhigte ihn Jillian. »Er weiß nicht, dass er mich auf die gleiche Weise behandelt, wie sein Vater ihn behandelt.«
    Max erstarrte. Er hatte das Gefühl, als ob Jillian ein Vergrößerungsglas hochhielt, in dem sich das Bild seines Vaters widerspiegelte.
    Jillian trat auf ihn zu und nahm seine Hand. »Es ist in Ordnung, Max. Du weißt es ja nicht besser.«
    »Wahrscheinlich weiß ich es wirklich nicht«, entgegnete er. Er kannte nur das, was man ihm beigebracht hatte und was er sah, aber nun gab es da noch etwas, und es schien gänzlich anders zu sein. Seine Finger schlossen sich instinktiv um ihre Hand. Es amüsierte ihn, welch ein tröstliches Gefühl ihm diese kleine Hand vermittelte, und er ließ es zu, dass sie ihn zu seinem Sessel zurückführte.
    Der Diener erschien mit dem Tee, und Jillian servierte ihn unbeholfen, wobei sie mehr auf die Untertassen goß als in die Tassen selbst.
    »Hast du irgendwelche neuen Sagen gelernt?« fragte Damien seine Schwester.
    »Oh, ja. LadyLou hat mir die Geschichte von Pandora erzählt. Soll ich sie Euch erzählen?«
    Max streckte seine Beine aus, um ihr Geplapper bereitwillig über sich ergehen zu lassen. Nach einer Weile stellte er jedoch überrascht fest, dass er gebannt zuhörte. Er mochte die Art und Weise, wie sie ihre kleine Nase rümpfte. Ihre grünen Augen funkelten, als sie ihnen all die bösen Dinge auflistete, die aus Pandoras Büchse geflogen kamen.
    Jillian strich über die Rüschen ihres Kleides. »LadyLou sagt, dass ich genau wie Pandora bin. Meine Neugierde würde mich noch einmal in Bedrängnis bringen. Aber es bestehe noch Hoffnung für mich.«
    »Bist du dir da ganz sicher?« fragte Max mit einer seltsamen Leichtigkeit in der Stimme. Die Einsicht, dass ihm dieser Nachmittag viel Spaß bereitete, schockierte ihn. Er benahm sich so ungezwungen wie selten. Er scherte sich nicht um Besitz und darum, wie sich der Erbe eines Herzogtums zu benehmen hatte. Es war beinahe so, als wären Damien und er wieder zu kleinen Jungen geworden, die gegen Fantasiedrachen kämpfen mussten oder im Teich fischten. Es war beinahe so, als wären sie eine Familie.
    Als hätte sie seine Gedanken erahnt, bedachte ihn Jillian mit ihrem herzerweichenden Lächeln, schob ihre Hand unter seinen Arm und griff gleichzeitig nach Damiens Hand.
    Max blickte in das kleine Gesicht, das sich zu ihm erhob, und er empfand ein völlig neues Zugehörigkeitsgefühl. Heute hatte er die Büchse der Pandora geöffnet und die Hoffnung entdeckt. Sie kauerte ganz unten, am Boden.
     

Kapitel 3
    Der Sommer war viel zu schnell zu Ende gewesen, und schon war es Zeit für Max und Damien, ins Internat zurückzukehren, um dort ihr letztes Jahr zu absolvieren.
    Jillian hatte beide heftig umarmt und versprochen, sofort zu schreiben, wenn sie erst einmal alle Buchstaben des Alphabets kannte. Max maß ihrem Versprechen keine große Bedeutung bei, denn er bezweifelte, dass sie lange genug stillsitzen konnte, um eine Notiz, ganz zu schweigen von einem

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